Rendezvous mit Mr Darcy
würde bei der Fahrradparade mitfahren, und alle würden Badminton und Krocket spielen und die Limonade und die in Buttermilch gebackenen Hähnchen in die Picknickkörbe für später, wenn das Feuerwerk abbrannte, einpacken. Hier aber gab es kein nennenswertes Feuerwerk. Noch nicht mal einen Funken.
Auf dem Waldboden hinter ihr knirschte es.
»Miss Parker, sind Sie das?«
Ihr glitt fast die Laterne aus der Hand. Henry stieg wie aus dem Nichts von seinem Pferd ab. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Was tun Sie hier?«
»Das ist eine gute Frage. Eine sehr gute Frage!« Sie schniefte. »Die ich Ihnen genauso gut stellen könnte! Jedes Mal, wenn ich irgendwo bin, wo ich nicht sein sollte, tauchen Sie auf.«
Er lächelte. »Der Diener von Dartworth hat mir gesagt, dass Sie eins meiner Pferde nach Bridesbridge genommen haben. Als ich in Bridesbridge ankam, erzählte mir Mrs Crescent, Sie hätten gedacht, sie würde ihr Baby bekommen, und wären hinausgestürmt. Ich sah das Licht der Laterne von der Straße aus.«
Er führte sie hinüber zu einem alten Baumstumpf, und sie setzte sich hin, unfähig, etwas von sich zu geben. Besorgt musterte er sie im flackernden Licht der beiden Laternen. »Geht es Ihnen gut?«
»Nicht wirklich.« Chloe schaute hinunter auf ihr zerrissenes Kleid und sackte in sich zusammen wie ein Soufflé, das nicht aufgegangen war. Die Spitzen ihrer Stiefel wiesen zueinander hin. Sie verschränkte ihre Hände zwischen den Knien und drückte ihre Finger fest gegen die Knöchel, als ob dies ihre Tränen aufhalten würde. Sie sollte nicht ohne Begleitung hier mit Henry in der Dunkelheit sein, doch niemand schien sich an die Regeln zu halten, warum sollte sie das also tun?
»Nun, zunächst einmal habe ich ein bisschen Heimweh. Heute ist …« Sie biss sich auf die Lippe und schaute hoch in die Sterne. Rote, weiße und blaue Sterne.
»Ihr Unabhängigkeitstag.«
Eine weitere Strähne löste sich aus ihrer Hochsteckfrisur. »Ha! Mein Unabhängigkeitstag. Wohl kaum.«
Henry legte Steine zu einem Kreis zusammen, und markierte damit den Rand eines Feuers. »Das sehe ich anders.«
»Also bitte.« Chloe stand auf und sammelte Stöcke für das Feuer. »Ich stecke in einem Kleid, das ich noch nicht einmal selbst angezogen habe, laufe irgendeinem Kerl hinterher, von dem ich angenommen hatte, ich würde ihn kennen, und geglaubt hatte, er könnte mein Happy End werden und all meine Probleme lösen. Wie kann man nur so dumm sein?« Sie warf die Stöcke in den Steinkreis.
Er zündete einen heruntergefallenen Zweig an der Flamme von Chloes Laterne an. Der trockene Zweig begann zu brennen und sprühte Funken. »Ich finde, Sie sind ganz schön unabhängig. Sie befinden sich auf der anderen Seite der Welt. Allein. In einer anderen Kultur – und das auch noch, mehr oder weniger, in einer anderen Zeit.« Er zündete mit dem brennenden Zweig die Stöcke im Kreis an, woraufhin die Flammen nach oben stießen. »An einem Feiertag, der die Lossagung Ihres Landes von unserem Land markierte. Das muss schwierig sein.«
»Das ist nicht schwierig.« Sie stach mit einem Stock in das Feuer. Der Geruch eines Lagerfeuers weckte Erinnerungen an all die Sommer, die sie in einem Camp an der Ostküste verbracht hatte. Sie hob den Stock aus dem Feuer und schaute der Flamme zu, die an dessen Ende flackerte. »Hot Dogs mochte ich nie. Und Baseball ebenso wenig. Ich mochte den Teekuchen meiner Großmutter. Sie stammt aus England, wissen Sie. Ich mochte das Lied ›God Save the Queen‹. Und was Feuerwerke angeht – nun ja …«
Henry warf einen kleinen Holzscheit in das Feuer, der daraufhin knisterte und einknickte.
»Die liebe ich. Von denen kann ich gar nicht genug kriegen.«
»Es ist wohl nicht ganz einfach, gleichzeitig Amerikanerin und anglophil zu sein. Sind Sie deshalb noch zu so später Stunde hier am Eishaus?«
Chloes Beine wurden weich wie Pudding. Sie stand auf und lehnte sich gegen die Holztüren des vermeintlichen Räucherhauses. »Eishaus?«
Henry stieß mit seinem Fuß Schlamm auf das Feuer, um es auszumachen. »Ja. Was um alles in der Welt machen Sie hier eigentlich? Ich bin noch nicht einmal dazu gekommen, mit Ihnen zu tanzen.«
Das Feuer verglomm unter dem Schlammbrocken. Chloe schaute hinter sich auf die verriegelten Holztüren. Ihr zerrissenes Ballkleid und die schmutzigen Schuhe wurden von der letzten Glut des Feuers beschienen. Sebastian könnte jede Minute auftauchen. »Das hier ist das Eishaus?«
»Ja.
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