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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ein Mann im Umgang mit einer solchen Frau einen festen Standpunkt beziehen. »Nein, ich glaube, das war alles.«
    Sie blieb abrupt stehen und wandte sich an ihn. »Falls du jetzt fertig bist, muss ich dich um einen Gefallen bitten.«
    Harry, der sich innerlich auf weitere Entrüstung und eine weitere leidenschaftliche Verteidigung des Clubs gewappnet hatte, war ein paar Sekunden lang sprachlos. Als er endlich die Stimme wiederfand, reagierte er schleunigst, denn er war wirklich darauf aus, Mittel und Wege zu finden, sich großzügig zu erweisen, nachdem er wieder einmal den gestrengen Ehemann gespielt hatte.
    »Ja, meine Liebe?« Er ließ möglichst viel liebevolle Ermutigung in seinen Tonfall einfließen. Zum Teufel , sagte er sich und kam sich plötzlich edelmütig vor, was ist schon ein neuer Hut oder ein neues Kleid mehr, wenn ich sie wieder in gute Laune versetzen kann?
    Augusta kam über den Teppich auf ihn zu und stemmte beide Hände auf die Schreibtischkante. Sie beugte sich vor und sah ihm fest in die Augen. »Harry, würdest du mir erlauben, dir bei deinen Nachforschungen behilflich zu sein?«
    Er starrte sie an und war wie vom Donner gerührt. »Gütiger Himmel, nein.«
    »Bitte, Harry. Ich weiß, dass ich nicht viel von solchen Dingen verstehe, aber ich glaube, ich könnte sie schnell erlernen. Mir ist klar, dass ich dir nicht von so großem Nutzen wäre wie Peter, aber ich könnte die Rolle von Sallys Assistentin übernehmen, meinst du nicht auch?«
    »Du hast vollkommen recht, Augusta«, sagte er kühl. »Du verstehst nichts von diesen Dingen.« Und Gott ist mein Zeuge, dass du auch nie etwas darüber lernen wirst, dachte er. Ich werde dich vor dieser Form von Wissen schützen, und wenn es das letzte ist, was ich auf Erden tue.
    »Aber, Harry ...«
    »Ich weiß dein Angebot zu würdigen, meine Liebe, aber ich versichere dir, dass du mir keine Hilfe, sondern nur eine Behinderung wärst.«
    »Aber es gibt in deinen Nachforschungen Elemente, die mich ebenso sehr betreffen wie dich und deine Freunde. Ich will dich in deinen Bemühungen unterstützen. Ich habe ein Recht darauf, mit dieser Angelegenheit zu tun zu haben. Ich will dir helfen.«
    »Nein, Augusta, und das ist mein absolut letztes Wort.« Harry nahm seine Schreibfeder in die Hand und zog einen Block näher, der auf dem Schreibtisch lag. »Und jetzt muss ich mich für den Rest des Tages von dir verabschieden. Ich habe heute Nachmittag noch sehr viel zu tun und werde den größten Teil des Abends außer Haus verbringen. Ich werde mit Sheldrake in meinem Club zu Abend essen.«
    Augusta richtete sich langsam auf, und unvergossene Tränen ließen ihre Augen glänzen. »Ja. Ich verstehe.« Sie wandte sich ab und ging zur Tür.
    Harry musste sich mühsam zusammenreißen, um ihr nicht nachzulaufen, sie in seine Arme zu ziehen und sich erweichen zu lassen. Er zwang sich, sitzen zu bleiben, wo er saß. Er musste standhaft bleiben. »Ach, ja. Noch etwas, Augusta.«
    »Ja?«
    »Vergiss nicht, mir eine Liste deiner Pläne für den morgigen Tag vorzulegen.«
    »Falls mir etwas einfällt, was so langweilig ist, dass Eure Lordschaft keinen Anstoß daran nehmen wird, werde ich es ganz bestimmt auf die Liste schreiben.«
    Harry zuckte zusammen, als sie die Bibliothek verließ und die Tür hinter sich zuknallte.
    Er saß lange Zeit still da und schaute auf die Gärten vor dem Fenster hinaus. Er konnte ihr unmöglich den wahren Grund dafür nennen, dass er ihr bei seinen Nachforschungen noch nicht einmal eine Statistenrolle einräumen konnte.
    Es war schon schlimm genug, dass sie wütend darüber war, aus dieser Angelegenheit ausgeschlossen zu werden. Aber er konnte immer noch besser mit ihrem Zorn umgehen als mit dem Schmerz, von dem er wusste, dass er einsetzen würde, wenn sie in diese Situation verwickelt wurde und dadurch zuviel erfuhr.
    Schon seit er Richard Ballingers kodiertes Gedicht dechiffriert hatte, hatte Harry gewusst, dass die Gerüchte, die zum Zeitpunkt des Todes des jungen Mannes in Umlauf gewesen waren, sich auf Tatsachen begründeten. Der letzte männliche Spross der Northumberland-Ballingers war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Verräter gewesen.
    Am späteren Abend stieg Harry in Peters Begleitung im Herzen eines der heruntergekommensten Viertel von ganz London aus einer Mietdroschke. Es hatte vor einer Stunde zu regnen begonnen, und die Pflastersteine unter ihren Füßen waren jetzt glitschig. Das Mondlicht schimmerte matt auf den schmierigen

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