Rendezvous mit Mr Darcy
Tatsachen nicht bestreiten.«
Er reichte ihr ein Blatt Papier. »Hier ist die Biografie von Mr Wrightman. Ich bin mir sicher, sie wurde Ihnen nach Chicago gemailt. Haben Sie sie gelesen? Er ist unser begehrtester Junggeselle.«
Sie hatte sie sogar mehr als einmal gelesen. Jetzt leuchtete ihr ein, warum sie nur die Biografie eines Mannes erhalten hatte statt der gesamten Besetzung, oder eine Zusammenstellung der Biografien anderer möglicher Verehrer. Sie und eine Schar anderer Frauen würden gegeneinander ausgespielt werden, um den wohlhabenden Mr Wrightman für sich zu gewinnen.
Er sah zumindest auf dem Papier gut aus. Wenn Chloe seiner Biografie Glauben schenken durfte, war er nicht nur ein Bewunderer von Jane Austen mit abgeschlossenem Studium in Oxford, sondern auch ein Mann, der Ehrlichkeit schätzte, bereit war, eine Familie zu gründen, und obendrein gerne reiste. Er und sie schienen in jeder Hinsicht gut zusammenzupassen, doch waren ihre Hoffnungen ja leider schon einmal zerstört worden.
»Ja, habe ich.« Sie wandte den Bildschirmen den Rücken zu, gab George die Biografie zurück, ohne auch nur einen Blick darauf geworfen zu haben, und schritt in dem Wohnwagen auf und ab. Die Kamera folgte ihr.
Eine schlaksige, schwarz gekleidete junge Frau kam aus einem Raum hinten im Wohnwagen und schlenderte zur Espressomaschine.
George sah wieder nach seinem iPhone. »Kopf hoch, Miss Parker! Sie sind eine amerikanische Erbin auf Besuch in England, um den Sommer auf dem Land zu verbringen. Ich gehe davon aus, Sie werden die Rolle übernehmen.«
Sagte er gerade »Erbin«?
»Erbinnen müssen keinen Mann für sich gewinnen.« Sie ging wieder zu ihm hinüber.
Er hielt ihr ein dickes, schwarzes, handgebundenes Buch entgegen, auf dessen Einband in goldgeprägten Buchstaben Miss Parkers Regelbuch stand. »Sagen Sie Janey, wie Sie Ihren Kaffee trinken möchten!«
»Ein Latte Macchiato aus doppeltem Espresso mit fettarmer Milch. Wenn das nicht möglich ist, dann einfach nur einen normalen …«
George unterbrach sie. »Einer Erbin wäre es egal, ob die Bedienstete ihren Anordnungen Folge leisten kann oder nicht. Es ist nicht ihr Problem.« Er legte schließlich sein iPhone beiseite, nahm eine Fernbedienung in die Hand und richtete sie auf einen der Fernsehbildschirme. »Sie werden von dieser Show begeistert sein. Sie ist eine einmalige Gelegenheit. Schauen Sie nur! Das hier passiert gerade auf dem Anwesen.«
Auf einem der Bildschirme fütterte eine Frau mit einer Haube auf dem Kopf gerade Hühner, auf dem anderen hackte eine Köchin Kräuter, und auf dem dritten Bildschirm stand ein dunkelhaariger Mann in der Nähe einer Kupferbadewanne, knotete sein Halstuch auf, während Licht durch ein Fenster hinter der Badewanne fiel, wodurch seine Gestalt schemenhaft zu erkennen war. Ein Butler streifte seine Weste ab und zog ihm das locker sitzende Leinenhemd über den Kopf. Die Schulterblätter des Mannes wurden sichtbar. War er das? Mr Wrightman, den sie für sich gewinnen sollte?
Sie tat, als würde sie sich Luft zufächern. »Sei still, mein pochendes Herz. Oh George, ist das mein zukünftiger Ehemann?«
George betrachtete die junge Frau, die die Hühner fütterte, während er antwortete. Das zischende Geräusch des Milchaufschäumers der Espressomaschine übertönte fast seine Stimme. »Regel Nummer eins. Sarkasmus wird nicht geduldet. Regel Nummer zwei. Sie haben keine Tochter, und Fiona hat die Anweisung, nicht mit Ihnen über sie zu sprechen oder den anderen Darstellern davon zu erzählen.«
Janey gab George seinen Kaffee in einem schwarzen Becher und reichte Chloe ihren Latte Macchiato in einem weißen Pappbecher, einschließlich des Plastikdeckels. »Danke«, sagte Chloe und stellte fest, dass sie einen Kaffee zum Mitnehmen bekommen hatte.
Ohne ein weiteres Wort schlich sie wieder in den hinteren Teil des Wohnwagens.
Selbst durch den Papierhenkel brannte der Kaffee in Chloes Hand, woraufhin sie ihn auf dem mit Klatschmagazinen übersäten Tisch absetzte.
George trank seinen Kaffee aus. »Auch wenn viele Promis im einundzwanzigsten Jahrhundert alleinerziehende Mütter wie Sie sind, haben Sie hier trotzdem keine Tochter. Es wäre uncool, außer Sie wären eine Witwe, und das erschien uns, offen gesagt, nicht sexy genug. Hier sind Sie eine amerikanische Erbin, die sich unbedingt ihren Platz in der Gesellschaft sichern möchte – und zwar schnell. Dies könnte, nicht zuletzt angesichts Ihres Alters, Ihre letzte
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