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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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paarmal auf und ab; danach wendete Sergeant Barnes und steuerte mit voller Kraft nach Norden.
    »Danke, Ruby - das war exzellent. Aber schaffen wir es bis nach Hause, bevor sie ein zweites Mal herumkommt?«
    »Wahrscheinlich nicht; sie kommt in etwa zwanzig Minuten wieder zurück. Aber bis dahin hat sie ihre ganze Wucht verloren, und wir werden sie kaum spüren.«
    Jetzt, da die Flutwelle vorbeigezogen war, konnten sie sich entspannen und die Fahrt genießen. Allerdings würde sich keiner ganz wohl fühlen, ehe sie nicht wieder an Land waren. Hinter dem Tumult blieben im Wasser unregelmäßige Wirbel und Strudel zurück, außerdem ein äußerst eigentümlicher, säureartiger Geruch - »wie zertretene Ameisen«, wie Jimmy treffend formulierte. Obwohl der Geruch unangenehm war, verursachte er doch nicht jene Anfalle von Seekrankheit, die man hätte erwarten können; er war etwas so Fremdartiges, dass der menschliche Körper nicht darauf reagieren konnte.
    Eine Minute später prallte die Wogenfront gegen die nächste Unterwasserbarriere, stieg von ihnen fort in die Höhe und in den Himmel hinauf. Dieses Mal und von hinten gesehen war das Schauspiel weniger beeindruckend, und die Seefahrer schämten sich nachträglich ihrer Ängste. Sie begannen sich als die Herren der Zylindrischen See zu fühlen.
    Umso größer war ihr Entsetzen, als knapp hundert Meter von ihnen entfernt ein Etwas wie ein langsam kreisendes Rad aus dem Wasser aufzusteigen begann. Fünf Meter lange schimmernde Speichen tauchten tropfend aus der See auf, drehten sich einen Augenblick lang im scharfen Licht Ramas und platschten dann wieder zurück ins Wasser. Es war, als sei ein riesiger Seestern mit Röhrenarmen an die Oberfläche gestoßen.
    Auf den ersten Blick war es unmöglich zu sagen, ob es sich um ein Tier oder eine Maschine handelte. Dann sackte das Ding zur Seite und trieb halb unterWasser dahin. Die leichten Nachwirkungen der Woge schaukelten es auf und nieder.
    Jetzt konnten sie erkennen, dass es neun Arme hatte, allem Anschein nach mit Gelenken, die radial von einer Mittelscheibe ausgingen. Zwei der Arme waren versehrt, am äußeren Gelenk abgerissen. Die übrigen endeten in einer komplizierten Ansammlung von Manipulatoren, die Jimmy stark an den Krebs unterwegs erinnerten. Beide Geschöpfe stammten aus der gleichen Evolutionslinie - oder von dem gleichen Reißbrett.
    In der Mitte der Scheibe erhob sich ein kleines Türmchen mit drei großen Augen. Zwei davon waren geschlossen, eines offen - aber auch dieses schien stumpf und blicklos zu sein. Keiner von ihnen zweifelte daran, dass sie den Todeszuckungen eines fremdartigen Ungeheuers zusahen, das durch den abgeflauten Tumult aus den Tiefen an die Oberfläche der See geschleudert worden war.
    Dann sahen sie, dass es nicht das einzige war. Um das Tier - die Maschine herum schwammen zwei kleinere Tiere, die zu groß gewachsenen Hummern ähnelten, und schnappten nach den nur noch schwach zuckenden Gliedern. Sie zersäbelten geschickt das Ungeheuer, und dieses setzte sich überhaupt nicht zur Wehr, obwohl seine Klauen durchaus imstande schienen, mit den Angreifern fertig zu werden.
    Wieder fühlte sich Jimmy an den Krebs erinnert, wie der seine Libelle zerstückelt hatte. Er schaute gespannt zu, während der einseitige Kampf weiterging, und sein Eindruck bestätigte sich bald.
    »Schauen Sie, Skipper«, flüsterte er. »Sehen Sie das? Die fressen es nicht. Sie haben nicht einmal ein Maul. Sie sägen es einfach in Stücke. Genau das ist auch mit meiner Libelle passiert.«
    »Sie haben recht. Sie demontieren es - wie - wie eine kaputte Maschine.« Norton runzelte die Nase. »Aber keine tote Maschine hat je so gestunken!«
    Dann kam ihm ein anderer Gedanke.
    »Meine Güte - stellt euch vor, die machen sich an uns ran! Ruby, bringen Sie uns so rasch Sie können zur Küste zurück!«
    Die Resolution schoss ohne Rücksicht auf die Lebensdauer ihrer Stromzellen vorwärts. Hinter ihnen wurden die neun Speichen des großen Seesterns - es fiel ihnen kein besserer Name dafür ein - unablässig kürzer geschnitten, und dann versank das unheimliche Bild wieder zurück in die Tiefen der See.
    Sie wurden nicht verfolgt, aber sie atmeten erst erleichtert auf, als die Resolution an der Landebühne längsseits gegangen war und sie an Land gestiegen waren. Während er zurückblickte auf dieses geheimnisvolle und plötzlich so unheilvolle Wasserband, beschloss Commander Norton voller Grimm, dass nie wieder jemand

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