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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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Rand des Pools. Kaum waren seine Füße über der Kante, da erschütterte ein gewaltiges Beben die Fundamente des Hauses, und mitten im Pool öffnete sich ein klaffender schwarzer Schlund.
    Noch immer hatte ich Mühe zu atmen und war nahe daran, in eine Ohnmacht abzugleiten. Meine Glieder fühlten sich an wie aus Blei. Am liebsten hätte ich mich einen Augenblick hingelegt, um wieder zu Atem zu kommen, aber die bläuliche Verfärbung von Stevens Lippen hatte sich schon zu den Wangen ausgebreitet. Die Zeit war knapp. Ich beugte seinen Kopf zurück, unendlich dankbar für den Erste-Hilfe-Kurs, den ich in der Highschool gemacht hatte. Ich drückte ihm die Nasenlöcher zusammen, öffnete seinen Mund, holte tief Luft und blies hinein. Doch seine Atemwege waren versperrt. Ich versuchte es wieder und wieder, und schließlich bäumte er sich auf, und ein Schwall Wasser kam ihm aus dem Mund. Da drehte ich ihn auf die Seite, und er fing an zu husten und zu würgen. »Gott sei Dank«, keuchte ich.
    Nachdem das meiste draußen war, hob ich seinen Oberkörper an und lehnte ihn gegen mich. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Steven in der Lage war zu sprechen. »Ich kam nicht aus dein verfluchten Loch heraus«, brachte er schließlich hervor.
    »Dein Gürtel hatte sich verhakt.«
    Er nickte und verbrachte wieder eine Weile mit Husten und Keuchen. Ich wartete, die Arme um ihn gelegt. Tropfend saßen wir da, während langsam unsere Lebensgeister wiederkehrten. Nach einer Weile drückte er mir kurz die Hand und krächzte: »Danke .«
    Ich lächelte. »Du hast Glück, dass ich mich an mein Reanimationstraining erinnert habe.«
    »Hast du eine Herzdruckmassage gemacht?«
    »Äh … nein.« Jetzt wurde mir klar, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, seinen Puls zu prüfen.
    »Du hast mir einfach in den Mund geblasen, und es hat geklappt, oder was?«
    »Ja, nachdem ich dich ins Trockne gezerrt und deinen Hintern aus dem Pool gehievt hatte«, erinnerte ich ihn.
    Steven beugte sich vor, um in den Pool sehen zu können. »Da war aber fast der Ofen im Schacht, was?«
    Ich lächelte matt. »Ja. Ofen im Schacht und Schicht aus.«
    Er drückte mein Knie und stand dann langsam auf. »Komm. Lass uns die nassen Kleider ausziehen und den Kerl finden, der uns umbringen wollte.«
    Eine Stunde später wirbelten unsere Kleider im Trockner herum, Steven sprach draußen mit dem örtlichen Sheriff, und ich saß drinnen mit einer Tasse heißem Tee, dick eingemummelt in einen Bademantel aus Andrews Wandschrank. Noch immer haftete meiner Haut ein Hauch von Chlorgeruch an, gemischt mit einem würzig-herben Aftershave.
    Müßig beobachtete ich die beiden durchs Fenster und fragte mich, wer in aller Welt Steven und mich tot sehen wollte. In diesem Punkt waren wir uns einig-jemand hatte uns mit der offenen Tür als Köder absichtlich in den Gang gelotst, um uns zu ertränken.
    Wir hatten uns noch kurz darüber unterhalten können, ehe der Sheriff kam. »In dem Gang, das war jedenfalls ein Mensch«, meinte Steven.
    Ich nickte. »Ja, so viel ist sicher. Was Geister angeht, wären nicht mal die cleversten und aktivsten in der Lage, eine Bombe zu legen.«
    Es entstand eine unbehagliche Stille. Schließlich fragte Steven: »Die Frage ist, wer und warum?«
    Darüber zerbrach ich mir noch den Kopf, als der Sheriff schließlich sein Notizbuch schloss und Steven eine Karte reichte. Kurz darauf kam Steven ins Haus, und der Sheriff fuhr davon.
    »Was hat er gesagt?«
    »Er sagte, wir hätten ein Wahnsinnsglück gehabt, vor allem, nachdem er sich den Keller und den eingebrochenen Pool angeschaut hatte.«
    Inzwischen stand der Keller fast bis obenhin unter Wasser. Außer dem Sheriff hatte Steven auch seine Versicherung und eine Sanitärfirma angerufen. Die Firma konnte erst in zwei Tagen jemanden herschicken, und der Sachverständige hatte erklärt, er könne den Schaden erst schätzen, nachdem das Wasser abgepumpt sei. Wir waren gebeten worden, die Umgebung des Pools und den Keller nicht zu betreten. Und das, wo wir uns im Synchronschwimmen gerade so verbessert hatten!
    »Und was jetzt?«, fragte ich, als wir durch den Flur in die Küche schlenderten. Steven ignorierte die Frage. Erst als er sich in der Waschküche neben der Küche sein Hemd und seine Hose aus dem Trockner geholt hatte und mir meine Klamotten zuwarf, sagte er: »Jetzt ziehen wir uns an und gehen noch mal in diesen Wald.«
    Sobald wir ordentlich angezogen waren, gingen wir zum Waldrand. Ich suchte mit

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