Rendezvous um Mitternacht
Dreck schon rausgewaschen. Man muss es nur noch ein bisschen kühlen.«
Steven sah mich an wie ein verärgerter Vater sein ungehorsames Kind. Dann nahm er mir die Teetasse aus der Hand, stellte sie auf den Tisch und beugte sich mit einer raschen Bewegung herab, hob mich auf die Arme und trug mich die kurze Strecke zu dem Küchenhocker.
»He!«, protestierte ich.
»Schht«, sagte er und setzte mich auf dem Hocker ab. »Ganz ruhig. Lass mich das ansehen.«
Als seine warmen Hände mein Schienbein betasteten, wurde mir schlagartig heiß. Ein paarmal zuckte ich zusammen, als er die geschwollenen Stellen berührte, und als seine Finger über den Punkt strichen, der den Schlag hauptsächlich abbekommen hatte, entfuhr mir ein lautes »Autsch!«.
»Gebrochen ist es nicht, aber du wirst einen bösen blauen Fleck bekommen«, sagte er und trat zurück.
»Danke.« Ich wollte die Jeans wieder darüberstreifen, aber er legte mir die Hand auf den Arm. »Lass. Besser, wir kühlen es zuerst.« Ich wartete ab, während er zum Gefrierschrank ging und einen Beutel Erbsen herausholte. Er legte mein Bein auf den zweiten Hocker und breitete sanft die Erbsenpackung darüber.
Ich japste.
Steven lächelte. »Ich komme gleich zurück. Lass das so, bis ich etwas anderes sage, okay?«
Ich nickte. Er verließ die Küche, und ich hörte, wie die Vordertür ging. Ein paar Sekunden später kam er zurück, in der Hand einen kleinen schwarzen Nylonbeutel. Er stellte ihn neben mir auf die Theke und holte ein Fläschchen Desinfektionsmittel, eine Mullbinde und ein paar Wattetupfer heraus. Dann setzte er sich neben mich, desinfizierte den Kratzer und wickelte die Binde darum. Schließlich platzierte er die Erbsen wieder obendrauf.
»Besser?«, fragte er und begann die Erste-Hilfe-Utensilien zusammenzupacken.
»Ja, langsam klingt der Schmerz ab«, sagte ich ein wenig unruhig, weil er mir so nahe war.
»Du solltest es heute Nacht nicht mehr belasten«, sagte er und griff nach meiner Tasse.
»Hab sie«, sagte ich schnell und streckte ebenfalls die Hand danach aus. Doch Steven nahm erst selbst einen Schluck, ehe er sie mir gab, und blickte mich unverwandt über den Rand hinweg an. Sein Blick schien zu glühen. Unwillkürlich biss ich mir auf die Unterlippe und verkrampfte mich innerlich.
Einer seiner Mundwinkel hob sich. Steven stellte die Teetasse ab, knapp außerhalb meiner Reichweite.
»Kann ich die bitte wiederhaben?«, fragte ich.
Steven wandte den Blick nicht von mir. »Das Koffein würde dich wach halten. Als dein Arzt empfehle ich dir, früh zu schlafen.«
Ich verdrehte die Augen und beugte mich vor, um die Tasse zu fassen zu kriegen. Steven schob sie noch weiter weg. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und schnellte nach vom, um die Tasse zu erwischen, ehe er dieses Spiel weitertreiben konnte. Aber Steven war schneller. Leise lachend hob er sie hoch, nahm einen großen Schluck und fragte: »Brauchst du ihn wirklich so dringend?«
»Mir ist kalt, ich würde mich gern aufwärmen, bevor du mir alles wegtrinkst«, beschwerte ich mich.
»Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?« Steven beugte sich ganz nah zu mir und stellte die Tasse direkt vor mich hin.
Ich wollte sie schon nehmen, da spürte ich einen Finger unter dem Kinn. Er hob meinen Kopf, sodass ich ihn ansehen musste statt der Tasse. Dann beugte er sich über mich, küsste mich und ließ seine Lippen zu meinem Ohr wandern. »Ich wusste nicht, dass dir kalt ist«, flüsterte er und knabberte zärtlich daran.
»Ich brauche nur den Tee«, murmelte ich heiser und gab mir alle Mühe, nicht zu stöhnen, als seine Lippen an meinem Hals entlang abwärtsglitten.
»Schhht«, raunte er und drückte seine Lippen wieder auf meine.
Ich löste die Hand von der Erbsenpackung und schlang die Arme um seinen Hals. Die Erbsen klatschten zu Boden, und für einen kurzen Augenblick ging sein Blick nach unten, dann küsste er mich noch viel intensiver. Ich stöhnte auf. Nach ein paar Sekunden hob er mich auf die Arme und trug mich zur Treppe. Ich sah die vielen Stufen hinauf. »Ich schaffe das schon.«
»Gut zu wissen«, gab er zurück und marschierte ungerührt die Treppe hinauf. Im ersten Stock angekommen, trug er mich den Flur entlang in Andrews Schlafzimmer. Sachte legte er mich aufs Bett und kam selbst hinterher. Mit aufgestützten Ellbogen, die Hüften leicht auf meinen ruhend, lag er auf mir und sah mich an, während er eine Weile mit den Fingern durch meine Haare auf dem Kopfkissen
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