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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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ist momentan unter Bergen unbrauchbarer und überflüssiger Gedanken verschüttet.«
    Helga stöhnte. Vor gut einem Jahr waren die Rollen vertauscht gewesen. „Liegt es an Herbert? Oder gibt es da noch mehr Probleme? Andreas Unschuld zu beweisen hat jetzt Vorrang. Alles andere können wir später klären.«
    Auch Ali dachte an ihre frühere Zusammenarbeit. Das hatte besser funktioniert. Anscheinend standen ihnen beiden die privaten Probleme im Weg. „Weißt du was?«, schlug sie deshalb vor, „lass uns unsere Männer vergessen bis wir den Fall geklärt haben. Einverstanden?«
    Klar war Helga einverstanden. Die Schwierigkeit war nur, dass Gedanken sich nicht einfach so wegschieben ließen. Sie besaßen ein unkontrollierbares Eigenleben und tauchten immer dann auf, wenn man sie am wenigsten gebrauchen konnte.
    „Gut, konzentrieren wir uns auf den wirklichen Täter. Entweder ist er eingebrochen oder besaß einen Schlüssel. Die Hellwitz zum Beispiel hat einen Schlüssel.«
    „Seltsam, nicht?«
    „Das findest du also auch. Laut Zeitungsberichten gab es keine Einbruchsspuren, zumindest bis gestern nicht. Wer könnte also einen Schlüssel besitzen? Die Schwester? Eine Putzfrau? Als gutverdienender Arzt hatte er doch sicher eine.«
    „Vermutlich. Ich werde mich morgen mal umhören«, versprach Ali.
    „In Ordnung. Ehrlich gesagt, für heute reicht’s mir. Ich bin hundekaputt. Bis dann!«
    Helga nahm sich vor, die Kolleginnen auszuhorchen, vielleicht hatte Andrea ihnen mehr erzählt als ihr.
    Eigentlich verspürte sie keine Lust mehr, für die Schule noch eine Hand zu rühren. Ihr stand der Sinn nach Badewanne mit viel Schaum und einem prickelnden Prosecco. Aber womit konnte sie morgen die Schüler sinnvoll beschäftigen? Während sie in ihren Unterlagen nach Arbeitsblättern kramte, die sie nur noch zu kopieren brauchte, wanderten ihre Gedanken immer wieder zu Klaus und der Frage, ob und wann er sie anrufen würde.
     

12
    „So’ne Scheiße!« Karl Pawletzki saß mit seiner Freundin Johanna und deren Tochter am Tisch. Johanna schmierte gerade eine Scheibe Brot für Pia-Maria und blickte bei dem Ausbruch ihres Lebensgefährten erstaunt auf.
    „Was ist los?«
    „Wir ham schon Donnerstag, und inner Schule rührt sich nix. Die Lehrer müssen doch was tun. Ich mein wegen die Kleine.« Mit dem Kopf zeigte er auf das Kind, als sollte es nicht mitbekommen, um wen sich das Gespräch drehte. Seit Dienstag war sie nicht mehr in der Schule gewesen.
    „Is doch völlig klar, dass der Scheißkerl versucht hat, unsre Tochter zu vergewaltigen. Da muss man doch was unternehmen.«
    „Was ist verwaltigen?«, fragte Pia-Maria und blickte neugierig von einem Erwachsenen zum anderen.
    „Iss!« Ihre Mutter schob ihr das belegte Brot hin. Der Ton war eindeutig und die Tochter erst einmal still.
    „Die Schule tut doch nix. Diese Lehrerin, die wusste nich ma, was ihr Schüler gemacht hat. Steht blöd da, fragt ›und?‹ und schickt mich weg. Am nächsten Tach soll ich wiederkommen. Das musse dir ma vorstellen. Da passiert das Schlimmste, was man nem Kind antun kann, und die Alte schickt mich weg. Da musse doch wat tun. Wer weiß, wat aus dem Wichser wird, wenn der so weitermacht. Verbrecher und Vergewaltiger isser doch jetzt schon. Der gehört eingesperrt, dieser Hurensohn. Jawoll.« Er schlug mit der flachen Hand vehement auf den Tisch, eine Gabel fiel herunter. Da Kalle zum Verzehren seiner Brote keinerlei Werkzeug brauchte, blieb ihr Verschwinden unbemerkt.
    „Nun mal langsam. Es ist doch gar nicht so weit gekommen.« Unauffällig versuchte Johanna, die Bierflasche außer Reichweite zu schieben, was natürlich misslang. Trotz seines erheblichen Alkoholpegels bekam er das noch mit und grabschte rechtzeitig danach.
    „Nich so weit gekommen!«, brüllte er außer sich vor Wut. „Doch nur, weil se Glück hatte. Weil du dazwischen gegangen bis. Sonst hätte er se sicher vergewaltigt.«
    „Was ist verwaltigt?« Pia-Maria wusste genau, um wen sich das Gespräch drehte, und es ärgerte sie, dass sie das wichtige Wort nicht verstand.
    „Du bist gefälligst still, wenn ich rede. Also, wenn du nix unternimmst, werd ich das machen.«
    „Aber Kalle ...«
    „Sach ma, so blöd kannsse doch nich sein! Wenn wir nix machen, passiert da gar nix, vastehsse, gar nix! Die Lehrer wollen ihre Ruhe ham und sich nich mit solche Sachen rumärgern. Aber nich mit mir. Nä, nich mit mir! Ich werd nen Brief schreiben und mich beschweren.

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