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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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verunglimpft zu haben. Seit die Lehrerin ihnen einmal erklärt hatte, dass bestimmte Schimpfwörter nicht die Kinder, sondern deren Mütter meinten, beschwerten sie sich dauernd, dass ihre Mutter beleidigt wurde. Der Gebrauch der Schimpfwörter war dadurch nicht eingeschränkt worden. Helga hasste diese nervtötenden Auseinandersetzungen. Unter Streitschlichtung verstanden die Kinder und auch deren Eltern, dass sie recht bekamen. Dass andere den gleichen Anspruch erhoben, interessierte nicht. Sie riss sich zusammen. Ihr fiel Daniels Überraschung – oder war es Entsetzen gewesen? – wieder ein, als sie ihm erklärt hatte, dass »Schlampe« ein böses Schimpfwort sei. »Aber, das sagt Papa doch auch immer«, hatte er mit rotem Kopf gestottert.
    Im Klassenzimmer ging das Tohuwabohu weiter. Der eine fand seine Hefte nicht, der andere hatte angeblich einen Stift geklaut, der dritte ein Bild mit dicken Strichen übermalt, alle schrieen, viele stritten, manche begannen zu prügeln. Es dauerte wieder einmal lange, bis die Kinder einigermaßen still auf ihren Plätzen saßen. Sie teilte die Linienblätter aus und befahl, den Tafeltext abzuschreiben. Wie erwartet, hatte Niklas sein Blatt sofort zerknittert, »brauche ich nicht!«, und beklagte sich anschließend, dass er keines erhalten habe. Es wurde ein harter Vormittag. Nach der vierten Stunde lagen die Nerven blank.
    Um ihre Kolleginnen zu versöhnen, bot Helga an, die Aufsicht zu übernehmen, obwohl sie viel lieber mit der Meeren über Wohlfang und Thode geredet hätte. Die Frau besaß einen scharfen Verstand und könnte helfen, ein paar interessante Ideen zu entwickeln. Schade. Die Kinder tobten und brüllten. Hinter vorgehaltener Hand gähnend stand Helga in der Nähe der Eingangstür. Sie hatte keine Lust, sich mit den Großen anzulegen, die hier mehr oder weniger offen ihre Zigaretten rauchten. Sie richtete ihre Blicke betont auf die Kleinen, eilte auch mal zu einer Gruppe, die es zu arg trieb, und übersah die anderen. Bis sie ein scharfes Flüstern hörte.
    »Heh, guck mal! Das ist die Frau vom Wohlfang.«
    Eine sehr elegant und ganz in Schwarz gekleidete Dame eilte über den Hof. Nach kurzem Gruß bat sie Helga, die Schultür aufzuschließen, die ins Schloss gefallen und von außen nicht zu öffnen war. »Sie sind neu hier, oder? Wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Wohlfang. Ich möchte die Sachen meines Mannes abholen.«
    Helga sprach ihr Beileid aus und fragte teilnahmsvoll, ob der Täter bereits bekannt sei.
    »Nein. Und ich glaube auch nicht, dass die Polizei den jemals findet. Im Moment scheinen sie mich in Verdacht zu haben. Dauernd kommen sie und stellen Fragen. Und dazu so impertinente Fragen über unsere Ehe und Finanzen. Selbst wenn wir gestritten hätten, was wir nicht haben, ist das kein Grund, den Ehemann umzubringen. Während die Polizisten Zeit und Energie auf die Falsche vergeuden, kann der wahre Täter seine Spuren verwischen und entkommen.« Sie nickte Helga dankend zu und betrat das Gebäude.
    Schon nach kurzer Zeit kam sie wieder heraus. Es schellte gerade zum Pausenende. Ihre Augen blitzten zornig im geröteten Gesicht. Scheinbar zufällig trat Helga ihr in den Weg, als sie die Schüler rief.
    »Ich hoffe, es gab keine Schwierigkeiten. Einige Kollegen sind etwas ... na ja, ... etwas gereizt derzeit. Die vielen Fragen der Polizei und der Schulstress. Sie verstehen das sicherlich?« Sie endete mit fragendem Unterton.
    »Nein, für Unhöflichkeit habe ich kein Verständnis. Rufus berichtete oft von neidischen Kollegen, die sich auf seine Kosten bei den Schülern anbiederten, von Ignoranten, die selbst dann nichts sagten, wenn in ihrer Stunde die Schnapsflasche rumging. Ich habe das alles für übertrieben gehalten. Aber wie die mich behandelt haben! Wie einen Eindringling, als ob ich etwas dazu kann, dass ...« Sie schluchzte leise. Helga schickte die quengelnden Kinder rein und hoffte, dass die beiden Kolleginnen ein Auge auf sie warfen. Diese Gelegenheit, Frau Wohlfang näher kennen zu lernen, wollte sie sich nicht entgehen lassen. Da die Frau von den Kollegen ihres Mannes enttäuscht war, konnte Helga ihr Licht umso glänzender strahlen lassen.
    »Aber liebe Frau Wohlfang, so dürfen Sie das nicht sehen.« Wie sollte sie das Gespräch auf Thode bringen? »Hat Sie etwas Bestimmtes verärgert?«
    »Ich wollte Rufus’ Sachen holen. Ich weiß, dass er Bücher an Kollegen verliehen hatte, dann waren da noch CDs und ein CD-Player, ein teurer

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