Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
Vom Netzwerk:
zu, von der Vorstellung gequält zu werden, letztlich beide betrogen zu haben. Warum war er unfähig, zu tun, was jeder andere normale Mann getan hätte? Warum sah er in einer kleinen Affäre ein Problem? Er verfluchte seine Gene, seine Erziehung, das gesamte Schicksal, das ihn so hinterhältig betrog. Die Tür ging auf, und Maylinn kam herein. „Ich muss mal.«
    Da philosophierte er über die Mysterien seines Lebens, und ein kleines Mädchen zog ihn radikal in die Realität zurück. Dass sie nicht überrascht schien, einen fremden Mann im Badezimmer zu sehen, berührte ihn eher unangenehm. Der Polizist in ihm zog seine Schlüsse. Doch gleichgültig ob sie stimmten, Anja hatte die Wahrheit verdient, und die lautete nun einmal, dass es für sie beide keine gemeinsame Zukunft geben konnte. Seufzend ging er in die Küche. Als ob das Zubereiten des Frühstücks die bittere Pille versüßen würde. Er füllte die Kaffeemaschine und setzte Milch für Maylinn auf. Von hinten umschlangen ihn zwei Arme. „Guten Morgen, mein Lieber. Glücklich?«
    Er brummte. Durfte er dieser Frau, die ihn so strahlend anlächelte ein „Nein!« entgegenschleudern? Er hatte sich selbst in eine unmögliche Situation gebracht. Niemals hatte er mit diesem miserablen Gefühl im Bauch gerechnet, schlimmer als ein ausgewachsener Kater. „Wir müssen reden. In Ruhe.«
    Sie starrte in sein bekümmertes Gesicht und las, was er nicht zu sagen wagte. Mit dem Begreifen kam die Wut.
    „So ist das also! Ein One-Night-Stand. Einmal entsaften, die Hormone befriedigen, und das war’s! Und ich hab gedacht, du wärst anders, verlässlich, vielleicht sogar ein Vater für Maylinn. Dass ich aber auch immer wieder auf die falschen Kerle hereinfalle!« Tränen traten in ihre Augen. Sie wandte sich ab.
    „Nein, Anja, bitte hör mir zu.« Wie sollte er einer Frau auseinander setzen, dass er ihre Zuneigung gebraucht – missbraucht – hatte, um Klarheit für sich selbst zu gewinnen. Dass eine andere in seinem Leben wichtiger war. Allein der Gedanke an diese Erklärung verursachte ihm Übelkeit. Es klang hochlöblich zu sagen, dass Anja die Wahrheit verdiente, aber sie damit zu konfrontieren, erschien ihm grausam. Ein Zischen und der Geruch nach Verbranntem ließ beide herumfahren. Maylinns Milch kochte über. „Scheiße!« Anja fluchte. Klaus suchte einen Lappen.
    „Igitt, was stinkt denn hier so?«, moserte Maylinn. „Heinz kriegt das Frühstück aber besser hin.«
    Die richtigen Worte im richtigen Moment. Klaus fühlte sich plötzlich gar nicht mehr so schuldbewusst. Beide putzten hektisch über die Kochplatte, als könnten sie damit auch das Gehörte verwischen. Maylinn schien zu spüren, dass sie überflüssig war. Sie schnappte sich ein Schokobrötchen und verschwand wieder.
    „Anja, hör zu.« Er stockte. Nicht nur, weil ihm die Worte fehlten.
    „Nein! Es gibt nichts zu sagen. Gar nichts. Es hätte schön werden können, eine richtige Familie, aber ... Geh jetzt. Geh und komm nicht wieder.«
    Er schenkte ihr einen langen Blick, voll süßer Erinnerungen und bitterer Wahrheiten. Wie gern würde er sie noch einmal in den Arm nehmen, ihren Duft einsaugen, durch die langen Haare fahren, sie trösten. „Leb wohl«, sagte er statt dessen und „Alles Gute!« Abrupt wandte er sich um, lief zur Tür und die Treppe hinunter. In der Haustür steckte der Schlüssel. Er drehte ihn im Schloss und rannte auf die Straße. Sein Wagen parkte auf der anderen Seite. Das heranbrausende Auto sah er erst, als es bereits zu spät war.
     

33
    Für Helga verlief der Dienstagmorgen wie befürchtet. Ihre Klasse war unruhig und wenig motiviert, was nicht nur an den Aufgaben aus den Büchern lag. Immer wieder unterhielten sich ein paar Schüler über Yu-gio, Beyblade und die Filme von gestern. Andere beschwerten sich daraufhin, es wäre zu laut und sie könnten sich nicht konzentrieren, was wiederum zu weiterem Schimpfen führte. Bevor die ganze Klasse in das Gebrüll einstimmte, versuchte Helga mit verschiedenen meditativen Spielen eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. Trotz ihres relativ langen Schlafes hatte sie das Gefühl, nicht ausgeruht zu sein. Sie hätte doch gern gewusst, wer gestern Abend noch so spät angerufen hatte. Falls es Klaus gewesen war, würde sie ihre Halsstarrigkeit bedauern. Aber es war genauso möglich, dass eine Mutter noch etwas gewollt hatte. Eltern riefen zu den unmöglichsten Zeiten an und erwarteten freundliche Auskünfte. Dabei fiel ihr Frau

Weitere Kostenlose Bücher