Rendezvous mit Mr Darcy
einem solchen Jane-Austenesken Plan in der Hoffnung teilgenommen hatte, so seine wahre Liebe zu finden – wenn sie dem Ganzen überhaupt Glauben schenken durfte.
»Sie sind die einzige amerikanische Kandidatin.«
Das hörte sich für sie nicht gut an. Sie hatte das Gefühl, als nähme sie an einem olympiaartigen Wettstreit teil und wäre die alleinige Vertreterin der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika, wenngleich sie alles andere als eine typische Amerikanerin und deshalb für diese Aufgabe wohl kaum geeignet war.
»Regel Nummer drei«, erklärte George. »Bleiben Sie Ihrer Rolle treu. Keine Gespräche über das Internet, die Arbeit und iPods.«
»Ich glaube, wir sind mittlerweile bei Regel Nummer fünf. Aber machen Sie sich keine Gedanken, ich werde schon nicht über das moderne Leben plappern. Ich bin nämlich heilfroh, davon wegzukommen.«
»Es wird jeden Tag eine Aufgabe geben. Manche werden nur einige Stunden in Anspruch nehmen, andere werden sich über die Dauer Ihres Aufenthaltes erstrecken, doch jede kleine Aufgabe wird fünf Punkte bringen, größere Aufgaben und Wettbewerbsübungen fünfzehn. Diese ›Vielseitigkeitspunkte‹ werden Sie erhalten, indem Sie sich kleinen Herausforderungen stellen, wie zum Beispiel eine Haube verzieren und ein paar typische Handarbeitsaufgaben des Regency erledigen.
Nach jeweils zwanzig Vielseitigkeitspunkten gewinnen Sie Zeit mit Mr Wrightman. Es werden verschiedene Wettbewerbe stattfinden, unter anderem ein Bogenschießen und eine Fuchsjagd. Ein Gewinn bringt immer Vorteile für Sie. Und wenn Sie zu dem Ball eingeladen werden möchten, müssen Sie die Einladungszeremonien überstehen. Bei jeder Einladungszeremonie wird eine Dame, manchmal auch mehrere nach Hause geschickt. Oh, und das Publikum wird Sie während Ihres Aufenthalts per Telefon und Internet bewerten, um Mr Wrightman bei seiner Entscheidungsfindung zu helfen. Sie haben drei Wochen Zeit, um Wie date ich Mr Darcy zu gewinnen.«
Chloe verschlug es die Sprache, als er von diesem vielseitigen Spektrum von Regency-Aktivitäten erzählte, doch das widerliche Punktesystem einer Reality-Show, Beliebtheitswettbewerbe und das Gerangel um einen Heiratsantrag trübten ihre Freude. Sie verstand die Punktebewertung nicht wirklich und hasste die Vorstellung davon. Sie schaute George verkniffen an, doch dann wurden ihre Augen größer, als ihr Blick auf den Bildschirm hinter ihm fiel, wo gerade ein Mann, wohl Mr Wrightman, aus der Badewanne stieg und ein knackiger Hintern aufblitzte, kurz bevor der Diener ein Leinentuch um seinen tropfenden Körper schlang.
»Er hat einen klasse Hintern, oder?«, fragte er, während er neben ihr auf den Bildschirm schaute.
Chloe stürmte zur Wohnwagentür.
»Ich freue mich darüber, dass Sie den gebührenden Anstand einer Heldin des Regency unter Beweis stellen. Ihr Verhalten muss stets dem einer angesehenen Dame im Jahr 1812 entsprechen. Als Bewunderin von Jane Austen wissen Sie bestimmt, was erlaubt ist und was nicht, doch für alle Fälle sind in dem Regelwerk sämtliche Punkte ausführlich beschrieben. Jegliches Benehmen entsprechend der heutigen Zeit kann einen Ausschluss zur Folge haben.«
Sie biss sich auf die Lippe.
»Jetzt zum angenehmen Teil. Die Extras.« George führte sie zu einer offenen Holztruhe.
»Ihre Handtasche oder ›Pompadour‹. Darin befindet sich Ihre Tiara, die Sie auf dem Ball tragen werden.« Er hängte ihr einen purpurnen Seidenbeutel über das Handgelenk, und die goldenen Troddeln baumelten, als sie den Arm bewegte.
Der Pompadour sah aus wie eine von Abigails Spielzeughandtaschen. »Frauen hatten damals wirklich viel weniger Gepäck«, erklärte sie.
»Ihr Riechfläschchen.« Er öffnete ein mit Löchern durchsetztes silbernes Behältnis, das kleiner als eine Streichholzschachtel war, und hielt es ihr unter die Nase. Essig und – Zitrone? Er steckte es in ihren Pompadour. »Eine Dame öffnete ihr Riechfläschchen, um keine üblen Gerüche aufnehmen zu müssen, wie zum Beispiel jene, die in Londons Straßen vorherrschten. Oder um sich davor zu bewahren, in Ohnmacht zu fallen.«
»Ich falle nie in Ohnmacht. Außerdem, was soll da draußen schon übel riechen?« Chloe schaute aus der Wohnwagentür hinaus in die üppige Landschaft Englands.
»Ihr Fächer.« George öffnete ihn mit einem klackenden Geräusch, und das Bild einer Frau in einem fließenden Kleid, die Laute spielte, entfaltete sich darauf.
»Er ist wunderschön.«
George ließ ihn
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