Rendezvous mit Übermorgen
Kommandierenden Offiziers die Besatzung sämtliche bereits in Gang gesetzte Zielaktivitäten gemäß vorheriger Anordnungen ausführen. Sobald jedoch derartige >laufende< Aktionen beendet sind, muss die Besatzung Direktiven von der Erde abwarten, die einen neuen Kommandanten bestimmt.«
David Brown stürzte kopfüber ins Geschehen zurück. »Admiral Heilmann und ich haben gerade vor einer Stunde damit begonnen, über unsere Lage zu sprechen, und uns wurde dabei sehr schnell klar, dass wir ernsten Anlass zur Besorgnis haben. Die ISA-Leute sind vollauf damit beschäftigt, den Tod von General Borzow zu untersuchen. Der Gedanke, wer an seine Stelle treten soll, ist ihnen noch nicht in den Sinn gekommen. Wenn sie schließlich soweit kommen, kann es Wochen dauern, ehe sie eine Entscheidung treffen. Vergessen Sie nicht, das sind genau die gleichen Bürokratenfilze, die zu keiner Entscheidung über einen Stellvertreter für Borzow gelangen konnten, also entschieden sie sich schließlich dazu, dass man so was nicht brauchte.«
Er machte eine Pause, damit auch die übrigen Besatzungsmitglieder Zeit fänden, darüber nachzudenken.
»Otto machte den Vorschlag, wir sollten vielleicht nicht warten, bis die Erde beschlussfähig wird«, fuhr Brown fort. »Er schlug vor, wir sollten uns unsere eigene Kommandostruktur einrichten, ein System, das für uns alle hier annehmbar ist, und dann unsere Entscheidung als Vorschlag an die ISA senden. Admiral Heilmann glaubt, das würden sie dort akzeptieren, weil damit möglicherweise langwierige Debatten vermieden werden könnten.«
»Admiral Heilmann und Dr. Brown legten mir dies vor«, sekundierte Janos Tabori plötzlich, »und betonten, wie unendlich wichtig es für uns ist, endlich mit unseren Aufgaben innerhalb von Rama anzufangen. Sie schlugen sogar vor, wir sollten uns sozusagen provisorisch organisieren, und das kam mir sehr vernünftig vor. Da keiner unter uns über die umfassende Erfahrung von General Borzow verfügt, schlugen sie ein Führungsduo vor, gegebenenfalls vielleicht sogar sich selbst, Admiral Heilmann und Dr. Brown ... Otto sollte dann für den militärischen und raumfahrttechnischen Bereich zuständig sein, Dr. Brown sollte die Leitung der Rama-Explorationen übernehmen.«
»Und was passiert, wenn sie verschiedener Ansicht sind oder wenn sich ihre Verantwortungsbereiche überschneiden?«, fragte Richard Wakefield.
»In einem solchen Fall«, erwiderte Admiral Heilmann, »würden wir das strittige Problem dem Kosmonauten-Team zur Abstimmung vorlegen.«
»Na, aber ist das nicht nett?«, sagte Reggie Wilson. Er war immer noch wütend. Bisher hatte er auf seinem Keyboard Protokollnotizen eingetippt, jetzt sprang er auf und wandte sich an die anderen Kosmonauten. »Brown und Heilmann haben sich grad mal so zufällig besorgt Gedanken über diese kritische Sache gemacht, und dann haben sie ganz zufällig mal eben so eine neue Führungsstruktur entwickelt, bei der die Macht- und Entscheidungsbefugnisse allesamt fein säuberlich unter den beiden aufgeteilt sind. Bin ich etwa der Einzige hier, der merkt, dass da was stinkt?«
»Ach, kommen Sie, Reggie«, sagte Francesca Sabatini laut und ließ die Videokamera sinken. »Der Vorschlag einer solchen ersatzweisen Führung ist doch wirklich grundsätzlich vernünftig. Dr. Brown ist unser ranghöchster Wissenschaftler. Admiral Heilmann ist seit vielen Jahren ein vertrauter Kollege von Valerij Borzow gewesen. Keiner unter uns verfügt über genug solides umfassendes Wissen über sämtliche Aspekte dieser Mission. Die Aufgabenbereiche aufzuteilen würde nur bedeuten ...«
Es fiel Reggie schwer, Francesca zu widersprechen. Dennoch fiel er ihr diesmal ins Wort. »Ich bin gegen diesen Plan«, sagte er mit gepresster Stimme. »Ich glaube, wir sollten nur einen Anführer haben. Und aufgrund dessen, was ich seit meinem Eintritt in dieses Team beobachten konnte, gibt es nur einen einzigen Kosmonauten, dem wir alle ohne Schwierigkeiten folgen könnten, und das ist General OToole.« Er wies mit großer Geste auf seinen Landsmann. »Wenn wir hier schon demokratisch verfahren, dann benenne ich ihn hiermit als Kandidaten für die Stellung unseres neuen Kommando-Offiziers.«
Reggie hatte sich kaum gesetzt, als der allgemeine Tumult losbrach. David Brown versuchte die Ordnung wiederherzustellen. »Bitte! Bitte!«, rief er laut. »Wir wollen doch jeden Punkt für sich behandeln. Wollen wir selbst über unser Kommando entscheiden und dann unseren
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