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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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Hintern, dass die ganze Treppe unter dem Aufprall vibrierte, und purzelte mit einer Rolle rückwärts hilflos wie eine Schlenkerpuppe den Rest der Treppe bis nach unten. Ich sah es wie in Zeitlupe.
    »Gilley!«, kreischte ich und sprang ihm nach, mehrere Stufen auf einmal nehmend, in der vergeblichen Hoffnung, den grässlichen Sturz stoppen zu können. Steven kam dicht hinter mir her.
    Wir holten ihn erst ein, als er mit einem letzten, dumpfen Schlag rücklings auf dem Marmorboden des Flurs landete. Laut stöhnend rollte er sich auf die Seite.
    »Oh Gott!« Ich kniete mich zu ihm. Meine Hände bebten, als ich ihn an den Schultern fasste. »Gil! Was tut dir weh?!«
    Gilley wollte antworten, schien aber keine Luft zu bekommen.
    Wie der Blitz war Steven an seiner Seite. »M.J., das kommt wieder in Ordnung«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Lass ihn los. Ich schaue ihn mir an.«
    Als ich Steven Platz machte, holte Gilley endlich zitternd Luft und flehte keuchend: »Bringt mich hier raus!«
    »Gleich, Gilley. Erst muss ich prüfen, ob es unbedenklich ist, dich zu bewegen.«
    Voller Sorge wartete ich, während Steven Gilley am ganzen Körper nach gebrochenen Knochen abtastete. Gilleys Atem normalisierte sich allmählich. Seine Stimme auch.
    »Es tut weh!«, jammerte er. »Mein Hintern, oh, das tut weh! Bitte, ich will hier weg!«
    Schließlich nickte Steven. »M.J., kannst du mir helfen, ihn nach oben ins Bett zu bringen?«
    »Neiiiin!«, heulte Gilley auf, dass Steven und ich zusammenzuckten. »Nicht da rauf! Bitte, bringt mich aus diesem Haus weg!«
    Steven zog eine Grimasse. »Gilley, du musst dich hinlegen, und …«
    »Nein!«, brüllte Gilley. »M. J., bitte, nicht da rauf!«
    Ich hatte solche Gewissensbisse, weil ich ihn zum Mitkommen gezwungen hatte, dass ich zu allen möglichen Zugeständnissen bereit war. »Bringen wir ihn vor die Haustür und überlegen dort, wie es weitergeht.«
    Steven nickte widerstrebend. Wir trugen Gilley zur Haustür hinaus und setzten ihn sanft ab. Dann eilte ich zurück, um einen Armvoll Kissen von den Liegen im Solarium und einen Überwurf von einem Sessel zu holen. Daraus richtete ich ihm ein provisorisches Bett, auf das wir ihn legten.
    Steven tastete weiter an Gilley herum und fragte ihn, wo es am meisten wehtue. Ich stand hilflos daneben, rang die Hände und betete, dass nichts Schlimmes mit ihm war.
    Endlich schien Steven die Untersuchung zufriedenstellend abgeschlossen zu haben. »Nun.« Er stand auf. »Ich habe eine gute und eine schlechte Neuigkeit. Welche willst du zuerst hören?«
    »Die gute.« In diesem Moment wirkte Gil so sehr wie ein gequältes, schutzloses Hündchen, dass ich hätte heulen können.
    »Gut. Deine Verletzungen sind nicht tödlich.«
    Das kam so unerwartet und trocken, dass mir unwillkürlich die Mundwinkel zuckten. Ich versuchte das aufsteigende Lachen zu unterdrücken, indem ich tief durchatmete, aber je mehr ich dagegen ankämpfte, desto weniger half es. Von Steven war ein kleines Glucksen zu hören, das jedoch rasch verstummte, als Gilley uns einen bitterbösen Blick zuwarf. »Und die schlechte Neuigkeit?« Mit schmalen Augen beobachtete Gil, wie meine Schultern bebten.
    »Ich denke, du hast eine Coccyxfraktur.«
    Gilley starrte ihn an wie ein Fragezeichen. »Eine Coccyxfraktur?«
    »Ja«, sagte Steven todernst. Dann zwinkerte er mir unauffällig zu und erläuterte: »Deine Schwanzspitze ist gebrochen.«
    Das war zu viel. Ich schüttelte mich vor Lachen. Steven lachte mit, und es kam mir vor, als könnte ich nie mehr aufboren.
    »Wie schön, dass ihr euch so auf meine Kosten amüsiert«, blaffte Gilley. »Würdet ihr auch noch lachen, wenn ich mir den Hals gebrochen hätte?«
    Das brachte mich zur Besinnung. Ich holte noch einmal tief Luft, wischte mir die Tränen aus den Augen und räusperte mich. »Nein. Entschuldige, Gil. Es war nur … es sah so furchtbar aus, wie du da runterfielst. Ich glaube, ich brauchte ein Ventil für die Anspannung.«
    Gil verzog resigniert das Gesicht. »Es tut echt weh, M. J.«
    »Ich weiß.« Ziemlich beschämt hockte ich mich neben ihn.
    »Und es tut mir abgrundtief leid, dass ich dich hierher geschleift habe.«
    »Ich hab dir doch gesagt, ich bin im Van besser aufgehoben.«
    Ich drückte ihm liebevoll den Arm. »Ich werde es mir merken.« Zu Steven gewandt, fragte ich: »Müssen wir einen Krankenwagen rufen oder ihn ins Krankenhaus bringen?«
    »Sollten wir. Gilley, bist du versichert?«
    Gil und ich tauschten einen

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