Rendezvous mit Mr Darcy
gearteten Gefühle nicht zu sehr zu zeigen, doch war ein allgemeines Seufzen zu vernehmen. Chloe hatte nicht mit dem Stachel der Zurückweisung gerechnet und war deshalb auch nicht darauf vorbereitet. Aber gut, sie war Sebastian bisher noch nicht einmal offiziell begegnet.
»Oh«, lautete Julias Kommentar.
Kate nieste.
Grace tupfte ihre Mundwinkel mit einer Stoffserviette ab und lenkte die Aufmerksamkeit auf ihr botoxartiges Lächeln. Auch wenn Grace sehr attraktiv war, einundzwanzig war sie dennoch definitiv nicht mehr, sah aber andererseits auch nicht so aus, als stünde sie kurz vor einem runden Geburtstag mit einer Vier vor der großen Null.
Der Butler fuhr fort: »Würden Sie, Lady Grace, mir die Ehre geben, mich heute Nachmittag auf einem Ausritt zu begleiten? Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht bei meinem Butler. Ich werde um drei Uhr nach Bridesbridge kommen, um Sie abzuholen, wenn Sie meine Einladung annehmen. Herzlich, Mr Wrightman.«
Als Chloe diesem flüssigen Schreibstil zuhörte, spürte sie einen Stachel der – Eifersucht. Und das nicht nur wegen des Preisgelds.
Die anderen Frauen flüsterten miteinander.
»Sagen Sie dem Diener, dass ich die Einladung selbstverständlich annehme«, erklärte Grace.
Der Butler faltete den Brief zusammen, bevor er fortfuhr: »Abgesehen von den offensichtlichen Reizen Ihrer Ladyschaft, mag diese Einladung auch auf die hohe Anzahl der gesammelten Vielseitigkeitspunkte zurückzuführen sein.« Er schaute auf Chloe hinunter. »Und die Wahl von Mr Wrightman könnte auch beeinflusst worden sein von einigen … kleinen Sünden der anderen Damen dieser Gesellschaft.«
Chloe ließ sich nichts anmerken.
Gillian stand auf und legte eine Hand auf die Hüfte. »Ich habe zweihundertzehn Vielseitigkeitspunkte und bin davon überzeugt, dass mir ein Ausflug mit Mr Wrightman ebenso zusteht.«
Was die Anwesenden aber endgültig in Aufregung versetzte, war die Ankündigung des Butlers, dass Mr Wrightman und sein Bruder Henry sich auf dem Ostteil des Rasens einfinden würden, um gegeneinander zu fechten.
»Wer zuerst am Teleskop ist!«, hörte Chloe Gillian in dem Lärm rufen.
Chloe, die sich für ihr eigenes Geschlecht schämte, sackte in ihrem Stuhl zusammen. Mrs Crescent bohrte einen Finger zwischen ihre Schulterblätter. »Haltung, Miss Parker! Haltung!«
Das Austauschen ihres Bogenschießkostüms gegen ihr Tageskleid dauerte länger als das Bogenschießen selbst, obwohl Fiona ihr dabei half. Der Bogen aus Lanzenholz mit der Sehne aus Leinen und dem grünen Samtgriff waren hervorragend gearbeitet und die braunen Bogenhandschuhe aus Leder ein Traum, doch sie war trotzdem kein Robin Hood, das stand fest. Dennoch schaffte sie es trotz eines miserablen Starts, die Aufgabe zu meistern, drei Mal hintereinander ins Schwarze zu treffen, und durfte mit einer erreichten Gesamtpunktzahl von zehn Vielseitigkeitspunkten weiter zum Absolvieren der Tanzstunde.
Als die Kandidatinnen mit ihren Fächern, zum Tanze bereit, den Salon betraten, blickte ihnen eine erstaunte Dienerschaft entgegen. Niemand hatte dieser gesagt, dass eine weitere Gruppe tanzen würde, und die Diener hatten die Möbel bereits zurück an ihren Platz gestellt, nachdem die Tanzstunde der ersten Gruppe vorbei gewesen war. Sie rückten die Möbelstücke daraufhin beiseite, hoben sie hoch, stellten sie an den Rand des Salons und rollten die französischen Aubusson-Teppiche wieder aus. Chloe hätte gerne dabei geholfen, besonders, als sie die Schweißperlen auf ihren roten Gesichtern sah. Die Diener mussten trotz dieser Hitze ihre schweren Jacken der Livree tragen, und ein leichter Körpergeruch lag in der Luft, trotz der offenen Fenster. Chloe nahm an, dass sie ihr Riechfläschchen, die Dose mit dem nach Lavendel duftenden Schwamm, am Ende doch noch gebrauchen könnte. Auf jeden Fall würde es auf einem Ball mit Hunderten von Menschen, von denen viele tanzten, und wahrscheinlich nur einige wenige von ihnen an jenem Tag gebadet haben dürften, nützlich sein.
Julia, Becky, Grace und ihre Anstandsdamen kamen herein.
Lady Martha Bramble, die Anstandsdame von Grace, räusperte sich, legte ihr Notenblatt auf den Notenhalter des Pianoforte und vertrieb eine Fliege, die durch eines der offenen Fenster hereingeflogen war.
Lady Martha fing an zu spielen, und Chloe war hingerissen. Sie konnte es kaum erwarten, die Tänze zu lernen, die im Fernsehen und auf der Leinwand so elegant aussahen.
Grace fächelte sich Luft zu, und
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