Rendezvous mit Mr Darcy
wusste, dass sie solch verbotene Ware nicht mitnehmen konnte, und als hätte Fiona ihre Gedanken gelesen, machte sie ihr das auch unmissverständlich klar.
»Das Team hat Ihre Taschen und Koffer unter die Lupe genommen, Miss Parker, und nur einen geeigneten Gegenstand gefunden, den Sie mitnehmen können; alles andere wird für drei Wochen unter Verschluss bleiben.«
War sie eher über die Tatsache schockiert, dass man ihre Taschen durchsucht hatte, oder dass sie nur ein einziges Teil mitnehmen konnte? Schwierig zu sagen.
»Sie können das hier mitnehmen.« Fiona hielt einen roten Samtbeutel hoch und zog Chloes Diamanttiara heraus, ein Familienerbstück und ihr Talisman. »Die wird perfekt sein für den Ball.«
»Es wird ein Ball stattfinden?«
»Ja, natürlich.«
Fiona gab Chloe den Samtbeutel.
»Meine Großmutter schenkte sie mir an meinem siebzehnten Geburtstag.« Chloe hatte sie bei ihrem Bewerbungsvideo getragen und auch auf den Bällen der Jane-Austen-Society, aber sie hatte noch nie damit getanzt.
»Sie sieht wunderschön aus und wird in Ihren Pompadour passen. Wenn Sie mir jetzt bitte Ihre Handtasche geben.«
Chloe händigte ihre Handtasche aus, behielt aber ihr Handy und das Ladegerät.
Fiona streckte ihre Hand aus.
»Wie bitte?«
»Es ist hier alles historisch genau, Miss Parker. Sie wissen, dass Sie Ihr Telefon nicht mitnehmen können. Davon abgesehen gibt es keinen Strom.«
Keinen Strom zu haben lag außerhalb von Chloes Vorstellungsvermögen. »Kein Telefon? Noch nicht einmal, um eine SMS oder eine E-Mail zu schreiben?«
Fiona legte eine Hand auf die Hüfte, beziehungsweise dorthin, wo ihre Hüfte gewesen wäre, wenn sie denn eine gehabt hätte. »Es wird hierbleiben, unter Verschluss.«
Chloe sank auf die Chaiselongue, doch die Miederstange hinderte sie daran, in sich zusammenzusacken. »Das geht nicht. Ich muss mit Abigail sprechen.«
Fiona lächelte. »Keine Sorge. Für Notfälle steht jedem eine direkte Telefonverbindung zur Verfügung, Tag und Nacht. Ihre Familie hat Georges Telefonnummern. Schicken Sie Abigail eine SMS , dass Sie ihr schreiben werden. Sie haben doch selbst gesagt, Sie würden sich freuen, wieder Briefe zu schreiben. Sie kann Ihnen zurückschreiben. Das wird – nett sein.«
Chloe tippte eine letzte SMS an Abigail: »Werde dir einen Brief schreiben. Darf Telefon nicht mitnehmen. Ruf im Notfall George Maxton an! Lieb dich. Sei brav!«
Bisher hatte sie nicht das Gefühl gehabt, sich auf der anderen Seite des Ozeans zu befinden, Tausende Meilen von zu Hause weg, jetzt aber stellte es sich ein.
Fiona packte das Telefon in einen Plastikbeutel zu den anderen Sachen, und zog den Reisverschluss so entschieden zu, als ginge Chloe gleich ins Gefängnis. Das Geräusch hallte durch den Raum. Die Stille danach, in der Fiona den Beutel in Windeseile wegbrachte, war erdrückend.
Dann wurde die Stille vom Klingeln des Telefons durchbrochen.
Chloe überlief eine Gänsehaut. Was, wenn Abigail dran war, was, wenn sie den Gedanken, keinen Kontakt zu ihrer Mom haben zu können, unerträglich fand, und was, wenn sie wollte, dass sie wieder nach Hause käme …
»Warte! Halt!« Chloe eilte zu Fiona, den Busen genauso eingepfercht in dem engen Mieder, wie sie mit dem Kamerateam, das ihr an den Fersen klebte, im Zimmer eingeschlossen war.
Fiona stand schon vor einem Metallsafe, schloss dessen Tür zu und drehte den Schlüssel um.
»Halt, Fiona! Ich brauche mein Handy! Gib mir mein Handy!«
3. K apitel
»Miss Parker«, sagte George und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, »ein Anruf Ihrer Tochter, um zu fragen, ob sie zu einem Popkonzert gehen darf, stellt keinen Notfall dar.« Chloe hatte Jagd auf George gemacht und ihn in seinem Produktionswohnwagen, der sich auf einer Grünfläche hinter dem Gasthof befand, aufgespürt. Glücklicherweise hatte er Fiona angewiesen, Chloes Telefon aus dem Safe zu holen, und ihr erlaubt, Abigail zurückzurufen. Sie hatte lediglich angerufen, um zu fragen, ob sie mit Winthrop und Marcia zu einem Konzert gehen dürfte, woraufhin Chloe widerwillig zugestimmt hatte. Der Wettkampf um Abigails Gunst hatte begonnen, während Chloe, von modernen Kommunikationsmitteln abgeschnitten, sich am anderen Ende der Welt befand.
In Georges Wohnwagen zog der Geruch von Kaffee durch die Luft, einem guten Kaffee, der Sorte, die Chloe auf dem achtstündigen Flug nicht bekommen hatte.
George stand vor drei hochauflösenden Bildschirmen, die an der Wand montiert waren,
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