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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Problem erkannt – Gefahr gebannt. So einfach war das. Hm ja, ein Selbstmord würde gut ins Bild passen. Nachdem die arme Frau ihren geliebten Mann verloren hatte, folgte sie ihm freiwillig ins Reich der Schatten. Das klang geil. Anscheinend besaß er eine poetische Ader. Kein Wunder bei seinem Umgang. Er empfand es als Herausforderung, seine Ausdrucksweise der jeweiligen Situation anzupassen. Auf diese Weise hatte er nicht nur alte Damen um ihr Vermögen erleichtert. Er galt auch als guter Unterhalter, der müde Partys in Schwung bringen konnte, und wurde gern und oft eingeladen. Wenn er an das letzte Fest bei Selbeckes dachte ... das war ein voller Erfolg gewesen für ihn. Er hatte einige Aufträge eingesackt. Wenn er anfing, über Geldanlagen auf den Caymaninseln zu reden oder über mögliche Steuerersparnisse durch fingierte Zahlungen an Briefkastenfirmen auf Jersey, hielt ihn jeder für einen Experten. Und es war nicht seine Schuld, wenn die Leute ihm ihr Schwarzgeld in die Hand drückten, um es vor der Steuer in Sicherheit zu bringen. Am schlimmsten war der Filser gewesen, ein kleiner Spediteur. Er musste jetzt noch lachen, wenn er an den Geifer dachte, der dem habgierigen Kerl aus dem Mund zu tropfen schien, als er von den angeblich todsicheren Möglichkeiten hörte. Filser war zu allem bereit, wenn es nur Geld brachte und deshalb genau der Richtige, um seine Pläne zu einem wunderbaren Ende zu bringen. Der Neid auf Selbecke stand dem Mann im Gesicht geschrieben, man konnte ihn in jedem seiner Worte erkennen, in jedem Blick sehen, den er dem angeblichen Freund zuwarf. Soviel Neid hielt die beste Freundschaft nicht aus. Warum Selbecke den Kerl wohl immer noch einlud? Sicher, er selbst war auch neidisch, aber er tat etwas dagegen. Er jammerte nicht. Wenn seine Pläne aufgingen, würde er bald ein reicher Mann sein. Mit etwas Kreativität konnte man das Geld auch heute noch auf der Straße finden.
    Während er seinen Kaffee schlürfte, schlug er die Financial Times auf. Er brauchte neue Anregungen für seine Geschäfte.
     
    A li hockte wieder einmal in der Küche, allein mit ihren düsteren Gedanken. Der Sonntag war ganz passabel verlaufen. Die Kinder hatten ihn größtenteils vor dem Fernseher verbracht, Herbert war gleich nach dem Mittagessen verschwunden. Wenigstens hatte er sich während des Essens zusammengerissen und vor den Kindern nichts gesagt, was auf Spannungen hindeutete. Eigentlich wollte sie gar nicht über ihre Familie und deren Zukunft nachdenken. Trotzdem drängte sich dieses Problem immer wieder in den Vordergrund, während sich der Fall Wohlfang scheinbar irgendwo zwischen ihren Gehirnwindungen verlor. Den Zeitungsartikeln zufolge schienen Franziska und ihre Freundinnen nicht verdächtig, weshalb die Lösung auch nicht eilte. Sie legte die Westfalenpost unordentlich zusammen, konzentrieren konnte sie sich heute Morgen sowieso nicht, als ihr Blick auf das Porträt eines älteren Mannes fiel, der sich für irgendeinen Verein stark machte. Das Foto erinnerte sie an Loden. Ein Mann wie er, gut aussehend, charmant, gebildet, witzig – und alt. Wie weit würde er gehen, um den Rest seines Lebens nicht allein verbringen zu müssen? War er tatsächlich so hilfsbereit, wie er sich gab, oder war es Schau, um zu imponieren und Kontakt zu knüpfen? Vielleicht sollte sie ihn beim Wort nehmen und besuchen. Oder mit der Zils über ihn reden. Ihr kam eine Idee. Zum ersten Mal seit langer Zeit lachte sie laut und fröhlich. Sie rief einen Blumenladen an und bat, einen großen Strauß an Frau Zils in die Sparkasse zu schicken. Er sollte gegen elf Uhr abgegeben werden und auf der Karte sollte stehen: Ich wünsche dir eine Woche voller Blumen und Sternstunden. Ohne Unterschrift.
    Kurz vor elf stand Ali an der Sparkasse und wartete. Um diese Zeit war die kleine Schalterhalle leer. Als sie einen Boten mit dem Strauß kommen sah, ging sie mit langen Schritten hinein und schnurstracks zu Frau Zils. Sie habe sich das mit dem monatlichen Sparplan überlegt und noch ein paar Fragen. Die Zils blickte hoch, erkannte Ali und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Bevor noch das Gespräch begann, erschien der junge Mann vom Blumenladen, erkundigte sich nach Frau Zils und bescherte ihr die Blumen mit eleganter Verbeugung. Als die sich von ihrer Sprachlosigkeit erholt hatte, war der Bote längst verschwunden. Mit ungläubigem Staunen im Blick schlitzte sie die beigefügte Karte auf. Sie wurde rot, dann geisterhaft

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