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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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sein. Zwei Schmetterlingsnetze standen gegen einen Schreibtisch gelehnt. Sie drehte sich um, einen Kameramann direkt hinter sich. Ohne nachzudenken, fragte sie ihn: »Wo sind wir hier?«
    Der Kameramann antwortete nicht. Doch sie wusste es auch so.
    Ein Schwert und eine Fechtmaske lagen auf dem Schreibtisch, zusammen mit einem Wachsstempel, auf dem ein W eingeprägt war. Ein Stapel Taschentücher lag auf dem Waschtisch. Die Initialen HW waren in deren Ecken aufgestickt. Es war Henrys Schlafzimmer. Hing da etwa ein Suspensorium über dem Stuhl? Es machte einen eher – geräumigen Eindruck. Doch schlichen Damen sicher nicht in den Schlafzimmern von Herren herum und begutachteten ihre Schutzausrüstung, und vor allem dann nicht, wenn ihre Anstandsdamen in den Wehen lagen. Sie errötete.
    Sie eilte durch dieselbe Tür hinaus, durch die sie gekommen war, ging denselben Weg wieder zurück und fand schließlich den Weg zur Ahnengalerie.
    Sie hob ihr Kleid, hastete die Marmortreppe hinunter, griff in der Garderobe nach ihrem Mantel und huschte durch die Eingangstüren in die Nacht hinaus. Am Fuß der prunkvollen Treppe erblickte sie einen Diener.
    »Ich brauche einen Wagen und einen Kutscher!«, stieß sie atemlos aus. »Mrs Crescent bekommt ihr Baby!« Hastig zog sie ihren Mantel an.
    Der Diener blickte zu den Ställen, wo die Kutschen standen. »Es wird eine halbe Stunde dauern, um eine bereitzustellen.«
    Chloe marschierte unruhig auf und ab. »Eine halbe Stunde! So lange kann ich nicht warten …«
    »Hier.« Der Diener band ein Pferd von einem Pfahl los. »Nehmen Sie ein Pferd. Mit dem werden Sie viel schneller dort sein.«
    Sie trat einen Schritt zurück.
    Der Diener ergriff ihre behandschuhte Hand mit dem Fächer und dem Pompadour, der an ihrem Handgelenk hing. »Ich weiß, es ist für einen Herrn gesattelt und nicht für eine Dame, aber ich helfe Ihnen, aufzusteigen. Das sollte kein Problem sein.«
    »Nein! Nein, danke.« Chloe zog ihre Hand zurück. »Ich werde hinüberlaufen.« Mit diesen Worten sprang sie von der untersten Stufe in den zähen Matsch, in dem ihr Schuh prompt stecken blieb. Als sie versuchte, ihren Fuß aus dem Dreck herauszuziehen, riss das Schuhband beinahe wieder. Sie schaute zu dem Diener hoch, der ihr seine Hand lächelnd hinstreckte, um ihr aus dem Matsch zu helfen.
    Ja, sie vermisste Autos, Taxis, Busse und vielleicht sogar Harleys.

19. K apitel
    Der Diener flirtete doch tatsächlich mit ihr. Obwohl der Kerl nicht älter als achtzehn sein konnte, vielleicht war er sogar noch minderjährig. Doch Chloe wollte keine einzige Minute verlieren, egal wie reizvoll und schmeichelhaft die Situation auch immer war.
    Schließlich streifte er ihr den schmutzigen rosa Schuh über und setzte ihren Fuß in den Steigbügel. Zitternd hob Chloe ihr Kleid bis zu den Knien an, sodass der Diener ihre Strümpfe aufblitzen sah, und schwang ihr Bein über das Pferd.
    Der Kameramann kam näher. Sie wusste, dass sie gegen sämtliche Regeln verstieß, indem sie mit ihrem Ballkleid in einem Herrensattel ritt – doch Mrs Crescent bekam ihr Baby! Ihr Kleid war zerrissen, aber sie umklammerte die Zügel und kniff die Augen zusammen, dennoch ohne die Fackeln vor Bridesbridge auch nur halbwegs ausmachen zu können. Sie ritt im Galopp und schmiegte sich tief gebeugt auf das Pferd, ganz dicht an seinem Hals.
    Das Pferd schien sich dennoch kaum von der Stelle wegzubewegen, so wie in einem Albtraum, in dem man lief und lief, aber nicht von der Stelle kam. Dabei musste sie doch zu Mrs Crescent. Sie musste! Ihre Hände schwitzten in den Tanzhandschuhen, und ihre Waden verkrampften sich, während sie sie seitlich gegen das Pferd drückte.
    Der Mond warf ein schauriges Licht auf den schlammigen Weg, und die dunklen Bäume ragten bedrohlich vor ihr auf. Als sie endlich Bridesbridge erreichte, tätschelte sie zittrig den Hals des Pferds. Ihr Pompadour und ihr Fächer, beide unversehrt, baumelten von ihrem Handgelenk.
    »Geschafft, mein Junge. Brav! Brav!« Es war kein Diener da, niemand schien auf Bridesbridge zu sein, und so band sie das Pferd an einem Baum fest.
    Ihr Haar und die Bänder hatten sich gelöst und fielen ihr auf die Schultern, und sie wischte sich den Schweiß vom Nacken, während sie die Treppe nach Bridesbridge hochlief, zwei Stufen auf einmal nehmend. Nicht einmal der Nachtwächter war da.
    Ein einziger Kerzenleuchter mit Kerzenstümpfen brannte in der dunklen Eingangshalle. Na, das würde doch einen schönen

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