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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sie hatten es gesichtet.
    »Wunderschön!«, rief der Commander begeistert aus. »Ich bin sicher, man wird es nach Ihnen benennen. - Okay ... wir warten ... «
    Jimmy zog sich das Hemd über den Kopf - die einzige Kleidung, die sie alle in diesem nun tropisch gewordenen Klima auf dem Oberkörper trugen - und dehnte es nachdenklich aus. Während seines Trips hätte er es mehrmals beinahe weggeworfen; jetzt half es vielleicht, ihm das Leben zu retten.
    Zum letzten Mal blickte er auf diese Hohlwelt zurück, die er als einziger Mensch erforscht hatte, auf die bedrohlichen Gipfel des Großen Horns und der Kleinen Hörner. Dann packte er mit der rechten Hand fest das Hemd und sprang nach kurzem Anlauf so weit über das Kliff weg, wie er konnte.
    Nun brauchte er sich nicht besonders zu beeilen: Er hatte ganze zwanzig Sekunden Zeit, das Erlebnis zu genießen. Aber er verschwendete keine Zeit, als der Fallwind um ihn herum stärker wurde und die Resolution in seinem Gesichtsfeld langsam größer wurde. Er hielt sein Hemd mit beiden Händen fest und streckte die Arme über den Kopf, bis die rauschende Luft es füllte und zu einem bauchigen Fallschirm aufblies.
    Nun, als Fallschirm war sein Hemd nicht gerade ein Erfolg; die paar Stundenkilometer, die sein Fall dadurch abgebremst wurde, kamen zwar gelegen, waren aber nicht lebenswichtig. Das Hemd erfüllte eine viel wichtigere Aufgabe - es hielt seinen Körper in der Senkrechten, sodass er gerade in die See schießen würde.
    Immer noch hatte er den Eindruck, sich selbst überhaupt nicht zu bewegen, dass dagegen das Wasser unter ihm zu ihm herauf stürze. Jetzt, da er sich auf die Sache eingelassen hatte, empfand er keine Furcht mehr; tatsächlich war er sogar ein wenig auf den Skipper wütend, weil der ihn so lange im Dunkeln gelassen hatte. Hatte der denn wirklich gedacht, dass er, Jimmy, zu feige sein würde zu springen, wenn er länger darüber nachgrübelte?
    Im allerletzten Moment ließ er das Hemd los, holte tief Luft und presste die Hände über Nase und Mund. Wie man ihm befohlen hatte, versteifte er seinen Körper zu einem starken Block und presste die Füße gegeneinander. Er würde so sauber wie ein stürzender Speer ins Wasser tauchen ...
    »Es wird ganz genauso sein«, hatte der Commander ihm versprochen, »wie wenn Sie von einem Sprungbrett auf der Erde springen. Gar nix dabei - wenn man richtig eintaucht.«
    »Und wenn ich das nicht tue?«, hatte Jimmy gefragt.
    »Dann müssen Sie wieder rauf und es noch mal versuchen.«
    Etwas traf ihn auf die Fußsohlen - hart, aber nicht brutal. Eine Million schleimiger Hände rissen an seinem Körper; in seinen Ohren dröhnte es, ein wachsender Druck - und obwohl er die Augen fest geschlossen hielt, wusste er, dass die Dunkelheit um ihn herum wuchs, während er wie ein Pfeil in die Tiefen der Zylindrischen See hinab schoss.
    Mit aller Kraft begann er nach oben, dem schwindenden Licht entgegen zu schwimmen. Er vermochte die Augen nur zu einem ganz kurzen Blick zu öffnen; das Giftwasser brannte wie Säure. Ihm schien, als kämpfe er seit Stunden, und mehr als einmal überfiel ihn eine alptraumhafte Furcht, dass er die Richtung verloren habe und in Wirklichkeit nach unten schwimme. Dann riskierte er immer wieder einen kurzen raschen Blick, und jedes Mal war das Licht kräftiger geworden.
    Er hatte die Augen noch immer fest zusammengekniffen, als er zur Oberfläche durchbrach. Er schluckte eine Lunge voll köstlicher Luft, rollte auf den Rücken und blickte sich um.
    Die Resolution eilte mit Höchstgeschwindigkeit auf ihn zu; Sekunden später packten ihn eifrige Hände und zogen ihn an Bord. »Haben Sie Wasser geschluckt?«, fragte der Kapitän besorgt.
    »Ich glaube nicht.«
    »Spülen Sie trotzdem hiermit aus. So ist's gut. Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich weiß noch nicht so recht. Ich sag es Ihnen gleich. Ach ... übrigens, danke euch allen.« Aber einen Augenblick später wusste Jimmy nur allzu genau, wie er sich fühlte.
    »Mir wird schlecht«, gestand er kläglich. Seine Retter schauten ihn ungläubig an.
    »Bei völliger Flaute - auf einer vollkommen flachen See?«, protestierte Sergeant Barnes, die Jimmys üblen Zustand als direkten Vorwurf gegen ihre nautischen Fähigkeiten aufzufassen schien.
    »Also flach würde ich es ja nicht gerade nennen«, sagte der Commander und schwang den Arm das Band entlang, das zum Kreis in den Himmel hinaufstieg. »Aber machen Sie sich nichts draus, Jimmy, vielleicht haben Sie doch was von

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