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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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vom anderen Ende der Sterne sehen.« Eine Montage aus Standphotos und kurzen Videos - teils von den Drohnen, teils von Francesca am selben Tag aufgenommen - untermalten Francescas Streifzug in diese künstliche »Kleine Welt«, welche »zu erforschen die Besatzung sich anschickt«. Danach haftete die Kamera wieder stetig auf Francesca.
    »Niemand weiß, warum dieses zweite Raumschiff im Zeitraum von nicht einmal hundert Jahren in unser kleines Reich am Rande der Galaxis eingedrungen ist. Vielleicht gibt es für dieses grandiose Schöpfungswerk gar keine Erklärung, die wir sterblichen Menschen auch nur entfernt begreifen könnten. Vielleicht aber werden wir hier in dieser riesenhaften, so exakt konstruierten Welt aus Metall irgendwo die Schlüssel finden, die uns die Tür zu den Geheimnissen öffnen, in welche die Erbauer dieses Raumschiffes gehüllt sind.« Francesca lächelte, ihre Nasenflügel blähten sich dramatisch. »Und wenn dies geschieht, dann sind wir vielleicht dem Verständnis unserer eigenen Wesenheit einen Schritt nähergerückt ... und vielleicht auch dem unserer Götter.«
    Nicole merkte, dass der General von Francescas Suada gerührt war. Bei aller persönlichen Antipathie gab Nicole widerwillig erneut zu, dass Francesca Talent hatte. »Sie hat meine Gefühle bei diesem Unternehmen so genau erfasst!«, stammelte OToole begeistert. »Wenn ich mich doch auch so gewandt ausdrücken könnte!«
    Nicole setzte sich vor die Konsole und gab den Übernahme-Code ein. Sie ging die Planaufstellung auf dem Monitor durch und checkte alle Geräte. »Alles in Ordnung, General«, sagte sie und drehte sich auf dem Sitz herum. »Ich denke, jetzt kann ich übernehmen.«
    OToole drückte sich weiter hinter ihr herum. Es war nicht zu übersehen, dass er gern mit ihr gesprochen hätte. »Vor drei Tagen hatte ich ein langes nächtliches Gespräch mit Signora Sabadni«, sagte er schließlich. »Über Religion. Sie gestand mir, dass sie den Glauben verloren hatte, ehe sie schließlich doch wieder in den Schoß der Kirche zurückkehrte. Sie sagte, das Nachdenken über Rama habe sie wieder zur Katholikin gemacht.«
    Langes Schweigen. Aus irgendeinem Grund kam Nicole die Kirche aus dem 15. Jahrhundert in dem alten Dörfchen Sainte Edenne de Chigny, achthundert Meter weiter die Straße von Beauvois hinab, in den Sinn. Sie erinnerte sich, wie sie an einem wundervollen Frühlingstag mit ihrem Vater in dieser Kirche stand und hingerissen das Licht bestaunte, das durch die bunten Glasfenster sprühte.
    »Hat Gott auch die Farben erschaffen?«, hatte Nicole ihren Vater gefragt. »Manche Leute behaupten das«, hatte er lakonisch geantwortet.
    »Und was glaubst du, Papa?«, hatte sie damals gefragt.
    »Ich muss gestehen...« - General O'Tooles Stimme zwang Nicole, in die Gegenwart zurückzukehren »dass dieser Flug für mich einen großen seelischen Aufschwung bedeutet. Ich fühle mich Gott näher als je zuvor im Leben. Die Betrachtung der riesigen Weite des Universums lässt einen irgendwie demütig werden und macht uns...« Er unterbrach sich. »Es tut mir leid«, setzte er zu einer Entschuldigung an. »Ich war aufdringlich ...«
    »Nicht doch«, gab Nicole zurück. »Nein. Ich empfinde Ihre religiöse Gewissheit als sehr - erfrischend.«
    »Nun ja, aber dennoch hoffe ich, ich bin Ihnen nicht irgendwie zu nahe getreten. Religion ist etwas sehr Persönliches.« Er lächelte. »Aber manchmal fallt es eben schwer, die Gefühle für sich zu behalten, besonders da ja auch Sie und die Signora Sabatini katholisch sind.«
    Sie wünschte ihm festen Schlaf während seiner Ruhepause. Als er gegangen war, holte sie den Datenkubus aus der Tasche und steckte ihn in das Lesegerät des CCC. Immerhin hab ich auf diese Weise eine Bestätigung meiner Quellen . Vor ihrem geistigen Auge tauchte das Bild einer gebannt lauschenden Francesca auf, während der General Philosophisches über die religiöse Bedeutung Ramas absonderte. Du bist wirklich ein ganz erstaunliches Weib, dachte Nicole. Du schreckst vor nichts zurück. Unmoral und Heuchelei, alles geht, wenn 's dir nur nützt.
    Dr. Shigeru Takagishi starrte hingerissen stumm die vier Kilometer entfernten Türme und Kugelkuppeln New Yorks an. In Abständen trat er immer wieder an das Teleskop, das er provisorisch auf dem Kliff über der Zylindersee aufgestellt hatte, und betrachtete Besonderheiten in dieser fremdartigen Landschaft.
    »Wissen Sie«, sagte er schließlich zu Wakefield und Sabatini, »ich

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