Rendezvous um Mitternacht
Geisterjagd, und Gewitter sind sogar noch besser. Dann ist die Luft mit elektrostatischer Energie aufgeladen – sozusagen der Energy-Drink für den Geist.«
»Haben Sie noch nie so alte Filme gesehen, wo s draußen blitzt und donnert, und in der alten Ruine ist so richtig der Bär los?«, fügte Gil hinzu.
Steven lachte leise. »Ich dachte, das hätte sich Hollywood nur ausgedacht, weil es so … gespensterlich ist.«
Ich faltete meine Serviette zusammen und legte sie auf den Tisch. »Nein, das soll nicht nur gespenstisch wirken, da ist definitiv was Wahres dran. Und für uns heißt das, der morgige Tag kann lang werden. Denn egal, ob Sie und Gil vor Angst mit den Zähnen klappern, ich werde das Haus nicht verlassen, bevor nicht ein ernsthafter Kontakt stattgefunden hat.«
Beide Männer betrachteten einen Moment stumm die Tischplatte. Dann räusperte sich Gilley und raunte Steven zu: »Wir können es uns immer noch im Van gemütlich machen.«
Ich verdrehte die Augen. »Ihr seid wirklich mitleiderregend. Kommt. Wir brauchen den Schlaf. Morgen müssen wir gut erholt sein.«
Steven bezahlte, und wir wandten uns zum Gehen. Auf dem Weg nach draußen entschuldigte sich Gilley, er müsse noch was erledigen. Wir sollten nicht auf ihn warten, sondern zu zweit zurückfahren. Ich warf ihm einen flüchtigen panischen Blick zu – das bedeutete, ich würde allein mit Steven in dessen Auto fahren müssen –, aber Gil war in Richtung Herrentoilette verschwunden, ehe ich widersprechen konnte.
Steven hielt mir die Tür des Restaurants auf. »Nach Ihnen.«
»Wo haben Sie geparkt?«, fragte ich und gab mir Mühe, nicht nervös zu klingen. Ich war mir ziemlich unsicher, was meine Gefühle für Steven anging. Sicher, da war dieser Augenblick vorgestern vor meinem Hauseingang gewesen, aber je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto klarer wurde mir, dass ich besser Abstand halten sollte. Er gehörte zu der Sorte Männer, bei denen jede Frau dahinschmilzt, aber in dem Moment, wo man sich zu tief mit ihnen einlässt, brechen sie einem das Herz. Und wenn es etwas gibt, was mir tierische Angst einflößt, dann die Aussicht, fallen gelassen zu werden.
»Ganz hinten«, sagte er und nahm meine Hand, um mich über den dunklen Parkplatz zu führen.
Ich zog sie sacht zurück. »Ach, da hinten. Ich sehe ihn.« Resolut schritt ich voran.
Hinter mir hörte ich ihn leise lachen, schenkte dem aber keine Beachtung. Bei seinem Auto angekommen, stellte ich mich auf die Beifahrerseite und wartete, dass er den Türöffner bediente. Doch statt dessen kam er um das Auto herum. Ich gab ihm einen W 7 ink mit dem Zaunpfahl. »Wollen Sie nicht die Türen entriegeln?«
Er antwortete nicht. Mit dem Schlüssel in der Hand trat er dicht neben mich. »Der Knopf funktioniert nicht gut.«
Ich wich ein Stück zur Seite. »Ah. Also müssen Sie von Hand aufschließen?«
»Mhmmm«, machte er und griff um mich herum zum Schloss, wobei er sich mit dem ganzen Körper an mich lehnte. »Muss repariert werden«, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich schluckte und presste mich gegen das Auto, um ein paar Millimeter Abstand zwischen uns zu bringen. Es nützte nichts -je weiter ich zurückwich, desto stärker schmiegte er sich an mich. Eingeklemmt zwischen ihm und dem Auto versuchte ich zu ignorieren, wie sehr er meine Sinne ausfüllte. Er duftete nach Sandelholzseife. Sein Körper war geschmeidig und fest, und sein Atem strich warm über meinen Hals. Gemächlich steckte er den Schlüssel ins Schloss und kostete den Moment aus, da ich mich gegen meine Hormone stemmte, ehe er ihn umdrehte.
Und dann hielt er im Drehen inne. »Verdammt«, sagte er und neigte den Kopf. Seine Lippen berührten meinen Hals.
»Was ist?«, fragte ich, latente Panik in der Stimme.
Seine Lippen wanderten zu meinem Ohrläppchen. »Der Schlüssel steckt fest.«
Ich bezwang mein Verlangen, mich an ihn zu schmiegen. »Lassen Sie mich mal probieren«, sagte ich und wollte mich wegdrehen.
»Gute Idee«, murmelte er, drehte meinen Kopf sanft wieder so, dass ich ihn ansehen musste, und küsste mich so leidenschaftlich, dass ich aufhörte, mich zu wehren.
Unwillkürlich schlang ich ihm die Arme um den Hals, und meine Finger gruben sich in sein schwarzes Haar. Er ließ die Hände über meine Hüften gleiten und zog mich ganz dicht heran. Entweder er hatte eine Doppelrolle Vierteldollarmünzen in der Hosentasche, oder er fand unser kleines Stelldichein extrem nett.
Der Kuss wurde heftiger. Unsere
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