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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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einsichtiger ist.«
    Helga nickte. »Vernünftig.«
    »Nee, gar nicht. Wir haben neue Nachbarn, in unserem Alter und eigentlich ganz nett.« Ali zögerte. Das Weiterreden fiel ihr sichtlich schwer. »Wir verstanden uns und haben oft zusammen gefeiert. Einen Grund fanden wir immer. Na ja, wenn es dem Esel zu gut geht ...«
    »... geht er aufs Eis. Was ist passiert?«
    »Wie gesagt, wir haben gefeiert und getrunken. Dann hat Theo gesagt, er würde gern mal mit mir schlafen. Und weißt du, was Herbert geantwortet hat? Er hat die Entscheidung mir überlassen. Ohne irgendein Gefühl zu zeigen, meinte er, Theo solle mich selber fragen, das sei meine Sache. Offensichtlich bin ich ihm ebenso gleichgültig wie er mir. Bis dato hatte mir zumindest mein Verstand noch einen Hauch von Rücksichtnahme empfohlen, aber der ist nun auch weg, die Rücksicht meine ich, nicht den Verstand. Der funktioniert glücklicherweise noch – na ja, meistens.«
    Helga ahnte, wie es weiter ging, war dann aber doch überrascht.
    »Ich habe natürlich zugestimmt. Herbert ist mir sowieso gleichgültig, ich ihm auch, also warum nicht mal was Neues ausprobieren? Wir haben eh viel zu jung geheiratet. Ich war neunzehn und Herbert mein erster Mann. Und in den Herbstferien haben wir die Kinder zur Oma geschickt und sind zu viert ein paar Tage verreist. Ausgerechnet Mallorca. Und seitdem ... oh verdammt, Kerle sind doch alle gleich. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, spielen die Gefühle einer Frau keine Rolle mehr. Ich meine, ich hätte Theo nicht haben wollen, weder als Lover noch als Ehemann. Er ist keinen Deut besser als Herbert und im Bett na ja, aber ... aber Herbert will Gerlinde. Richtig, mit Heirat und allem Drum und Dran. Die letzten Tage auf Mallorca waren nur furchtbar! Ihr hat er seine Jacke angeboten, sie wurde bei Spaziergängen über Pfützen getragen und beim Wandern nahm er ihren Arm. Theo trottete lustlos hinterher, und ich fühlte mich überflüssig wie nur was. Schrecklich! Er ist nicht nur auf dem Ego-Trip, nein, jetzt muss plötzlich auch noch Esoterik herhalten. Seelenverwandtschaft, das innere Kind und all so’n Quatsch. Natürlich steckt da Gerlinde hinter.«
    Helga atmete erst einmal tief durch, bevor ihr eine Antwort einfiel. »Du willst deinen Herbert behalten, obwohl du nichts mehr für ihn empfindest, verstehe ich das richtig?«
    Ali nickte. »Es sei denn, es findet sich was Besseres. Aber meine derzeitige Erfahrung sagt mir, die meisten Männer sind eh alle gleich. Also kann ich mich auch mit Herbert bescheiden. Das ist besser für die Finanzen, besser für die Kinder, und ich muss mich nicht umgewöhnen.«
    »Hat er schon die Scheidung eingereicht?«
    »Noch nicht. Aber so wie er sich benimmt, ist das nur eine Frage der Zeit. Dass die Kinder unter den Spannungen leiden, ist ja klar.«
    »Und statt dich um deine Töchter zu kümmern, hast du dich in Arbeit gestürzt, vermute ich mal?«
    »Was sollte ich denn tun? Ich komme doch mit mir selbst nicht mehr klar.« Das klang verzagt und so gar nicht nach der Ali, die Helga kannte.
    Eine lange Weile saßen sie schweigend. Helga musste das Gehörte erst einmal verdauen. Dass der konservative Herbert Merklin eine Geliebte haben sollte, war einerseits verständlich. Der Mann sah gut aus, hatte Charme und wusste mit Frauen umzugehen. Andererseits war er seit zwanzig Jahren mit Ali verheiratet, hatte bisher alle ihre Marotten akzeptiert und immer den Eindruck vermittelt, er liebe seine verrückte Frau. Nichtsdestotrotz – warum sollte er nicht ebenso wie Ali seine Gefühle verlieren und Nachholbedarf verspüren? Allerdings hätte er das diskret erledigen können, gleichgültig ob mit Gerlinde nach dem Mallorca-Urlaub oder mit einer anderen Frau vor dieser Partnertausch-Geschichte. Ali hatte ihrem Mann früher nie misstraut oder gar hinterher spioniert, und Helga hatte die beiden um ihre Ehe, die auf so viel Vertrauen basierte, stets beneidet. Selbst als Ali erklärte, ihren Mann nicht mehr zu lieben, war sie der festen Überzeugung gewesen, die beiden würden wieder zueinander finden.
    Ali wechselte das Thema. »Franziska erzählte mir von einem Gerücht, dass nämlich der Wohlfang ermordet worden sein soll. Hast du etwas davon mitbekommen?«
    »Hm ja, vermutlich wird es morgen in der Zeitung stehen. Der Herzinfarkt scheint eine Vergiftung gewesen zu sein.«
    »Ach du Scheiße!«
    Auf Helgas erstaunten Blick hin erzählte sie von Franziskas Befürchtung, dass auch die Schüler

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