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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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versuchte, den pochenden Schmerz zu ignorieren.
    »Komm schon, M. J.«, redete ich mir zu. »Du schaffst das. So schlimm ist es nicht.« Meine Stimme bebte, aber weniger der Schmerzen als der Erkenntnis wegen, dass ich mutterseelenallein mitten in einem fremden Wald stand und keine Ahnung hatte, wie ich mit meinem verflixten Schienbein zurück zum Haus kommen sollte. Außerdem war die Temperatur von feuchtkühl auf eiskalt gesunken und drang mir bis ins Mark. So würde ich die Nacht hier draußen nicht lebendig überstehen.
    »Wundervoll«, stieß ich wütend hervor, als ich ernsthaft zu bibbern begann. »Wirklich wundervoll.« In diesem Moment wehte mir ein kleiner Windstoß eine Haarsträhne ins Auge. Ungeduldig schob ich sie zur Seite. Da kam ein neuer Windstoß, und das Ganze wiederholte sich. Verärgert schob ich die Strähne wieder weg – und sah vor meinem Gesicht ein winziges Lichtfünkchen, das auf und nieder tanzte.
    Ich blinzelte zweimal. »He, wo kommst denn du her?«
    Zur Antwort machte das Fünkchen einen Looping und flog ein Stück weg von mir. Ich musste lächeln, weil mich die Bewegung an Tinkerbell, die Fee aus Peter Pan, erinnerte. Der Lichtpunkt huschte zu mir zurück, machte noch einen Looping und flitzte wieder davon.
    »Soll ich dir folgen?«, fragte ich.
    Das Fünkchen hüpfte auf und ab, als nickte es, und sauste ein paar Armlängen weiter. Langsam begann ich ihm nachzuhinken. Nach nur wenigen Metern über Stock und Stein und schlüpfriges Laub wurde der Boden unter meinen Füßen eben und hart. Ich tastete ihn mit der Hand ab. Offenbar hatte mich das Fünkchen auf den Pfad zurückgeführt.
    Ich lächelte und hinkte ihm weiter hinterher, vorsichtig, um kein zweites Mal hinzufallen. Irgendwann sah ich die Lichter des Hauses durch die Bäume scheinen – und in diesem Moment verschwand das Fünkchen mit einem hauchzarten Plopp. »Danke, Tinkerbell«, raunte ich und hinkte auf den Rasen zu.
    Unter Schmerzen schleppte ich mich ins Haus. In der Küche rief ich nach Steven.
    Keine Antwort.
    Ich humpelte in die Eingangshalle. »Steven? Bist du da?«
    Noch immer keine Antwort.
    Stirnrunzelnd kehrte ich in die Küche zurück, setzte den Teekessel auf, weil ich dringend was Heißes im Magen brauchte, und zog mir einen Hocker vor die Spüle, um mich um mein Schienbein zu kümmern.
    Ich krempelte die Jeans übers Knie hoch. Ein paar Zentimeter unter der Kniescheibe hatte ich eine gewaltige Beule und seitlich davon einen langen, tiefen Kratzer. Ich nahm ein Blatt Küchenpapier und tupfte den Kratzer mit kaltem Wasser ab. Da begann der Teekessel zu pfeifen. Vorsichtig hüpfte ich zum Schrank, nahm mir eine Tasse und einen Teebeutel. Gerade als ich das heiße Wasser darübergoss, sah ich durchs Fenster den Strahl einer Taschenlampe zwischen den Bäumen hin und her schwenken. Ganz schwach hörte ich Steven meinen Namen rufen.
    Ich wäre gleich zur Küchentür gegangen und hätte ihm geantwortet, aber ich war sauer, weil er mich so im Stich gelassen hatte. Daher ließ ich ihn eine Weile im Wald herumirren, bis ich sah, dass der Lichtstrahl am Rande der Wiese kurz zum Stillstand kam.
    Mir war klar, dass er mich in dem hell erleuchteten Fenster gesehen hatte. Ich winkte ihm flüchtig zu und nahm einen Schluck Tee. Der Strahl richtete sich einen Augenblick lang direkt aufs Fenster, dann wieder zu Boden und bewegte sich zielstrebig vorwärts. Nach wenigen Augenblicken war Steven so nahe, dass ich im Licht des Fensters seine Silhouette erkennen konnte.
    Er stieß die Küchentür auf und fragte gereizt: »Wo warst du?«
    Ich wandte mich ihm zu. Meine Jeans war noch bis übers Knie hochgekrempelt. »Du hast mich da im Wald allein gelassen, und wenn nicht ein Lichtfünkchen gekommen wäre, läge ich jetzt noch verloren in der Kälte rum, und ich an deiner Stelle wäre froh, dass ich heil und gesund wieder hierher gefunden habe, anstatt so angepisst zu klingen.«
    Steven richtete den Blick auf mein verletztes Schienbein. »Was ist passiert?«, fragte er ohne Umschweife.
    »Ich wollte dir nachrennen, bin gestolpert und hab mir das Bein an einem Baumstumpf aufgeschlagen.«
    Steven legte die Taschenlampe auf die Arbeitsfläche. »Setz dich hin und lass es mich ansehen.«
    »Ist nicht so schlimm.«
    Steven trat ganz dicht vor mich. »Setz dich hin«, sagte er sanft.
    Bei seiner körperlichen Nähe fing mein Herz an, schneller zu schlagen, und ich spürte, wie ein feiner Schweißfilm meine Stirn überzog. »Ich hab den

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