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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Widerling. Ich habe Anzeige erstattet, aber verhaftet haben sie ihn nicht. Dazu wäre er zu jung. Und außerdem ... sein Vater ist ... ist Anwalt. Dem wird nichts passieren, meinte ein Polizist. Die anderen beiden sind erst dreizehn und noch nicht strafmündig. Das darf doch nicht sein, dass die davon kommen! Einfach so! Kann das denn stimmen, was der Polizist gesagt hat?«
    Mit dem Strafgesetz kannte Helga sich auch nicht aus. Sie wusste nur, dass Kinder ab vierzehn strafmündig sind, aber was das für diesen Fall bedeutete, konnte sie nur vermuten. Jetzt musste jedoch erst einmal die Mutter beruhigt werden.
    „Ich glaube nicht«, sagte sie deshalb. „Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er davon kommt. Viel wichtiger ist Nele. Wie geht es ihr?«
    „Die Ärzte haben sie untersucht. Medizinisch können sie nichts mehr tun, aber psychisch ... sie ist doch noch so klein. Wie soll sie denn damit fertig werden?«
    „Können Sie sich ein paar Tage frei nehmen? Lassen Sie das Mädchen zuhause, reden Sie mit ihr, versuchen Sie, sie abzulenken. Ich werde morgen mit den Kindern sprechen, dass sie Nele möglichst in Ruhe lassen. Dann ist Wochenende, und am Montag schicken Sie Nele wieder zur Schule. Wir wollen versuchen, möglichst normal weiter zu arbeiten. Sie darf nicht das Gefühl bekommen, eine Außenseiterin oder gar etwas Besonderes zu sein. Und Sie dürfen mich jederzeit anrufen, wenn Sie jemanden zum Reden brauchen. Ich kann mir vorstellen, wie schwer das alles für Sie ist.«
    Das war ein äußerst großzügiges Angebot, wie Helga fand, denn Frau Zenker redete normalerweise gern und viel. Vielleicht lag es an ihrem Beruf. Sie besaß einen eigenen, fahrbaren Frisiersalon und war vormittags und abends unterwegs, um ihre Kundinnen zu frisieren. Sie gehörte zu den wenigen alleinerziehenden Müttern, die zu stolz waren, Sozialhilfe anzunehmen. Auch jetzt dauerte es gut dreißig Minuten, bis Helga endlich den Hörer auflegen konnte. Und dann war es höchste Zeit, wieder zum Buchsbaumweg zu fahren, wo Kowenius und Bergedorf ihre Gemeinschaftspraxis hatten. Da Helga nicht wusste, wie lange Bergedorf heute praktizieren würde, wollte sie rechtzeitig da sein.
    Aufgrund der dichten Bebauung war es schwierig, unbemerkt die Eingangstür im Auge zu behalten. Also machte sie aus der Not eine Tugend und spielte die ungeduldig Wartende, warf immer wieder einen Blick auf Uhr und Hauseingang, schlenderte langsam die Straße auf und ab und unterhielt sich mit einigen Kindern, die sie kannte.
    Schon seit geraumer Zeit hatte niemand mehr die Praxis betreten, die einen eigenen Eingang gleich neben der Haustür besaß. Helga hoffte nur, dass die Damen einzeln herauskommen würden. Ihr fiel partout keine Ausrede ein, mit der sie Frau Finkamp unauffällig isolieren konnte. Sie schien am zugänglichsten zu sein. Endlich kam die Erste. Es war die Dunkle, die am Computer gesessen hatte und deren Namen sie nicht wusste. Helga drehte sich um und betrachtete interessiert vergilbte Zeitschriften und angestaubte Porzellanfiguren, die im Schaufenster eines Zeitungskiosks vor sich hindämmerten. Vorsichtig schielte sie über die Schulter und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Frau ging in die andere Richtung. Wenige Minuten später erschien die Erwartete.
    „Hallo, na so ein Zufall!«, begrüßte Helga die junge Frau.
    „Ach, Sie sind das. Sie wollten doch nicht etwa noch zu uns?«
    „Nein, ich komme gerade aus der Apotheke.« Unbestimmt zeigte Helga über die Schulter nach hinten. „Der Tag muss ganz schön hart für Sie gewesen sein. Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, oder was immer Sie möchten? Sozusagen als alte Stammkundin?«
    Erstaunt schaute die junge Frau, die einen Kopf kleiner als Helga war, zu dieser auf. „Sie wollen doch was? Das tun Sie doch nicht aus reiner Freundlichkeit?«
    Helga beschloss, mit offenen Karten zu spielen. Das würde alles einfacher gestalten. „Sie haben Recht«, gab sie deshalb zu. „Aber das erzähle ich Ihnen im Sitzen. Das ist eine lange Geschichte.«
    Hinter Frau Finkamps Stirn arbeitete es. Die Neugier siegte. „Also gut. Ich muss sowieso noch in die Stadt, einkaufen. Wir können uns im Celona treffen, da sitzt man ganz gut.«
    Aus alter Gewohnheit ließ Helga ihr Auto auf dem Parkplatz hinter Sinn stehen und eilte durch das Geschäft in die Fußgängerzone. Ärgerlich schlug sie nach einer fetten Taube, die dicht vor ihr aufflog, traf aber nicht. Sie überlegte, von wem der

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