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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Wir werden gemeinsam schauen, wer der Mann ist, den du gesehen hast, in Ordnung?« Sorgsam verschloss sie die Tür hinter sich. Mit Britta an der Hand und den übrigen Mädchen im Schlepptau spazierte sie auf den Schulhof hinaus.
    Da in der zweiten Pause wesentlich weniger Schüler auf dem Hof spielten, ging es viel ruhiger zu als um 9.30 Uhr. Sie spürte Brittas Zögern, als sie den Schulhof überquerten. Die Hand des Mädchens zitterte. Helga griff fester zu und murmelte beruhigend: „Keine Angst. Ich bin bei dir und passe auf dich auf. Schau, deine Freundinnen sind auch noch da.« Zwischen dem Zaun, der den Hof begrenzte und dem Gehweg gab es einen schmalen Gürtel mit Bäumen und Gebüsch, der gern von Hunden aufgesucht wurde.
    Eine junge Mutter mit Kinderwagen und Einkaufsbeutel schritt eilig auf sie zu. „Entschuldigung, Sie sind doch Lehrerin hier? Da drüben steht eine Frau zwischen den Sträuchern und beobachtet mit einem Fernglas den Schulhof. Ich denke, Sie sollten die Polizei rufen. Wer weiß, was die vorhat!« Ihre Stimme klang ehrlich besorgt.
    Helgas erste Reaktion war Überraschung. Eine Frau? Das passte nicht. Dann fiel ihr das Gespräch der ersten Pause wieder ein. „Beschreiben Sie mir die Person«, bat sie.
    „Schwarze Lederhose, rote Haare, buntes kurzes T-Shirt. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen.«
    „Das genügt. Da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Das ist eine Mutter, die ihren Sohn nicht loslassen kann und sicher sein möchte, dass ihm hier in der Schule keiner etwas antut.«
    „Mit Fernglas? Hinter einem Baum versteckt?«
    Helga zuckte die Schultern. „Auch solche Mütter gibt es.«
    „Na, dann kann ich beruhigt weiter gehen. Ich dachte nur, man hört ja so viel heutzutage, dass es besser ist, vorsichtig zu sein.«
    „Sie haben völlig richtig gehandelt. Und ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Aber um die Frau braucht die Polizei sich nicht zu kümmern.«
    Erst viel später dachte Helga darüber nach, dass es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, die Polizei zu rufen. Eine Lektion hätte die Alte verdient.
    Jetzt musste sie sich erst einmal um Britta kümmern, die noch immer an ihrer Hand hing. „Hast du die Beschreibung gehört?«
    Britta nickte.
    „Sollen wir mal hingehen und uns die Person anschauen?«
    Wieder stummes Nicken. Britta drängelte sich dicht an die Lehrerin, als sie gemeinsam zum Zaun gingen und versuchten, jemanden zwischen den Büschen zu entdecken. „Da, das ist sie.« Britta hatte sie zuerst gesehen.
    „Schau genau hin«, befahl Helga dem Mädchen. „Ist das der Mann, den du meinst?«
    Ein Baumstamm verbarg den größten Teil des Körpers, doch der sichtbare Teil war eindeutig weiblich.
    „Nein, nein, das ist eine Frau.« Britta atmete erleichtert auf. Aber die Angst blieb. Ihre Stimme verriet es. „Warum steht die da?«
    Helga überlegte einen Moment. Dann entschloss sie sich, Britta die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie Daniel dadurch der Lächerlichkeit preisgab.
    „Das ist Daniels Mama. Sie hat Angst, dass jemand ihrem Sohn etwas Böses tut. Und weil Herr Raesfeld ihr verboten hat, den Schulhof zu betreten, steht sie jetzt im Gebüsch und passt so auf Daniel auf.«
    „So was Dummes«, lachte eine von Brittas Freundinnen, und eine andere rief: „Die habe ich früher öfter hier gesehen. Sie hat immer mit uns geschimpft, wenn wir mal Daniels Ball haben wollten.«
    Helga spürte, wie Brittas Spannung wich und ihre Hand sich langsam löste. „Ich habe wirklich gedacht, dass ... dass ...«
    „Schon gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Aber jetzt lauf, ja?«
    Erfreut und erleichtert beobachtete Helga das Mädchen, wie sie mit den anderen über den Hof lief, schwatzte und kicherte. Nichts erinnerte mehr an das verängstigte Geschöpf von eben. Nichts deutete daraufhin, dass bei ihr etwas anders war. Vielleicht erklärte das, warum so viele Erwachsene glaubten, Kinder könnten alles verkraften. „Kinder vergessen schnell!« Wie oft hatte sie diesen Satz von Erziehern oder Gutachtern gehört, wenn es um Pflegefamilien oder Heimaufenthalte ging. Wie falsch diese Behauptung war, bewies ihr Britta jeden Mittag, wenn sie allein nach Hause gehen sollte.
    Die Aufsicht verlief heute ausnahmsweise recht angenehm. Ab und zu beschwerten ein paar Kinder sich über andere, die sie ärgerten, aber im Großen und Ganzen lief es friedlich ab. Als es klingelte, stellten die Schüler sich ohne weitere Aufforderung auf, und Helga führte

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