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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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dem Zeug geschluckt. Bringen Sie 's raus, so rasch es geht.«
    Jimmy quälte sich noch immer unheldisch und erfolglos ab, als am Himmel hinter ihnen plötzlich ein Licht aufflackerte. Alle wandten den Blick zum Südpol, und Jimmy vergaß seine Übelkeit sofort. Die Hörner hatten wieder mit ihrem Feuerwerk begonnen.
    Da waren sie erneut, diese kilometerlangen Feuerbänder, die von der Mittelnadel zu ihren kleineren Gefährten hinunter tanzten. Erneut begannen sie feierlich zu kreisen, als wänden unsichtbare Tänzer ihre Bänder um einen elektrischen Maibaum. Doch nun drehten sie sich rascher und immer rascher, bis sie zu einem zuckenden Lichtkegel verschmolzen.
    Dieses Schauspiel war gewaltiger als alles, was sie hier bisher gesehen hatten, und es war begleitet von einem fernen knatternden Dröhnen, das den Eindruck gigantischer Kraft noch verstärkte. Es dauerte etwa fünf Minuten, dann brach es so abrupt ab, als habe jemand einen Schalter bedient.
    »Ich möchte gern wissen, was das Rama-Komitee dazu zu sagen hat«, murmelte Norton an keine bestimmte Adresse gerichtet.
    »Hat hier jemand irgend 'ne Theorie?«
    Eine Weile antwortete keiner, denn in diesem Moment meldete sich aufgeregt die Nabenkontrolle.
    »Resolution! Seid ihr okay? Habt ihr das gespürt?«
    »Was gespürt?«
    »Wir glauben, es war ein Erdbeben - muss im gleichen Moment passiert sein, als dieses Feuerwerk aufhörte.«
    »Irgendwelche Beschädigungen?«
    »Ich glaube nicht. Es war nicht sehr heftig - aber es hat uns ein bisschen geschüttelt.«
    »Wir haben überhaupt nichts gemerkt. Aber das ist ja klar, hier draußen auf See.«
    »Natürlich. Wie blöd von mir. Jedenfalls, jetzt scheint alles wieder ruhig zu sein ... bis zum nächsten Mal.«
    »Ja, bis zum nächsten Mal«, kam Nortons Echo. Das Geheimnis Ramas wurde immer gewaltiger; je mehr sie darüber herausfanden, desto weniger verstanden sie.
    Plötzlich drang vom Ruder ein Ruf herüber.
    »Skipper ... sehen Sie ... dort oben am Himmel?«
    Norton blickte auf und ließ rasch die Augen über den Umkreis der See schweifen. Er sah nichts, bis sein Blick beinahe den Zenit erreicht hatte und er das andere Ende der Welt anstarrte.
    »O mein Gott«, flüsterte er langsam, als ihm bewusst wurde, dass das »nächste Mal< bereits beinahe da war.
    Die ewige Krümmung der Zylindrischen See herab kam eine Flutwelle auf sie zu gerast.

32 Die Flutwelle
    Doch selbst in diesem Moment des Schocks galt Nortons erste Sorge seinem Raumschiff.
    »Endeavour!«, rief er. »Lagebericht!«
    »Alles okay, Skipper«, kam die beruhigende Antwort seines Stellvertreters. »Wir haben ein leichtes Zittern gespürt, aber es war nichts, das irgendwie Schaden anrichten konnte. Ein kleiner Richtungswechsel ist eingetreten - die Brücke sagte, etwa Punkt zwei Grad. Sie glauben auch, dass sich die Rotationsgeschwindigkeit leicht verändert hat - in ein paar Minuten werden wir darüber genaue Messungen haben.«
    Es fangt also an, sagte sich Norton, und verdammt viel früher als erwartet; wir sind noch ziemlich weit vom Perihelium entfernt, wo der logische Ort wäre, eine Flugbahnänderung durchzuführen.
    Aber irgendein Trimm fand jetzt zweifellos statt - und vielleicht standen ihnen ja noch weitere Überraschungen bevor.
    Die Folgen dieses ersten Schocks waren inzwischen nur allzu deutlich sichtbar; dort oben auf dem gekrümmten Wasserband, das unablässig vom Himmel zu stürzen schien. Die Flutwelle war noch gute zehn Kilometer entfernt. Sie reichte über die ganze Breite der Zylindrischen See, vom Nord- bis zum Südufer. In Küstennähe wirkte sie wie eine Wand aus weißem Schaum, doch weiter auf See bildeten sie nur eine kaum sichtbare Linie, die viel schneller voran glitt als die Brecher zu beiden Seiten. Der Sog der küstennahen Untiefen krümmte die Flutwelle bereits zu einem Bogen, dessen Mittelteil immer weiter und weiter voraus schoss.
    »Sergeant«, sagte Norton dringlich. »Das ist Ihr Job. Was können wir tun?«
    Sergeant Barnes hatte das Boot völlig gestoppt und sondierte rasch die Lage. Norton fühlte sich erleichtert, dass ihr Gesichtsausdruck keine Spur von Panik verriet - eher eine gewisse gespannte Erregung wie bei einem erfahrenen Sportler, der sich auf eine Herausforderung vorbereitet.
    »Ich wollte, wir hätten ein paar Lotungen«, sagte sie. »Wenn wir in tiefem Wasser stehen, brauchen wir uns überhaupt keine Sorgen zu machen.«
    »Dann sind wir okay. Wir sind immer noch vier Kilometer von der Küste

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