Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
Vom Netzwerk:
sinnlos. Das haben Sie doch gemerkt. Kümmern Sie sich um Nele. Die braucht Sie dringender, denn je. Bitte rufen Sie die Nummern an, die ich Ihnen genannt habe. Die Leute haben Erfahrung und wissen, was zu tun ist. Nele braucht einen Therapeuten, sonst leidet sie ihr Leben lang. Das wollen Sie doch nicht?«
    „Ich bin doch nicht asozial, nur weil ... weil Neles Vater abgehauen ist und ich arbeiten gehe und nicht so viel Geld verdiene wie der. Wie kann der so etwas sagen? Ich würde mich auch lieber um meine Tochter kümmern. Nele ist ein braves Mädchen. Sie hat mich noch nie enttäuscht.«
    Das Gespräch drehte sich im Kreis. Helga kannte das, wollte aber nicht auflegen. Offensichtlich gab es niemanden, mit dem die Zenker sonst hätte reden können. Und sie brauchte das Gespräch wie der Ertrinkende die Luft zum Atmen. Ergeben hörte Helga zu. Die Unterrichtsvorbereitung für morgen schrieb sie ab. Irgendetwas Sinnvolles würde ihr schon einfallen. Da hatte sie keine Bedenken. Natürlich war es besser, wenn die Stunden aufeinander aufbauten, strukturiert waren und sie vorher genau wusste, was sie an Zielen erreichen wollte. Aber dieses Gespräch besaß eindeutig Vorrang.
    Zwei Stunden später legte sie den Hörer auf. Für heute reichte es. Hatte sie das heute Mittag nicht schon einmal gedacht? Sie streckte sich gähnend, kochte einen Kräutertee, der viel Baldrian enthielt, ließ Wasser in die Wanne laufen und suchte nach einem entspannenden Schaumbad. Abermals rührte sich das Telefon. Sie ließ es klingeln, obwohl das Geräusch an ihren Nerven zerrte. Nachdem es für zehn Minuten ausgesetzt hatte, begann es wieder. Helga zog den Telefonstecker heraus, zündete im Bad die Kerzen an und genoss die wohlige Wärme und den Schaum.
    Trotzdem kreisten ihre Gedanken um Schule, Kinder und Eltern. Und zwischendurch auch um Klaus.
     

32
    An diesem Dienstagmorgen wachte Klaus Kersting in ungewohnter Umgebung auf. Durch einen schmalen Spalt zwischen den Gardinen fand ein Sonnenstrahl seinen Weg und schien ihm direkt ins Auge. Klaus blinzelte. Das helle Licht verschwand, eine Wolke versperrte ihm den Weg. Noch schlaftrunken drehte er sich um und spürte neben sich den warmen Körper einer Frau. Wie gewohnt reichte er mit dem Arm hinüber, doch statt des erwarteten fröhlichen „Guten Morgen!« hörte er ein müdes „Hm!« Das half den Erinnerungen auf die Sprünge. Anja. Gestern Abend. Der Wein und ihre großen traurigen Augen. Gemeinsam hatten sie Maylinn zu Bett gebracht und dann beieinander gesessen. Irgendwann hatte sie ihre Arme um ihn gelegt und ihn an sich gezogen. In jähem Verlangen gab er der Bewegung nach, umschlang und küsste sie. Sie schien nicht einen Sekundenbruchteil überrascht, sondern erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich. Der Funke sprang über, und er wusste, dass seine geheimsten Wünsche heute wahr wurden. „Oh, Anja! Liebling.« Er seufzte glücklich und nahm ihren Kopf in beide Hände. Nach einem weiteren nicht enden wollenden Kuss hob er sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Sie fühlte sich so leicht an wie ein Vögelchen und ebenso zerbrechlich. Wieder und wieder flüsterte er ihren Namen, als er sie aufs Bett legte und sich über sie beugte. Ein Rausch überkam beide, süß und voller Leidenschaft. Wie Ertrinkende umklammerten sie sich, verschmolzen, wurden eins.
    Jetzt, da der Rausch verflogen war, erschien ihm das Geschehen unbegreiflich. Wie sollte er sich verhalten, was sollte er sagen, wenn sie sich ihm zuwandte? Trauer erfüllte ihn. Was nützte ihm das größte Glück, wenn der Geist auf dem Höhepunkt eigene Wege geht und sich einer anderen zuwendet? Er hatte sich Anja hingegeben und an Helga gedacht. Diese Unwahrheit durfte nicht zwischen ihnen stehen bleiben. Das hatte Anja nicht verdient. Leise erhob er sich und ging ins Bad hinüber. Er musste sich entscheiden. Jetzt. Sofort. Dabei war die Entscheidung längst gefallen. Das erkannte er an diesem Morgen mit überdeutlicher Klarheit. Er konnte Helga nicht vergessen. Nicht einmal, wenn er mit einer anderen, wunderbaren Frau im Bett lag. Anja besaß alles, was er sich wünschte. Sie war schön, jung, voller Lebenslust und eine phantasievolle Bettgefährtin. Und trotzdem drängte die andere in seine Gedanken. Für die meisten Männer bedeutete es kein Problem, zwei Frauen gleichzeitig zu besitzen. Und war deren Verhalten der schnelllebigen Zeit nicht viel besser angepasst als seine hoffnungslos altmodische Monogamie? Er ließ es

Weitere Kostenlose Bücher