Rendezvous mit Übermorgen
Dissertation zu Ende war.« Wieder hielt sie inne, dann begann sie zu strahlen. »Er hat mir zur Graduation einen Verlobungsring geschenkt«, fügte sie dümmlich hinzu.
Francesca Sabatini betrachtete ihr Objekt eindringlich. Mit der Antwort könnte ich dich mit Leichtigkeit in Stücke fetzen , dachte sie hastig. Mit zwei, drei Fragen mehr. Aber das wäre für meine Absichten nicht günstig...
»Okay, cut!«, sagte Francesca abrupt. »Das ist ein Wrap. Sehen wir es uns mal an. Dann könnt ihr den ganzen Kram wieder in den Laster packen.« Der Chefkameramann trat neben die Robo-Kamera 1, die für konstantes Close-up auf Francesca programmiert war, und tippte drei Tasten auf dem seitlich angebrachten Miniaturkeyboard. Da Elaine inzwischen aufgestanden war, zog sich RoboKam 2 automatisch auf ihrem dreibeinigen Stativgestell zurück und zog das Zoomobjektiv ein. Ein zweiter Kameramann bedeutete Elaine, sie solle stehen bleiben, bis er die zweite Kamera abgeschaltet hätte.
Sekunden danach hatte der Regisseur das automatische Monitorsystem programmiert, und das Replay der letzten fünf Minuten des Interviews lief. Die Aufnahmen aller drei Kameras liefen simultan über einen Splitschirm, das Kompositbild mit Francesca und Elaine im Mittelfeld, die Aufzeichnungen der zwei flankierenden Nahkameras zu beiden Seiten davon. Francesca war ein perfekter Profi. Sie erkannte sofort, dass sie das nötige Material für diesen Teil ihrer Show beisammen hatte. Dr. David Browns Frau war jung, intelligent, ernsthaft, reizlos, und sie fühlte sich im Mittelpunkt des auf sie gerichteten Interesses sichtlich unbehaglich. Das alles befand sich klar und unbestreitbar auf Band.
Während Francesca mit ihrem Team noch Einzelheiten besprach und verfügte, dass man ihr das geschnittene und kommentierte Interview in ihr Hotel im Dallas Transportation Complex noch vor ihrem Abflug am Morgen zustellen sollte, kehrte Elaine Brown mit einem Robotserver der Standardklasse, zwei Sorten Käse, Weinflaschen und Gläsern für alle zurück. Francesca entging der Unmutschatten auf David Browns Gesicht nicht, als Elaine verkündete, es gebe jetzt eine kleine Fete, um das überstandene Interview zu feiern. Das Aufnahmeteam und Elaine drängten sich um den Servoboter und den Wein. David entschuldigte sich und verschwand in dem langen Korridor zwischen den Wohnräumen und den Schlafräumen im hinteren Teil des Hauses. Francesca ging ihm nach.
»Entschuldigen Sie, David«, sagte sie. Er wandte sich sichtlich irritiert um. »Vergessen Sie nicht, dass wir noch etwas zu erledigen haben. Ich habe Schmidt und Hagenest eine Antwort zugesagt, sobald ich wieder in Europa bin. Die brennen darauf, mit dem Projekt weiterzumachen.«
»Das habe ich nicht vergessen«, antwortete er. »Ich will mich nur zuvor vergewissern, dass Ihr Freund Reggie sein Interview mit meinen Kindern beendet hat.« Er stieß einen Seufzer aus. »Manchmal wünschte ich, ich wäre der Welt völlig unbekannt, eine Null!«
Francesca trat dicht an ihn heran. »Das glaube ich keinen Moment lang.« Sie blickte ihm fest in die Augen. »Sie sind heute nur nervös, weil Sie nicht bestimmen können, was Ihre Frau und die Kinder Reggie und mir erzählen. Und nichts ist Ihnen wichtiger als Kontrolle.«
Dr. Brown setzte zur Antwort an, doch ein kreischendes »Mammie« gellte durch den Flur aus einem entfernten Zimmer und hinderte ihn. Sofort danach schoss ein kleiner Junge von sechs, sieben Jahren an ihnen vorbei und stürzte sich blindlings in die Arme seiner Mutter, die in der Tür des Wohnzimmers aufgetaucht war. Bei dem Zusammenstoß verschüttete sie Wein aus ihrem Glas; sie leckte die Tropfen unbewusst von der Hand und versuchte den Kleinen zu trösten.
»Was gibt's denn,Justin?«, fragte sie. »Dieser schwarze Mann hat meinen Hund kaputtgemacht«, heulte Justin, von Schluchzern unterbrochen. »Er hat ihn innen Po getreten, und jetzt krieg ich ihn nicht wieder in Gang.«
Der Junge zeigte den Korridor hinunter. Reggie Wilson und ein Teenager, ein großes, schlankes, sehr ernstes Mädchen, kamen auf die Gruppe zu. »Dad«, sagte das Mädchen und flehte mit dem Blick David Brown um Hilfe an, »Mr. Wilson redete gerade mit mir über meine Abzeichensammlung, als der verdammte Roboterhund reinkam und ihn am Bein packte. Zuerst hat Justin ihn angepinkelt und ihn dann so programmiert, dass er lästig wird ...«
»Sie lügt«, brüllte der heulende Junge laut. »Sie mag Wally nicht. Sie hat Wally nie
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