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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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entfernt.«
    »Ich hoffe. Aber ich will mir die Lage mal anschauen.«
    Sie gab wieder Gas und schwang die Resolution herum, bis sie direkt auf die herannahende Woge zusteuerte. Norton schätzte, dass die schnellere Mittelpartie sie in weniger als fünf Minuten erreichen würde, doch er konnte auch sehen, dass sie keine ernsthafte Gefahr darstellte. Sie war nur eine dahin rasende Kräuselung, Bruchteile eines Meters hoch, sie würde kaum das Boot zum Schwanken bringen. Die Schaumwände weit hinter ihr stellten die eigentliche Bedrohung dar.
    Plötzlich erschienen genau in der Mitte der See Brecher in einer Linie. Die Woge musste auf eine Mauer unterWasser gestoßen sein. Die musste mehrere Kilometer lang sein und bis knapp unter die Oberfläche reichen. Gleichzeitig fielen die Brecher an den beiden Flanken in sich zusammen, als sie in tieferes Wasser kamen.
    Platten gegen das Überschwappen, sagte sich Norton. Genau wie in den Treibstofftanks der Endeavour - bloß tausendmal größer. Es musste rings um die See eine komplizierte Anordnung dieser Dinger geben, um die Wellen so rasch wie möglich zu glätten.
    Das Einzige, worauf es jetzt ankommt, ist: Stehen wir genau über einer solchen Platte?
    Sergeant Barnes war ihm einen Schritt voraus. Sie stoppte die Resolution abrupt und warf den Anker aus. Er kam bei nur fünf Meter auf Grund.
    »Anker auf!«, schrie sie den Mannschaftskameraden zu. »Wir müssen unbedingt hier weg!«
    Norton pflichtete ihr aus vollem Herzen bei. Weg, ja, aber in welche Richtung? Sein Sergeant raste mit Höchstgeschwindigkeit direkt auf die Woge zu, die jetzt nur noch fünf Kilometer entfernt war. Jetzt hörte er auch zum ersten Mal das Geräusch, das sie beim Heranrollen machte: ein fernes unmissverständliches Dröhnen, das er im Innern Ramas nie zu hören erwartet hätte. Dann veränderte sich die Richtungsintensität; das Mittelstück brach erneut in sich zusammen und die Flanken schwollen wieder an.
    Er versuchte die Entfernung zwischen den unterseeischen Wellenbrechern abzuschätzen, wobei er annahm, dass sie in gleichem Abstand angebracht waren. Wenn er recht hatte, dann müsste noch ein dritter da sein; wenn sie ihr Floß im tiefen Wasser zwischen ihnen stationieren konnten, würden sie in völliger Sicherheit sein. Sergeant Barnes drosselte den Motor und legte erneut den Anker aus. Er ging dreißig Meter tief hinunter, ohne auf Grund zu stoßen.
    »Jetzt sind wir okay«, sagte sie mit einem Seufzer der Erleichterung. »Aber ich lasse den Motor laufen.«
    Jetzt waren nur die hinterherschleppenden Gischtwände an den Küsten zu sehen; hier außen in der Mitte der See herrschte wieder Ruhe, abgesehen von der kleinen unscheinbaren blauen Kräuselung, die immer noch auf sie zuraste. Sergeant Barnes hielt die Resolution einfach auf direktem Kurs auf den Tumult zu, in Bereitschaft, mit voller Kraft augenblicklich loszuziehen.
    Dann begann knapp zwei Kilometer vor ihnen die See erneut zu schäumen. Sie bäumte sich in weißmähniger Wut auf, und nun schien ihr Dröhnen die ganze Welt zu erschüttern. Auf dieser sechzehn Kilometer hohen Woge der Zylindrischen See überlagerte sich eine kleinere Welle, wie eine Lawine, die einen Berghang hinab donnert. Und diese >kleine< Welle war groß genug, sie alle umzubringen.
    Sergeant Barnes hatte wohl den Ausdruck auf den Gesichtern ihrer Schiffskameraden gesehen. Sie schrie gegen das Dröhnen an: »Was macht euch denn bange? Ich bin schon mit größeren fertig geworden als der da.« Das stimmte nicht ganz; außerdem vergaß sie hinzuzufügen, dass ihre früheren Erfahrungen in einem gut gebauten Surfboot und nicht auf einem improvisierten Floß stattgefunden hatten. »Aber wenn wir springen müssen, dann wartet, bis ich euch sage, wann. Schwimmwesten überprüfen.«
    Sie ist fabelhaft, dachte der Commander. Sie scheint jede Minute zu genießen, wie ein Vikingerkrieger, der in die Schlacht zieht. Und sie hat wahrscheinlich recht - außer, wir haben uns völlig verrechnet.
    Die Woge stieg weiterhin an, krümmte sich nach oben und brach. Die Krümmung über ihnen ließ vielleicht ihre Höhe größer erscheinen; dennoch, sie wirkte enorm: eine unwiderstehliche Naturkraft, die alles auf ihrem Weg besiegen würde.
    Dann brach sie sekundenschnell in sich zusammen, als wäre ihr von unten der Boden entzogen worden. Sie hatte die unterseeische Barriere hinter sich und zog nun wieder durch tiefe See. Als sie die Resolution erreichte, tanzte das Floß nur ein

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