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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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recht, wie ich es sagen soll, aber der junge Mann, der neben Ihnen saß, er ist der Freund einer Freundin. Und ich, nun ja, verstehen Sie mich nicht falsch, aber ... Kennen Sie ihn sehr gut?«, endete sie mit hilflos erhobener Stimme.
    Der Gesichtsausdruck ihres Gegenübers wechselte von eisiger Ablehnung über Nachdenklichkeit zu spöttischer Schadenfreude.
    „Klar kenne ich ihn gut, ich habe ihn schließlich gekauft.« Sie genoss ganz offensichtlich Alis Fassungslosigkeit.
    „Gekauft?«
    „Er bietet seine Dienste für Geld an. Wussten Sie das nicht? Schauen Sie mal nächsten Samstag in die Zeitung.« Das erklärte immerhin seine finanzielle Situation. Aber wie definierte sich seine Beziehung zu der Better? Liebe oder Geschäft?
    „Jetzt entschuldigen Sie mich, ich möchte zahlen.« Noch immer sprachlos vor Überraschung verließ Ali den Tisch.
    Sie blickte auf die Uhr. Da Helga sechs Stunden unterrichten musste, war sie vermutlich noch nicht daheim. Die Kinder wussten Bescheid, folglich konnte sie die Zeit nutzen und sich in der Nachbarschaft von Kowenius umhören, was man dort über Sauermann erzählte.
    Von hier aus war es nicht weit bis Hohenlimburg. Sie fuhr langsam, während sie überlegte, was sie den Leuten sagen sollte. Trat sie als Zeitschriftenwerberin auf, war das Risiko groß, schnell wieder vor die Tür gesetzt zu werden. Das hatte sie während des letzten Falles zu spüren bekommen. Das Geld war überall knapp, und niemand hatte Lust, sich längere Zeit mit einem Klinkenputzer zu unterhalten. Manche Leute konnten sogar ziemlich ruppig werden. Wie wäre es mit Hausratversicherungen? Da konnte sie unauffällig auf die Nachbarschaft zu sprechen kommen. Wenn die Nachbarn gegenseitig auf ihre Häuser achteten, brauchte man vielleicht keine Hausratversicherung. Zu dem Thema vermochte wohl jeder etwas beizutragen.
    Also hielt sie ein Stück vor Kowenius’ Besitz an und stieg aus. Gleich im ersten Haus empfing man sie voller Misstrauen.
    „Sie sind wohl Reporterin und möchten uns aushorchen? Keine Chance. Wir wollen nicht in die Zeitung.«
    Ihre Antwort schien die Bewohner nicht zu befriedigen, denn bevor sie ihr Anliegen erklären konnte, wurde die Tür zugeschlagen. Beim nächsten Besuch lief es anfangs nicht besser, doch Ali fand sich schnell in ihre neue Rolle.
    „Wollen Sie etwa wissen, ob wir ne Alarmanlage haben?«, fragte der alte Herr und musterte sie abschätzend.
    Ali hob abwehrend beide Hände. „Aber nein! Und wenn es Sie beruhigt, gehe ich mal davon aus, Sie besitzen eine. Nein, meine Umfrage zwecks Sicherheit betrifft das nachbarschaftliche Verhältnis. Sehen Sie, meine Firma möchte neue Systeme entwickeln. Wenn man davon ausgeht, dass die Nachbarn ein Auge auf das leerstehende Haus haben, werden die Anlagen anders konzipiert als wenn das Haus einsam und verlassen ist. Das verstehen Sie doch?« Im Gegensatz zu Ali, die ihre Aussage absurd fand, schien der Alte sie zu verstehen und bat Ali hinein. Sie folgte ihm in ein Wohnzimmer, von dem aus man einen guten Blick auf die Eingangstür des Nachbarhauses hatte.
    „Natürlich wissen wir, wann die Nachbarn in Urlaub sind und behalten ihr Haus im Auge. Früher, als meine Frau noch lebte, ging sie regelmäßig rüber zum Blumengießen. Mir hat der Kowenius das nicht zugetraut. Jedenfalls kommt seine Putzfrau regelmäßig, und die Schwester schien ihm auch ab und zu behilflich zu sein. Aber das ist ja nun alles vorbei.«
    „Sie kennen sich wohl alle sehr gut hier? Bei uns in der Gegend ist das leider ganz anders. Da kümmert sich keiner um den anderen.«
    „In gewisser Weise ist Hohenlimburg schon noch Dorf – im positiven Sinne. Hier bedeutet Nachbarschaft noch etwas.«
    Wie sollte sie nun auf Nachbarschaft im negativen Sinne zu sprechen kommen? Doch waren besondere Anstrengungen gar nicht nötig. Der Alte freute sich, eine Zuhörerin gefunden zu haben und plauderte bereitwillig über seinen so gewalttätig verstorbenen Nachbarn. „Wissen Sie, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Verlobte des Herrn Doktor das gemacht haben soll. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. So ein verliebtes Paar anzusehen – da fühlte sogar ich mich wieder jung.« Er nickte traurig.
    „Wer könnte denn sonst ...?« Ali ließ die Frage in der Schwebe. Der Hausherr schwieg mit nachdenklich gerunzelter Stirn. Sie holte ihre Zigaretten heraus und warf ihm einen fragenden Blick zu. Er nickte, stand auf und kam mit Ascher, Pfeife und Tabaksbeutel

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