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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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werden. Mein Gott, sie sollte froh sein, diesem Pack zu entkommen. Wer kümmert sich denn heutzutage noch um Jungfernschaft und so’n Käse?«
    „Jedenfalls mehr Menschen als du denkst. Ob ihr ihre Situation klar ist? Ich meine, es gehört nicht nur ungeheuer viel Selbstbewusstsein, sondern auch eine gewisse Distanz dazu, um objektiv über sich selbst und das eigene Elternhaus nachzudenken.«
    „In gewisser Weise schon. Immerhin hat sie sich dazu durchgerungen, einen Geschiedenen zu heiraten und vorher schon Sex zu haben. Bei der Erziehung gehört dazu immenser Mut.«
    „Und dann findet sie ihren Freund in seinem Blut. Ganz schön gruselig.«
    „Wenn sie es doch war? Wenn er sie betrogen hat? Ist Ehebruch vor der Ehe eigentlich Sünde? Und wenn man einen Sünder umbringt, ist das dann eine gute Tat?« Frau Meierfeld grinste. Ihr Tonfall zeigte deutlich, wie wenig sie von Religion hielt.
    „Jetzt ist aber Schluss mit dem Unsinn! Ein Überschwang an Wut und Zorn hat sich entladen und, leider Gottes, zum Mord geführt. Für derartige Emotionen waren sowohl Andrea als auch Kowenius zu erfahren und zu vernünftig.« Frau Stellmann sprach für die Älteren. „In jungen Jahren, wenn man das erste Mal frisch verliebt ist, die Hormone verrückt spielen, mag man derart heftige Gefühle entwickeln. Aber die beiden wussten genau, worauf sie sich einlassen wollten. Da gab es für Betrug keinen Platz.«
    „Als ob Gefühle eine Frage des Alters sind!«
    Helga stimmte Angela zwar wortlos aber aus tiefstem Herzen zu.
    „Ich bin sicher, der Schock rührt von dem Anblick her.« Frau Schnoor, die Älteste im Kollegium, beendete mit dieser Aussage in entschiedenem Ton alle weiteren Spekulationen. Sie nahm ihre Tasche und ging hinaus. Die Zurückgebliebenen schauten auf die Uhr. Lohnte es noch, sich zu setzen? Eine Minute später schellte es bereits.
     
    Wieder war Helga mit ihren Gedanken nicht beim Unterricht. Gestern war ihr zum wiederholten Male bewusst geworden, wie sehr sie Klaus liebte. Sie wollte nicht auf ihn verzichten, aber seinen Wunsch erfüllen, wollte sie auch nicht. Es musste doch einen vernünftigen Kompromiss geben, der beide zufrieden stellte. Zum ersten Mal dachte sie über Adoption nach. Wenn sie heiraten würden, könnten sie ein Kind adoptieren, das schon vier, fünf oder sechs Jahre alt war. Sie ging nicht das Risiko ein, ein behindertes Kind zur Welt zu bringen und wäre auch nicht so extrem alt, wenn das Kind in die Schule käme. Könnte das eine Lösung für sie beide sein? Andererseits, wenn er sich in die Better verliebt hatte, dann würde sie ihn auch mit einem Kind nicht halten können. Gestern, im Krankenhaus, war sie vor Sorge fast außer sich gewesen und hatte nur an ihn gedacht und die arme Andrea völlig vergessen. Sie hätte wenigstens mal kurz vorbei schauen oder mit den Schwestern oder dem Arzt reden können. Diese Episode, mochte sie noch so klein sein, zeigte ihr deutlich, welche Bedeutung Klaus für sie hatte. Ja, selbst wenn er sie betrogen hätte, würde sie ihm verzeihen. Die Kinder wurden unruhig. Wieder einmal spürte sie, dass sie in diesem Beruf persönliche Probleme weitaus mehr unterdrücken musste als in jedem anderen. Eine Minute der Unaufmerksamkeit wurde sofort ausgenutzt. Sie wusste nicht einmal, wie weit Sven gelesen hatte. Sie schimpfte mit Florian und Tim, die schon wieder lautstark stritten, mit Mehtap, die kichernd ihre Haare kämmte, mit Niklas, der durch die Klasse rannte und auf dem Weg zum Papierkorb Timos Füller mitgehen ließ und kaschierte so ihre eigene Unaufmerksamkeit. „Jetzt liest bitte Veronika weiter.« Bei dem Mädchen konnte sie davon ausgehen, dass sie aufgepasst hatte und wusste, an welcher Stelle der Geschichte sie gerade waren. Als Lehrerin musste sie sich zusammenreißen, egal wie viel Nerven es kostete. Trotzdem fanden ihre Gedanken immer wieder eigene Wege.
     

38
    Nach Schulschluss hatte Helga es besonders eilig, heim zu kommen. Sie wollte mit Masowski reden. Ohne Störung. Als sie morgens anrief, war er schon wieder unterwegs gewesen, und im Sekretariat hatte sie in der Pause nicht telefonieren wollen. Die Sekretärin war hilfsbereit und freundlich, aber auch neugierig.
    Das Gespräch verlief enttäuschend. Entweder wollte oder konnte Klaus’ Kollege nichts sagen. Er war sehr nett, ging aber auf ihre Frage, ob Unfall oder Absicht, überhaupt nicht ein. Sie hatte das Gefühl, er wollte sie nicht beunruhigen. Klar, als Ehemann kannte er die

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