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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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noch einmal auftauchte, sollte sie den Vertrag unterschreiben, dachte sie, sonst würde die Zils ihr das Interesse an Geldanlagen nicht mehr abnehmen. Sie schlenderte zum Ausgang, blickte noch auf ein paar Schautafeln mit Zinssätzen, nickte der zweiten Angestellten verabschiedend zu und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie die Zils erneut zum Telefon griff.
    Draußen verzog sie sich hinter eine Litfaßsäule und wartete. Eine halbe Stunde später tauchte prompt Loden auf. Ali fror. Nach kurzer Überlegung fuhr sie zum Café Fischer. Mit etwas Glück würde er anschließend sein zweites Frühstück dort einnehmen. Dann war es unauffälliger, sie saß bereits da. Sie suchte sich einen Platz in der Mitte, direkt im Blickfeld eines Hereinkommenden. Unübersehbar.
    Es dauerte lange, aber er kam. Natürlich bemerkte er sie. Und natürlich erkannte er sie wieder. Als seien sie vertraute Freunde, setzte er sich zu ihr. »Ich darf doch?«, fiel ihm verspätet ein. Ali nickte und bemühte sich, ihre Freude nur wenig spüren zu lassen.
    »Sind Sie häufiger hier? Ich hab’ Sie früher nie gesehen und jetzt gleich zweimal hintereinander.«
    »Ich war früher oft mit meiner Freundin bei Tigges, aber das Café ist ja leider geschlossen, außerdem verstehen wir uns nicht mehr so gut.« Das war nicht einmal gelogen.
    Loden seufzte tief. »Ja, ja, die zwischenmenschlichen Beziehungen. Da war ich doch fest davon überzeugt, meine Bekannte liebe mich, und jetzt stellt sich heraus, dass es da noch jemanden gibt.«
    »Das ist hart!«
    »Dabei war ich mir so sicher, wir zwei würden gut zusammenpassen und könnten jetzt endlich ...« Er verstummte.
    »Das tut mir leid für Sie.« Meine Güte, was gab sie da an Plattheiten von sich. Aber ihr fiel nichts Passendes ein, um ihn am Reden zu halten. »Wie ist es nur zu so einem schlimmen Missverständnis gekommen? Entschuldigung, ich will nicht neugierig sein, aber ich durfte mich bei Ihnen aussprechen und möchte Ihnen gern den gleichen Dienst anbieten.«
    »Nett von Ihnen. Manchmal ist es tatsächlich leichter, mit Fremden zu reden. Und da Sie meine Freundin nicht kennen, kann ich das unbesorgt tun.«
    Erwartungsvoll stützte Ali ihren Kopf in die verschränkten Hände und blickte ihn durch ihre modische Brille auffordernd an.
    »Ich habe Ihnen ja schon erzählt, dass sie jünger ist als ich. Sie hat gesagt, dass sie mich mag, dass ich sie jederzeit anrufen dürfte, dass sie mich sympathisch findet. Ich glaubte an Liebe. Wir trafen uns, nicht so häufig, wie ich es gern gesehen hätte, aber ich besuchte sie ziemlich regelmäßig an ihrer Arbeitsstelle. Sie mochte das zwar nicht so gern, weil sie befürchtete, jemand könnte merken, dass die Besuche nicht rein dienstlich waren, aber ...«, er verzog den schmalen Mund zu einem verschmitzten Lächeln. »Ich fand immer einen Grund, sie aufzusuchen. So konnte ich ihr nah sein, ohne aufzufallen. Sie besitzt so viel Verständnis, so viel Güte und Charme. Natürlich bemerkte ich, dass sie sich bei Zärtlichkeiten zurückhielt, ich dachte, das läge an ihrer schüchternen, mädchenhaften Art. Dass sie noch einen Freund hat, habe ich nicht geahnt.« Die letzten Worte klangen fast verzweifelt.
    »Und heute haben Sie es erfahren?«, fragte Ali leise und voller Mitleid.
    »Nur indirekt. Trotz aller gegenteiligen Äußerungen besitzt sie nicht genug Vertrauen, mir die ganze Wahrheit zu erzählen. Sie rief an, um sich für einen Blumenstrauß zu bedanken, der gar nicht von mir stammt. Ich habe den Strauß gesehen, wunderschön und sehr teuer. Angeblich hat sie keine Ahnung, wer ihn geschickt hat. Aber das glaube ich ihr nicht. Sogenannte heimliche Verehrer gab es früher mal und auch da nur in Groschenromanen. Natürlich weiß sie, wer ihr die Blumen geschenkt hat. Und wenn der Spender es nicht für nötig erachtet, mit seinem Namen zu unterschreiben, zeigt das nur, wie vertraut sie miteinander sind. Ich habe sie geliebt. Was hätte ich ihr nicht alles bieten können! Ich besitze gute Verbindungen zu maßgeblichen Leuten und kann mit einer Menge Erfahrungen aufwarten. Mit Viagras Hilfe hätte sie sich auch in dieser Beziehung nicht beklagen können.«
    Ali spürte, wie in ihr der Zorn wuchs. Hatte der Kerl einmal an seine Freundin und ihre Wünsche gedacht? Was immer sie tat, er interpretierte es seinen Vorstellungen entsprechend. Ihre mädchenhafte Zurückhaltung! Eine Frau von Mitte dreißig, und jünger schätzte sie die Zils nicht, besaß genügend

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