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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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war auch der Butterkuchen fertig, und einem geruhsamen Nachmittag stand nichts mehr im Wege.
    Wie erhofft, lenkte der Roman sie so ab, dass sie gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Erst als sie das Licht einschalten musste, um weiterlesen zu können, warf sie einen Blick auf die Uhr. Wieder einmal freute sie sich, keine Familie mit pünktlichem Abendessen versorgen zu müssen. Das Teelicht war längst ausgebrannt, der letzte Rest Tee kalt. Sie erhob sich aus ihrer halb sitzenden, halb liegenden Position, dehnte Rücken und Schultern und schlenderte zur Küche hinüber.
    Kritisch beäugte sie die Garnelenschwänze, die inzwischen aufgetaut waren. Sie suchte die restlichen Zutaten für ihre Suppe zusammen und schnitt Ingwer und Zitronengras in kleine Stücke. Während sie mechanisch das Messer auf und ab bewegte, drängelte sich Ulrike in ihre Gedanken. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie Verachtung oder Bedauern für die ältere Kollegin empfinden sollte. Erschwerend hinzu kam die Furcht, eines Tages ebenso zu enden: Unzufrieden mit sich und der Welt, tagtäglich auf die Kinder schimpfend und über die verfehlte Schulpolitik lamentierend. Natürlich besaß Helga Verständnis für Ulrikes Probleme. Schließlich wurde kein Grundschullehrer auf gewalttätige Kinder, die voller Freude Kleinere demütigten und verprügelten, vorbereitet. Niemand lehrte sie, wie sie mit diesen Schülern umgehen konnten. Helga kannte keinen Kollegen, den das Verhalten der Schüler gleichgültig ließ. Selbst jene, die schon lange ihren Idealismus verloren hatten, bemühten sich noch, den Kindern etwas beizubringen und litten unter deren üblen Beschimpfungen.
    Verärgert, weil ihre Gedanken wieder einmal eigene Wege gingen, versuchte sie sich auf das Anrösten der Garnelenschalen und des Zitronengrases zu konzentrieren. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Nach fünf Minuten mussten Wasser, Pfefferkörner und Korianderstängel hinzugefügt werden. Die Mischung köchelte leise vor sich hin, dieweil sie Chilischoten in dünne Ringe schnitt.
    Beim Putzen der Champignons überdachte sie den weiteren Verlauf des Wochenendes. Sollte sie jemanden anrufen und versuchen, für Samstag oder Sonntag eine Verabredung zu treffen oder wollte sie lieber allein bleiben? Die einzigen Freundinnen, die keine Familie zu versorgen hatten, waren ebenfalls Lehrerinnen, und ihr stand nicht der Sinn nach weiteren Tiraden über Ärger mit Schülern, Eltern und Kollegen.
    Nein, an diesem Wochenende wollte sie mit keinem Lehrer mehr reden! Sie entschied, den morgigen Tag in Düsseldorf mit einem Einkaufsbummel zu verbringen, mittags könnte sie beim Japaner essen und nachmittags vielleicht eine Ausstellung besuchen. Für den Abend besaß sie noch genügend Lesestoff, und den Sonntag musste sie eh der Vorbereitung auf den Montag widmen.
    Zufrieden mit ihrer Entscheidung goss sie den Fond durch ein feines Sieb, gab Ingwer, Garnelen, das restliche Zitronengras und Pilze hinzu und rührte drei Minuten später die vorbereitete Chili-Mischung hinein.
     

20
    Der Montagmorgen begann stressig wie üblich. Die Kinder hatten den größten Teil des Wochenendes vor dem Fernseher verbracht und wollten jetzt von den Filmen berichten, die sie gesehen und nicht verstanden hatten.
    Selbst die Pause bot keine Erholung. Kaum im Lehrerzimmer, stürzte die Sekretärin auf sie zu. „Sie kennen doch Marcel Wohman?”
    „Sicher, der war mal bei mir und ist dann in die eins zu Frau Kolczewski zurückgegangen. Was ist mit ihm?”
    „Da ist eine Frau am Telefon, die mit der Lehrerin von Marcel sprechen will, und da ich Frau Kolczewski nicht finden kann, dachte ich, Sie könnten das Gespräch vielleicht annehmen.”
    „Wenn es denn sein muss. Wer ist die Frau?”
    „Heißt Vollmann oder so ähnlich. Keine Ahnung, wer sie ist oder was sie will.”
    Resigniert ging Helga ins Sekretariat hinüber und nahm den Hörer auf. Warum blieben alle unangenehmen Dinge an ihr hängen?
    „Ja, also, Sie kennen mich nicht. Es geht darum … sind Sie die Lehrerin von Marcel? Der Junge, der kommt in letzter Zeit häufig zu mir, manchmal nachmittags, manchmal mittags gleich nach der Schule. Ja, und ich, ich würde gern mal mit seiner Mutter sprechen, ich glaube nämlich, die weiß gar nicht, dass er bei mir ist, aber Marcel will mir die Telefonnummer nicht sagen, und im Telefonbuch habe ich seinen Namen nicht gefunden, und wo er genau wohnt, sagt er mir auch nicht.”
    Nach mehreren vergeblichen

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