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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Nähkästchen. „Das kann man so nicht sagen. Mit manchen Leuten kam er sehr gut zurecht, obwohl er sich längst nicht so viel Zeit nahm.«
    ... wie ich, ergänzte Helga im Stillen. Es schien also doch Spannungen zwischen ihnen gegeben zu haben.
    „Ali sagte, dass die Michalsen eine Kollegin von Ihnen ist. Kennen Sie sie näher?«, wandte Sigrid Wigoreit sich an Helga.
    „Sie war schrecklich verliebt und kannte in den Pausen kein anderes Thema als Josef. Was er sagte, schien für sie Gesetz. Es fällt schwer, zu glauben, dass sie ihn umgebracht haben soll.«
    „Ich bin ihr mal in der Praxis begegnet«, warf Frau Bergedorf ein. „Eigentlich eine ganz sympathische Frau, ein bisschen bieder vielleicht. Ich hatte den Eindruck, als gäbe es zwischen ihr und der Hellwitz Probleme. Als ich reinkam verstummten sie, aber beide Gesichter waren rot, vermutlich vor Wut. Weißt du, was zwischen den beiden war?«, fragte sie ihren Mann.
    Der hob die Schultern. „Keine Ahnung. Aber ich glaube, die Hellwitz war in Josef verliebt. Manchmal passiert so etwas zwischen Chef und Sekretärin. Sie sah ihn oft so eigentümlich an, wurde rot, wenn ihre Hände sich berührten, was natürlich dauernd passiert, wenn man jemandem etwas reichen muss. Ich weiß nicht einmal, ob Josef es gemerkt hat. Womöglich hatte sie sich in eine romantische, unerfüllte Liebe hineingesteigert. Bei unbefrie ... äh unverheirateten Frauen passiert das nicht selten.«
    Aber dann hätte sie doch wohl eher Andrea umgebracht als Josef, überlegte Helga, sagte aber nichts. Vielleicht war sie Josef gefolgt, weil sie noch einmal mit ihm reden wollte, ihm ihre Liebe gestehen wollte. Wenn er sie dann ausgelacht hätte, dann wäre sie womöglich doch in der Verfassung gewesen, zuzustechen. So viele Stiche bringt nur jemand voller Hass und Wut an. Sie musste unbedingt mit der Hellwitz reden und sich einen persönlichen Eindruck verschaffen.
    „Wie bitte?« Sie war so mit ihren Schlussfolgerungen beschäftigt gewesen, dass sie die Frage glatt überhört hatte.
    „Sie sind also der Meinung, dass die Michalsen unschuldig ist?«, wiederholte Wigoreit.
    Helga war zwar dieser Meinung, wollte es aber trotzdem nicht öffentlich bekunden. Wie sehr man sich in einem Menschen täuschen kann, das hatte sie erst im letzten Jahr erlebt.
    „Wie schon gesagt, sie war so verliebt, dass ich es mir nicht vorzustellen vermag«, wiederholte sie.
    „Aber zutrauen tun Sie es ihr doch!« Offensichtlich machte es Frau Wigoreit Spaß, sie festzunageln. Oder war es Rache, weil sie und Ali vorhin Bergedorf in Rage versetzt hatten?
    Ali sprang ein. „Niemand weiß, was im Kopf eines Täters vorgeht. Aber sagen Sie, Doktor Bergedorf, würden Sie es der Hellwitz zutrauen?«
    „Ich denke, die Spekulation über den Täter sollten wir der Polizei überlassen«, mischte Herbert Merklin sich ein.
    Helga betrachtete ihn neugierig. Er besaß noch sein volles, schwarzes Haar, dazu ein schmales Gesicht, das Intelligenz und Willensstärke ausstrahlte, weder Waschbrett-noch Bierbauch, ein ungewöhnlich gut aussehender Mann. Er verdiente nicht schlecht und war seiner Frau gegenüber in jeder Beziehung großzügig. Also genau der Typ, von dem jede Frau träumt. Was war in Ali gefahren? Für eine Midlife crisis schien es zu früh. Heute Abend ließ sie sich nichts anmerken, sie scherzte, ging auf die Witze ihres Herberts ein, holte ihm seinen Cognac, weil er Wein nicht mochte, kurz, sie tat, was sich für eine liebende Ehefrau geziemt. Doch Helga kannte Ali zu gut. Sie sah die Gleichgültigkeit in ihren Augen, wenn sie ihrem Mann zustimmte, die Gereiztheit, wenn er sie bat, noch ein paar Chips aus der Küche zu holen. Wie lange würde sie sich wohl noch beherrschen können? Zurück zum Thema, befahl Helga sich selbst. Die Hellwitz kam in Betracht. Die musste unbedingt überprüft werden. Und Bergedorf? An ein Duplikat des Schlüssels zu kommen, wäre kein Problem für ihn. Aber würde er soweit gehen, um einen lästigen Konkurrenten loszuwerden?
    „Vielleicht sollten wir zwei auch einmal Urlaub in Phuket machen, Liebling. Was hältst du davon?«, wechselte Herbert Merklin das Thema.
    „Wenn die Kinder älter sind.« Nun drehte das Gespräch sich um Urlaub, Kinder und deren Ausbildung. Bergedorfs Sohn wollte im Ausland studieren, weil er hier keinen Studienplatz erhielt, und Wigoreits Tochter hatte Probleme mit ihren Lehrern, was kurz vor dem Abi einer Katastrophe gleichkam.
     

25
    Am Sonntagmorgen

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