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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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schnappt Gavin sich unsere Taschen, sprintet
los, ich dicht hinterher. »Wir müssen in Bewegung bleiben, die Wachen werden
bald hier sein, und sie werden Vollstreckerinnen mitbringen«, erkläre ich,
während ich ihn auf den Bahnhof zuschiebe, der nur wenige Meter entfernt ist
und völlig verlassen zu sein scheint. Wir werden die große Röhre zwar erst
benutzen können, wenn die Wachen und die Vollstreckerinnen weg sind, aber in
dem Gebäude können wir ein sicheres Versteck finden, in dem ich meine Wunde
untersuchen und anständig verbinden kann.
    Ich bleibe am
Eingang stehen, lausche einen Moment lang, doch als ich nichts höre, ziehe ich
Gavin am Ärmel hindurch und renne wieder los. Er folgt mir dicht auf den
Fersen. Doch auch die Selbstschussanlage im Gebäude muss eine Störung haben,
denn sobald die Sensoren uns registrieren, gleitet sie von der Decke herab und
beginnt zu schießen. Sofort lassen wir uns wieder zu Boden fallen.
    Als sich die Anlage
endlich zurückzieht, versuche ich aufzustehen und zur Wand zu gelangen, aber da
wir die einzigen Menschen hier sind, reagiert die Anlage sofort – genau wie
ich, indem ich mich wieder fallen lasse. Diesmal lande ich auf der verletzten
Schulter und schreie schmerzerfüllt auf. Gavin streckt besorgt die Hand nach
mir aus. »Wir müssen auf die andere Seite kriechen«, keuche ich und versuche angestrengt,
hinter den Sternen vor meinen Augen noch etwas zu erkennen.
    Er nickt, mustert
dabei aber meine Schulter. »Schaffst du das denn?«
    Â»Natürlich, kein
Problem.«
    Das scheint ihn
nicht zu überzeugen, doch er sagt nichts mehr und robbt vor mir her, indem er
sich mit den Armen voranzieht und mit den Beinen nachschiebt. Eigentlich habe
ich keine Ahnung, ob mein Arm irgendetwas anderes als entspannte Ruhelage
aushält, aber ich will auf keinen Fall zu einer Belastung werden. Ich werde es
ohne Gavins Hilfe auf die andere Seite schaffen.
    Mein Arm hat
allerdings andere Pläne und verweigert die Zusammenarbeit. Hallende Schritte
verraten mir, dass die Wächter auf dem Weg hierher sind und uns bald erreichen
werden. Gavin erkennt meine Notlage, und nachdem er die Selbstschussanlage
genau gemustert hat, schlingt er schließlich einen Arm um meinen Oberkörper,
steht ruckartig auf und zieht mich hoch. Die Anlage fährt sich wieder aus, aber
Gavin rennt so schnell in den dunklen Winkel neben dem leeren
Fahrkartenhäuschen, dass sie nicht mehr als ein Zischen zustande bringt. Dann
versichert er sich mit einem schnellen Blick, ob das Häuschen auch wirklich
verlassen ist, bevor er mich hineinschleppt und unter dem Tisch mit dem
Schaltpult ablegt.
    Es ist ein perfektes
Versteck. Die Vollstreckerinnen und Wachen werden keinen Verdacht schöpfen,
weil sich keine Einschusslöcher in der Scheibe befinden und es deshalb
Zeitverschwendung wäre, hier nach Opfern zu suchen. Sie werden höchstens einen
flüchtigen Blick durch die Scheibe werfen. Und die Fahrkartenverkäufer werden
erst zurückkehren, nachdem die Wachen grünes Licht im Bahnhof geben.
    Vorsichtig drücke
ich an der Wunde herum, um herauszufinden, ob die Kugel noch in meinem Fleisch
steckt, aber davon wird mir nur schwindelig und übel. Gavin holt inzwischen
eines der Erste-Hilfe-Sets aus meinem Rucksack, doch ich winke ab. »Nein«,
keuche ich angestrengt, »nimm das da drüben an der Wand. Wir sollten unsere
Vorräte nicht unnötig überstrapazieren.« Die Schmerzen sind inzwischen so
stark, dass ich nur noch flüstern kann. Mit einem knappen Nicken löst er leise
den Erste-Hilfe-Kasten von der Wand. Dann hockt er sich neben mich und packt
ihn aus. »Ich – ich bin nicht sicher, ob ich noch weiß, wie man diesen
komischen Stab benutzt.«
    Â»Ich erkläre es dir,
aber vorher musst du überprüfen, ob die Kugel noch in der Wunde steckt.«
    Entsetzt sieht er
mich an. »Was?«
    Â»Bitte. Wenn sie
noch drin ist, müssen wir sie rausholen.« Er schluckt schwer, und sogar im
Halbdunkel kann ich erkennen, wie er blass wird. »Was ist denn? Fürchtest du
dich etwa vor einer kleinen Kugel? Muss immer jemand anders den Dreck
wegmachen, nachdem du ein Tier getötet hast?«
    Â»Das ist etwas
anderes«, protestiert er, weicht aber meinem Blick aus.
    Â»Eigentlich nicht.«
Ich zucke gelassen mit den Schultern und zische, als diese Bewegung brennende
Schmerzen in meinem Arm

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