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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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Frühlingsblumen, und der kleine Garten war mit einem weißen Lattenzaun umgeben. Neben dem Fußweg von der Gartentür zur Haustür blühten die Beete. Die Auffahrt neben dem Haus führte auf einen Schotterweg, der am südlichen Ende der Wiese im dichten Wald verschwand.
    Hinter dem Haus standen winzige weiße Hüttchen verstreut, immer im Abstand von ungefähr fünf Metern. Ich fragte mich, was die wohl darstellten, aber meine Aufmerksamkeit wurde von Steven abgelenkt, der mir in die Rippen stieß und nach links deutete. Ich drehte den Kopf. Wenige Meter neben uns stand ein Grabstein. Da erst erkannte ich, dass der Pfad, dem wir gefolgt waren, genau auf das Grab zuführte.
    Wir gingen hin und hockten uns davor, um es genauer zu betrachten. Es lagen frische Blumen darauf. Dann las Steven die Inschrift vor. »Maureen Emerson, geboren 1927. Gestorben 1974.«
    »Die Frau auf dem Foto«, sagte ich verblüfft.
    »Wer war sie?«, fragte Steven.
    Ich zuckte mit den Achseln. Ich wusste es genauso wenig wie er. »Lass uns zum Haus gehen. Vielleicht kriegen wir dort ein paar Antworten.«
    Steven nickte. Wir stapften den Hügel hinunter. Es war mir ein bisschen unangenehm, dass wir vielleicht gerade über Privatgelände gingen. »Meinst du, wir hätten besser die Straße genommen?«, fragte ich. »Damit die Leute hier nicht glauben, wir wollten auf ihrem Land rumschnüffeln?«
    »Das ist nicht ihr Land«, sagte Steven. »Es hat meinem Großvater gehört, und das bedeutet, es gehört jetzt mir.«
    Am Haus angekommen, öffnete Steven mir das Gartentörchen und ließ mir mit einer Verneigung den Vortritt. Ich musste lächeln. Wir gingen zur Haustür und klopften entschlossen an. Ein Weilchen lauschten wir auf die Stille, dann klopfte ich noch einmal. Noch immer keine Reaktion. »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Schauen wir hinten nach.«
    Wir gingen um das Haus herum. Dahinter war das Grundstück ebenso freundlich und ordentlich. Das Gras war gemäht, und direkt hinter dem Haus war ein Gemüsegarten angelegt. Es gab auch eine kleine Terrasse mit zwei Metallstühlen und einem Gartentisch. Alles sah frisch gestrichen oder gepflanzt und sehr gepflegt aus. Steven trat an ein Fenster, schirmte die Augen mit der Hand ab und spähte hinein.
    »Steven!«, zischte ich. »Das macht man nicht!«
    »Warum nicht?«, fragte er, ohne davon abzulassen.
    »Wenn da nun doch jemand drin ist?«
    »Dann kommt er an die Hintertür und schreit mich an, und wir können ihn nach Maureen fragen und warum er auf meinem Land wohnt.«
    »Vielleicht hat dein Großvater jemandem das Haus vermietet?«, schlug ich vor.
    »Wenn, dann hat er mir nichts davon erzählt.« Steven trat vom Fenster weg.
    »Was hast du denn gesehen?«, fragte ich neugierig.
    Steven schmunzelte. »Aha. Du erlaubst mir nicht, reinzuschauen, aber du willst wissen, was ich gesehen habe?«
    »Ach, vergiss es. Und jetzt sag schon.«
    Steven deutete mit dem Daumen auf das Fenster. »Das ist die Küche. Sehr sauber und nett, wie hier draußen. Ich glaube, hier lebt eine ältere Frau, kein Mann, keine Kinder.«
    Ich verzog spöttisch den Mund. »Ah, bist du jetzt der Hellseher?«
    Steven grinste breit. »Man muss kein Hellseher sein, um die Hinweise zu sehen und zu wissen, was sie bedeuten.«
    »Was für Hinweise?«
    »Nun.« Er rieb sich das Kinn. »Auf der Spüle stehen zum Abtropfen eine Tasse und eine Schale. Die Vorhänge und die Tapete entsprechen dem weiblichen- Geschmack, und ich habe keine Zeitung da liegen sehen, aber ein Buch.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Männer lesen morgens beim Kaffee gern die Zeitung. Eine Frau liest beim Tee lieber einen Roman.«
    Ich bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Er war viel zu sehr von sich überzeugt, dem musste mal jemand einen Dämpfer verpassen. »Gute Arbeit, Sherlock, aber während du in fremde Fenster gelinst hast, hab ich mir was viel Interessanteres angeschaut.«
    Stevens selbstzufriedenes Grinsen schrumpfte um einen Tick. »Was denn?«
    Ich deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Diese kleinen Hütten, das sind Bienenstöcke.«
    Steven blickte die Hüttchen mit zusammengekniffenen Augen an. »Ja, das ist wirklich wichtig. Komm, sehen wir uns die einmal genauer an.«
    Während wir uns vorsichtig näherten, zählte ich zwölf Bienenstöcke. Sechs davon waren unverkennbar bewohnt; sie befanden sich alle auf der linken Seite. Um sie hemm schwirrten Tausende pelziger, gelb-schwarzer Honigbienen.
    Steven und ich hielten respektvoll

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