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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Sprechtage, Elternabende und Zeugnisse übernehmen. Das musst du einsehen.«
    Elli zuckte nur die Schultern. Einer musste es tun. Und wie es aussah, war die Stundenplanänderung tatsächlich am einfachsten, wenn Helga die 2c mit übernahm. Sie fand keinen Geschmack mehr am Kaffee, als sie, von der zukünftigen Last niedergedrückt, ins Lehrerzimmer zurückging. Für Erholung blieb keine Zeit. Die Glocke rief alle wieder an die Arbeit.
     

14
    Mit sich und der Welt unzufrieden, saß Kersting im Büro und las noch einmal den Bericht der Kriminaltechniker. Ein Einbruch war ausgeschlossen, Spuren von nicht tatortberechtigten Personen gab es nicht. Alles deutete auf Andrea Michalsen hin.
    „Ich finde, wir sollten die Akte an die Staatsanwaltschaft weiterreichen und den Fall als abgeschlossen betrachten. Auch ohne Geständnis und Motiv sind die Indizien eindeutig. Was willst du noch?«, fragte Masowski seinen Kollegen.
    Der brummte Unverständliches. Ihr Besuch im Krankenhaus gestern war erfolglos gewesen. Die Michalsen lag völlig apathisch in ihrem Bett und schien trotz geöffneter Augen ihre Umgebung nicht wahrzunehmen. Vergeblich hatte Kersting sich bemüht, eine Antwort zu erhalten. Sie hatte ihn nicht einmal angeschaut. Er hatte es sanft und verständnisvoll versucht, dann so eindringlich und laut, wie er es in einem Krankenhaus nur wagte, um sie aufzurütteln. Keine Reaktion. Sein Gespräch mit dem behandelnden Arzt verlief ebenfalls wenig erfreulich.
    „Tja, ein nicht ganz alltäglicher Fall. Als sie eingeliefert wurde, litt sie unter Hyperventilationstetanie. Sie zeigte Lähmungserscheinungen an den Fingern, konnte nicht sprechen. Der Kalziumhaushalt hatte sich total verschoben, was bei einem Schock nicht ungewöhnlich ist. Das haben wir schnell in den Griff bekommen. Trotzdem rührt sie sich nicht. Ich habe ihr Lexotanil zur Beruhigung verordnet, damit der Schock sich löst und Distanz geschaffen wird, so dass sie über das Erlebte reden kann. Sie muss sich mitteilen. Unbedingt. Sonst kommt sie aus dem Trauma nicht heraus. Aber bisher hat sie kaum etwas gesagt.« Doktor Woloski zögerte. So wie die Michalsen sich verhielt, schien sie eher ein Fall für die Psychiatrie zu sein. Woloski fuhr fort: „Wahrscheinlich werden wir einen Neurologen hinzuziehen. Ein paar Tage bleibt sie noch hier für Langzeit-und Belastungs-EKG. Ihre Herzrhythmusstörungen sind nicht gefährlich, sollten aber genauer untersucht werden.«
    „Verstehe. Hat sie etwas gesagt?«
    „Nichts. Das heißt, doch. Ab und zu murmelt sie etwas vor sich hin und fragt nach dem Warum? Können Sie damit etwas anfangen?«
    Kersting schüttelte den Kopf. Er fand zwei Möglichkeiten der Interpretation: Entweder, warum hast du, Josef, das getan? Das bedeutete, Kowenius hatte ihr etwas angetan und sie besaß somit ein Motiv für die Tat. Oder aber: Warum hat der Mörder das getan? Dann war sie unschuldig. Die Indizien sprachen für die erste Version, und vermutlich hatte Masowski Recht, sie sollten den Fall abschließen. Auch ohne Motiv war die Sachlage eindeutig. Sobald es der Michalsen etwas besser ging, würde ein Psychiater sie untersuchen und bestimmen, ob sie in U-Haft oder in die Psychiatrie gehörte.
    Über das Opfer hatten alle Befragten nur Positives berichtet, und er hatte sich sehr genau umgehört. Angesichts der Hochzeit hielten sich viele Freunde und Verwandte des Paares in der Stadt auf. Keiner konnte sich ein Motiv vorstellen, keiner einen möglichen Täter nennen. Weshalb, also, machte er sich so viele Gedanken? Helga, wisperte eine leise Stimme in seinem Kopf. Du hast ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Nicht nur, dass er schon wieder eine Kollegin von ihr verhaften musste, er hatte sich bisher auch nicht getraut, sie anzurufen und ihr von seinem Entschluss zu berichten. Das war nicht fair. Er wusste es, vermochte es aber nicht zu ändern.
    „Für so ein sauertöpfisches Gesicht bist du noch zu jung«, unterbrach Masowski die Grübelei. „Trink einen Kaffee, und dann ab mit dem Zeug zum Staatsanwalt. Soll das Gericht entscheiden.« Er stand auf und schaltete die Kaffeemaschine ein. Masowski konnte Kaffee zu jeder Zeit und Gelegenheit trinken, sei es zur Aufmunterung oder zur Beruhigung, aus Verlegenheit oder wenn er gut drauf war.
    „Bei deinem Konsum wundere ich mich nur, dass du keine Herzprobleme hast.« Kersting langte über den Schreibtisch nach der Akte, heftete den Bericht der Techniker ein und behielt sie dann unschlüssig

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