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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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ich dir nie zugetraut, mir ein so wichtiges Detail, wenn nicht das wichtigste Detail überhaupt, zu verschweigen. Warum? Wenn ich nur daran denke, wie oft du mir erzählt hast, man dürfe einander nichts vorenthalten, wenn wir erfolgreich sein wollten. Deinetwegen habe ich meine Schweigepflicht gebrochen und offen über Schüler und Eltern mit dir gesprochen und jetzt? Was machst du?«
    Ali versuchte erst gar nicht, so zu tun als verstünde sie nicht. »Wir müssen ausführlich miteinander reden. Komm erst mal rein.«
    Helga hörte laute Musik aus dem ersten Stock, wo die Zimmer der Kinder lagen. »Machen die bei dem Lärm etwa Hausaufgaben?«
    »Vergiss die Kinder, setz dich und beruhige dich. Ich koche uns Kaffee.« Damit entschwand Ali in die Küche und ließ Helga allein im Wohnzimmer zurück. Die schaute sich um. Viel hatte sich in der letzten Zeit nicht verändert. Die Bilder auf der Anrichte schienen neueren Datums. Sie zeigten Veronika und Franziska beim Spielen, sowie deren Großeltern. Und es standen viel weniger Blumen auf der Fensterbank. Ob die wohl auch unter Alis Gleichgültigkeit zu leiden hatten, überlegte Helga bitter.
    Ali erschien und balancierte vorsichtig mit Tassen in der einen und einer Kanne in der anderen Hand. Während Helga den Tisch deckte, holte sie Milch und Zucker.
    »Nun«, begann sie, als der Kaffee eingeschenkt und der erste Schluck getrunken war. »Ich glaube, ich muss dir da etwas erklären.«
    »Allerdings!«
    Ali zögerte. Sie suchte nach Entschuldigungen, die es nicht gab. »Sieh mal, Theo, ich meine unseren Nachbarn Thode, also der arme Kerl hat doch schon genug am Hals.«
    »Wie bitte? Das klingt ja, als wäre er dir wichtig. Liebst du ihn etwa?«
    Hatte Ali nicht vor ein paar Tagen genau das Gegenteil behauptet? Diese trank einen weiteren Schluck Kaffee, murmelte ein paar harmlose Schimpfwörter, weil er zu heiß war und setzte die Tasse dann vehement ab. »Quatsch! Ich hasse dieses Schwein. Aber als Täter kommt er nicht in Frage.« Wieder schwieg sie. Ihre dunklen, fast schwarzen Augen verrieten intensives Nachdenken. »Scheiß drauf. Also die Wahrheit: Er hat mich erpresst. Ich hab’ dir doch erzählt, dass wir ... na ja ... so eine Art Partnertausch gemacht haben. Vorher waren wir gut befreundet, richtig gut sogar. Wir haben uns alles Mögliche anvertraut, und daher weiß ich, dass er finanzielle Probleme hat. Sie haben sich übernommen. Das Haus allein reichte ja nicht. Da mussten noch ein Kamin her und ein extravagantes Badezimmer aus Naturstein. Alles zusammen war wohl ziemlich teuer. Und deshalb hat er manchmal Sachen aus der Schule mitgehen lassen. CDs, Software, Papier und Toner für den Computer, Toilettenpapier für den Hausgebrauch – was natürlich auffiel. Dieses billige dünne Zeug gibt es in keinem Geschäft, nur in öffentlichen Gebäuden.« Stille. Für Helga wurde manches, was sie vermutet hatte, zur Gewissheit. Sie wartete ab.
    »Und als die Geschichte mit Wohlfang passierte, hat er mir gedroht, unsere intimen Beziehungen an die Öffentlichkeit zu bringen. Du weißt, wie bekannt ich bin, durch Kirchengemeinde und Schule und überhaupt. So einen Skandal kann ich mir nicht leisten.«
    »Er als Lehrer aber auch nicht.«
    »Wenn er als Erster darüber geredet hätte, hätte er seine Version publik gemacht. Und du kannst sicher sein, dass er die seinen Vorstellungen entsprechend mit pikanten Details geschmückt hätte. Außerdem gelten Männer, die Frauen verführen als tolle Hechte, während Frauen, die sich verführen lassen, in den Augen unserer lieben Mitmenschen meist dumme Gänse sind. Und da er nicht der Täter sein kann, habe ich erst einmal geschwiegen.«
    »Wieso kann er nicht der Täter sein? Er ist der Hauptverdächtige!«
    »Mensch Helga, überlege doch mal. Die haben das Haus vor zwei Jahren gekauft. Und da war E 605 schon nicht mehr im Handel. Vorher haben sie in Boelerheide in einem der Hochhäuser gewohnt. Niemand braucht für Balkonpflanzen so ein starkes Gift. Und einen Schrebergarten besaßen sie mit Sicherheit auch nicht. Als ich den Kerl das erste Mal im Garten sah, hielt er den Spaten in der Hand wie ein Kleinkind einen Löffel, und am Stiel saß noch das Preisschild. Nee, der hatte vorher noch nie in einem Garten gearbeitet.«
    Helga schüttelte den Kopf. »Für ihn gab es nichts Dringlicheres als Wohlfang aus dem Weg zu schaffen. So leichtfertig wie du schließe ich ihn nicht aus. Oh nein.«
    »Ich verstehe dich nicht! Wir waren

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