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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Dass die Mitschüler das Kind wegen seines alten Vaters auslachen würden, war dem offenbar gleichgültig. Und dass er es vermutlich nicht mehr erleben würde, wenn sein Kind mit Ausbildung oder Studium begann, war ihm offensichtlich ebenso egal. Hauptsache, Doktor Kersting hatte aller Welt seine Potenz bewiesen.
    Klaus stieg ins Souterrain hinunter, wo Käthe ein kleines Zimmer bewohnte. Auf sein Klopfen öffnete sie die Tür einen Spalt. Diese Vorsicht kannte er nicht an ihr. „Ach Junge, du bist es! Wie schön. Komm rein!«
    Ihr runzliges Gesicht schien seit der letzten Begegnung eine Menge mehr Falten bekommen zu haben. Dünner war sie auch geworden. „Käthe, wie geht es dir?«
    „Wie soll es mir schon gehen? Du hast doch sicher gehört, was sie mit mir vorhaben. Ich soll ins Altenheim. Dabei habe ich letzte Woche noch jede Mahlzeit allein gekocht und der Putzfrau bei den Fenstern geholfen. Aber das zählt für die Herrschaften ja nicht. Die wollen mich loswerden.« Sie setzte sich in ihren alten Ohrensessel und blickte vertrauensvoll zu ihm auf. „Kannst du mir nicht helfen?«
    Klaus schüttelte den Kopf. „Bei mir kannst du nicht wohnen, ich habe nur zwei Zimmer. Mehr brauche ich nicht, so selten wie ich zuhause bin. Aber ich werde versuchen, eine kleine Wohnung in meiner Nähe zu finden. Und was die Miete angeht ... nun da könnte ich dir auch helfen.«
    „Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich habe meine Rente und komme zurecht. Aber ich will nicht ins Altenheim. Auf keinen Fall! Und hier bleiben will ich auch nicht mehr. Dreißig Jahre war dies mein Zuhause.« Sie schüttelte den Kopf und wischte verstohlen eine Träne fort. „Ich verstehe den Herrn Doktor nicht.« Und ganz leise, als habe sie Angst, dass Klaus sie hören könnte, fügte sie hinzu: „Habe ihn nie verstanden.« Es war die erste Andeutung von Kritik an seinem Vater, die er von ihr hörte. Sie hatte immer loyal zum alten Herrn gehalten. Selbst damals, als der Achtjährige ins Internat abgeschoben wurde. Immer hatte sie seinen Vater verteidigt, was die Beziehung zwischen ihm und Käthe oft belastete. Doch sie war die einzige mütterliche Freundin, die er je gehabt hatte.
    Er blieb nicht lange. Als er sich verabschiedete, wiederholte er sein Versprechen, nach einer Wohnung zu schauen.
     

24
    Ali stand in der Küche und überlegte, in welcher Reihenfolge sie die mitgebrachten asiatischen Genüsse auftauen und servieren sollte. Herbert war mit den Kindern noch im Schwimmbad. Gott sei Dank! Sie verstand sich ja selbst nicht mehr. Noch vor zwei Wochen hätte es für sie nichts Interessanteres gegeben, als mit Helga auf Mörderjagd zu gehen. Etwas wehmütig dachte sie an den Frühling im letzten Jahr. Damals war ihre private, kleine Welt noch in Ordnung gewesen. Die Befragung der Nachbarn hatte ihre Fantasie angeregt und ihren Erfahrungshorizont erweitert. Und heute? Nur mit Mühe vermochte sie sich auf die dringlichsten Aufgaben zu konzentrieren. Anscheinend hatten weder Herbert noch die Kinder etwas gemerkt. Typisch. Die waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht einmal mitbekamen, wenn es Mutter oder Ehefrau schlecht ging. Vermutlich hätte sie am Boden kriechen müssen, und selbst dann wäre es fraglich. Auf Männer und Kinder konnte man sich eben nicht verlassen. Ihre Gedanken wanderten zu Frau Michalsen. Ali kannte sie nur flüchtig von den wenigen Schulveranstaltungen her. In der Schulkonferenz hatte sie einen sehr beherrschten Eindruck gemacht, als könnte sie nichts erschüttern. Als die anderen sich über das unmögliche Benehmen einiger Kinder aufregten, saß sie stoisch da und meinte nur: „Wir müssen sie nehmen wie sie kommen. Wir können weder die Eltern noch die Kinder ändern.« Ali vermochte sich nicht vorzustellen, was diese Frau dazu bringen konnte, mit einem Messer auf den Mann loszugehen, den sie zwei Tage später heiraten wollte. Nein, sie war nicht die Täterin. Oder vielleicht doch? Dass Beziehungen immer so kompliziert sein mussten! Helga schien derzeit auch Probleme mit ihrem Polizisten zu haben. Ali wusste, dass Klaus sich Kinder wünschte, aber bisher hatte sie gedacht, die Liebe zwischen den beiden sei tief genug, um dieses Hemmnis zu überwinden. Scheinbar waren alle Männer gehörige Egoisten. Dieser Gedanke führte sie zum heutigen Abend. Mit Wigoreits verband sie eine enge Freundschaft, Bergedorfs trafen sie nur, wenn bei Wigoreits gefeiert wurde. Beide Ehepaare wollten gemeinsam nach Thailand,

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