Rendezvous um Mitternacht
denn sagen?«
»Rufen Sie ihn einfach beim Namen, sagen Sie ihm, Sie hätten gern, dass er sich ein bisschen mit mir unterhält. Und ich würde ihm ein paar Dinge klären helfen. Vielleicht hört er auf Sie.«
Willis rollte sich knarrend vom Tisch weg mitten in das geräumige Wohnzimmer. »Andrew«, sagte er eindringlich. »Willis hier. Sag mal, ich habe gerade Besuch, und wir würden uns freuen, wenn du dich ein bisschen mit uns unterhalten würdest. Weißt du, dein Enkel ist gekommen, und er hat eine Freundin mitgebracht. Sie heißt M. J. und will gern mit dir reden.«
Während Willis sprach, schloss ich die Augen und öffnete mich so weit ich es vermochte. Kaum hatte Willis geendet, da spürte ich Andrews Energie deutlicher werden. Hallo, Andrew, rief ich ihm geistig zu.
Hallo. Kennen wir uns?, fragte er. Jetzt, da ich ihm vorgestellt worden war, war seine Energie gut zu spüren und unsere Verbindung sehr klar.
Nein. Ich bin eine Freundin von Steven. Wir sind zu Besuch hier, um Sie zu fragen, wie es zu Ihrem Sturz, gekommen ist.
Meinem Sturz?
Ja, Andrew. Erinnern Sie sich, vor Kurzem hatten Sie Haferflocken zum Frühstück?
Es folgte eine kurze Pause. Dann: a. Heute Morgen. Ich will in Zukunft mehr auf mein Herz aufpassen.
Im Stillen musste ich schmunzeln. Und was ist nach dem Frühstück passiert, Andrew?, fragte ich. Erinnern Sie sich?
Noch eine Pause. Ich bin nach oben gegangen und habe einen Anruf erledigt.
Wen haben Sie angerufen?
Roger. Um sicher zu sein, dass er die Sache endlich zum Abschluss bringt.
Und was ist dann passiert?
Es entstand ein langes Schweigen. Schließlich sagte Andrew schwach: Etwas ist passiert.
»Was ist passiert?«, wiederholte ich in Gedanken und auch laut, die Augen weiter fest geschlossen und völlig auf ihn konzentriert. Doch Andrew entfernte sich von mir. Es fiel mir immer schwerer, ihn zu hören.
Ich kann nicht …, sagte er. Ich weiß nicht …
»Andrew!«, beharrte ich. »Gehen Sie nicht! Erzählen Sie mir, was passiert ist!«
Nein … M … Problem … Hilfe holen! So plötzlich, dass ich zusammenzuckte, brach die Verbindung ab. Ich spürte, wie sich Andrews Energie von meiner trennte. Ich öffnete die Augen und blinzelte direkt in Stevens Gesicht. Er wirkte besorgt. »Was ist passiert? Was hat er gesagt?«
Ich ließ die Schultern sinken. »Leider nicht alles, aber ein bisschen habe ich rausbekommen.«
»Und was? Erzählen Sie«, bat Willis.
»Er sagte, dass er an jenem Morgen nach dem Frühstück nach oben ging und mit jemandem namens Roger telefonierte, damit der irgendwas zum Abschluss bringt. Dann war etwas mit einer Person, die entweder mit M anfängt oder Emma oder Emily heißt und Em genannt wird. Sie hatte Probleme, oder sie hat ihm Probleme bereitet, und er hat versucht, Hilfe zu holen. Das ist alles.«
Steven fuhr sich mit der Hand durchs Haar und fragte Willis: »Weißt du, von wem mein Großvater geredet hat?«
Willis kräuselte nachdenklich die Lippen. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Dein Großvater und ich hatten nicht allzu viel miteinander zu tun. Sicher, ich habe fast fünfundvierzig Jahre lang für ihn gearbeitet, aber außer diesem Blockhaus und unserer täglichen Schachpartie verband uns nichts.«
»Sie kennen also keinen seiner Bekannten mit Vornamen?«, fragte ich.
»Kurz gesagt, nein«, bestätigte Willis. »Aber eines weiß ich, Steven: Jedes Mal, wenn ich deinem Vater gesagt hab, dass Andrew niemand war, der Selbstmord begehen würde, dann hat er das Thema gewechselt. Also, ich bin froh, dass du dich um die Sache kümmerst. Irgendwas ist Andrew da oben passiert, und ich weiß so sicher wie nur was, dass er sich niemals das Leben genommen hätte.«
Da schien Steven ein Gedanke zu kommen. »Willis«, fragte er, »an dem Tag, als mein Großvater starb – war da mein Vater bei Ihnen?«
»Nein, nicht, dass ich wüsste. Aber in der Woche davor war er hier gewesen. Das weiß ich noch, weil Andrew so schlecht gelaunt war, als er zum Schachspiel vorbeikam. Er war nie jemand, der sich groß über seine Familienangelegenheiten ausgelassen hat, auch nicht bei mir, aber damals musste ihn wirklich was extrem verärgert haben, denn er hat was davon gebrummelt, dass dein Vater ein Idiot sei, dem man mal beibringen müsse, was richtig und was falsch ist.«
»Und Sie haben keine Ahnung, was er damit meinte«, vermutete ich.
»Ich hab nicht weiter gebohrt. Ging mich schließlich nichts an.«
Steven nickte und fragte: »Gibt es noch
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