Rendezvous mit Mr Darcy
Hand schlagen mussten. Diese Mädchen wie überhaupt die gesamte Dienerschaft besaßen Chloes Mitgefühl. Andererseits kehrten die meisten abends nach Hause zurück, so wie Fiona. Laut Mrs Crescent waren viele von ihnen aufstrebende Schauspieler, und sie konnten weder um Mr Wrightman noch um das Preisgeld wetteifern, dafür aber nachts in ihren bequemen Betten schlafen und die Freuden fließenden Wassers und eines anständigen Frühstücks genießen.
Chloe versuchte es sich einzuprägen, zukünftig morgens früher herunterzukommen, um etwas Butter zu ergattern. Es hatte länger als erwartet gedauert, die Briefe an Abigail und die Frau zu schreiben, von der sie inzwischen wusste, dass sie die Mutter von Sebastian und Henry war, und sie hatte immer noch Tintenflecke an den Fingern. Natürlich hatte sie ihre Seife am Teich verloren, und das Wasser zum Waschen besaß lediglich Zimmertemperatur.
Julia, die neben ihr saß, wippte mit dem Fuß. Sie schien nicht der Typ Frau zu sein, der Kleider trug, wenngleich die Flügelärmel ihre Oberarmmuskeln gut zur Geltung brachten. Selbst an ihren schmalen Wangen waren Muskeln ausgebildet, die beim Kauen sichtbar wurden.
Grace gähnte. »Ich hoffe, wir müssen nicht schon wieder eine Landschaft – draußen – malen.«
Chloe unterdrückte ein Lachen.
Der Butler räusperte sich. »In Vorbereitung auf das anstehende Turnier im Bogenschießen und den Ball werden Sie in zwei Gruppen aufgeteilt, damit Sie abwechselnd am Bogenschießstand und mit der Tanzlehrerin üben können. Die eine Gruppe wird aus drei, die andere aus vier Frauen bestehen. Ihre Anstandsdamen werden sich Ihnen anschließen. Allerdings müssen Sie erst eine Tätigkeit erfolgreich abgeschlossen haben, um sich der nächsten widmen zu können. Wenn Sie mit dem Bogenschießen beginnen, müssen Sie drei Mal hintereinander ins Schwarze getroffen haben, um zum Tanzen zu wechseln. Beginnen Sie mit dem Tanzen, müssen Sie einen von der Tanzlehrerin ausgewählten Tanz fehlerfrei absolviert haben.«
Chloe war aus verschiedenen Gründen von dem Gedanken, an einem Tag sowohl tanzen als auch Bogen schießen zu dürfen, begeistert. Unter anderem, weil sie zusätzlich zu ihrem Tageskleid, das sie jetzt gerade trug, noch zwei weitere Kleider anziehen dürfte. Vielleicht würde sie im Laufe des Tages offiziell Sebastian begegnen. Sie war so aufgeregt, dass sie noch nicht einmal mehr daran dachte, weiter von dem wässrigen Tee zu trinken.
»Sie werden sie beide mögen«, versprach ihr Julia.
»Was meinen Sie?«, fragte Chloe.
Grace ließ ihr Messer klirrend auf den Teller fallen.
»Beide Sportarten, Bogenschießen und Tanzen. Es sind beides hervorragende Leibesertüchtigungen.«
Der Butler lächelte in die Kamera. »Und – ich habe einen Brief von Mr Wrightman.« Er hielt inne, sodass die Kameras über den Tisch schwenken konnten, um die Reaktionen der Frauen einzufangen. Auch wenn Chloe keine Butter für ihr Brot gehabt hatte, wurde hier ziemlich dick aufgetragen, um Spannung zu erzeugen, so viel stand jedenfalls fest.
Der Butler hob einen cremefarbenen Umschlag von einem Silbertablett und brach das rote Wachssiegel mit einer dramatischen Geste auf. Chloe hingegen war eher von dem Umschlag beeindruckt, und sie griff nach ihm, nachdem der Butler ihn auf den Tisch gelegt hatte. Er war ebenfalls mit einem roten W aus Wachs versiegelt worden, das jetzt in zwei Hälften zerbrochen war. Sie tastete über das Siegel und fragte sich, wer hinter dieser Liebe zum Detail stecken mochte.
In ihrem Schreibtisch hatte sie historisch korrektes Zeichenpapier, Kohle und Farben gefunden. War es George, der daran gedacht hatte? Oder jemand aus dem Produktionsteam? Gar einer der Filmausstatter? Diese Liebe zum Detail beeindruckte sie sehr. Chloe vermutete eine Frau oder einen schwulen Mann dahinter, es sei denn, Sebastian selbst war dafür verantwortlich. Immerhin tat dieser so, als lebte er im neunzehnten Jahrhundert, und hatte sich somit also Mühe gegeben, herauszufinden, wie damals alles gewesen sein musste.
»Höchstwahrscheinlich wird die Einladung für Sie bestimmt sein«, meinte Julia zu Chloe. »Sie sind neu, und er will Sie wahrscheinlich kennenlernen.«
Chloe machte ein erstauntes Gesicht … und sich selbst Hoffnungen.
Der Butler faltete den Brief auseinander. »Sehr geehrte – Lady Grace.« Er hielt einen Augenblick lang inne, während sich die Frauen am Tisch Mühe gaben, ganz wie Damen des Regency, ihre wie auch immer
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