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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Zugegeben, Dieter hat sein Geld gut angelegt, aber bei den momentanen Zinsen bringt das nicht viel. Wir beide kamen gerade so über die Runden, auch wenn wir das unseren Freunden gegenüber nicht zugegeben haben. Sie alle besitzen mehr als wir. Für den Urlaub auf Gran Canaria mussten wir hart sparen. Und ein weiterer Urlaub im Sommer liegt nicht drin. Soviel Geld ist nicht da. Ich verstehe das nicht! Außerdem kämen nur unsere Neffen als Erben in Frage, und die besitzen selbst genug. Nein Helga, das ist ja das Furchtbare, es gibt keinen Grund. Und trotzdem hat es schon jemand zweimal versucht. Ich kann mich doch nicht im Haus verkriechen. Ich muss auch mal rausgehen. Aber ich habe Angst, wahnsinnige Angst. Wenn der es wieder tut? Und warum?« Anna vermochte gar nicht mehr aufzuhören. Immer wieder begann sie mit ihrer Erzählung von vorn und fragte nach dem ›Warum‹. Helga versuchte, sie objektiv zu betrachten. Sie sah eine gepflegte Dame, vielleicht Anfang vierzig, die, obwohl im Moment verhärmt, im Allgemeinen jünger wirkte, als sie war. Weder kleidete sie sich teuer noch war sie mit kostspieligem Schmuck behangen, sodass der Täter vielleicht hätte meinen können, sie trage große Beträge bei sich. Wenn stimmte, was sie sagte, hatte es jemand direkt auf sie abgesehen. Auf Anna Pawalek, kinderlose Witwe, frühere Lehrerin, jetzige Hausfrau, mit guten Beziehungen zur Hagener Prominenz, seit dem Herzinfarkt ihres Mannes ruhiger geworden, verlässlich und hilfsbereit.
    »Hör zu, mein Freund arbeitet beim Kommissariat für Tötungsdelikte. Ich werde ihn anrufen und bitten, einen netten Menschen zu schicken, falls er nicht selbst kommen kann. Einverstanden?«
    Anna zuckte die Schultern. Helga verstand sie gut. Es klang ja auch unglaublich. Andererseits musste die Polizei informiert sein, falls noch einmal etwas geschah oder, was Gott verhüten möge, falls der Täter Erfolg haben sollte.
    Kurze Zeit später stand eine Frau in der Tür, die sich als Lydia Hopf von der Kripo vorstellte. Helga merkte nicht nur an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie Annas Geschichte für übertrieben hielt. Sie versuchte, die Ältere mit allgemeinen Floskeln zu beruhigen. Gut, die Polizei konnte wenig tun. Es gab weder eine Täterbeschreibung noch ein Motiv. Trotzdem hätte Helga sich etwas mehr Verständnis gewünscht. Sie beschloss, die Nacht bei Anna zu bleiben. Zum Teufel mit Schule, Schülern und quengelnden Eltern. Irgendetwas Sinnvolles würde sie morgen schon aus dem Ärmel zaubern. Wie oft war sie schon enttäuscht worden, wenn sie tagelang eine spannende Unterrichtssequenz vorbereitet hatte und Arbeitsblätter, Bilder und Versuchsutensilien erst auf dem Fußboden und anschließend kaputt im Müll landeten. Weder ihre Schüler noch deren Eltern waren fähig, guten Unterricht zu erkennen und zu würdigen.
    Während die Polizistin sich noch mit Anna unterhielt, suchte Helga eine Apotheke auf, die Nachtdienst hatte, und kaufte alles an Beruhigungsmitteln, was es ohne Rezept gab. Baldrian allein würde nicht ausreichen, nicht bei der Verfassung, in der Anna sich derzeit befand.
    Doch trotz Tabletten und Tees konnten beide nicht schlafen. Bis tief in die Nacht saßen sie am Wohnzimmertisch und redeten miteinander. Über gemeinsame Erinnerungen: Anna war früher impulsiv und bestimmend gewesen und hatte einmal eine Lehrerkonferenz vorzeitig verlassen, weil sie zum Tennis verabredet gewesen war, was dem Rektor dermaßen die Sprache verschlagen hatte, dass er ihren Abgang nicht verhindern konnte. Noch Jahre später schimpfte er über die Pawalek, die ihn vor allen Lehrern zum Gespött gemacht hatte. Ein anderes Mal hatte sie sich bei einem Ausflug mit einem inzwischen pensionierten Kollegen im Wald verlaufen, und die Stimmen derer, die behaupteten, das sei durchaus kein Zufall gewesen, wollten lange Zeit nicht verstummen. Das gemeinsame Lachen entspannte, aber nicht genug, um die Angst vergessen zu lassen.
    »Ich kann nicht glauben, dass von unserer Gruppe so viele in so kurzer Zeit gestorben sind. Von zehn Personen sind fünf tot, drei bei dem Unfall auf Gran Canaria, Rufus ermordet, Dieter ... die Polizei sagt Unfall und meint Selbstmord. Und mich versucht man umzubringen. Das ist doch seltsam. Oder findest du das normal?«
    »Nun ja, du hast selbst gesagt, dass die drei nicht angeschnallt waren und dass Hubertus nicht auf die Straße geachtet hat. Da geschieht so etwas schon mal. Vielleicht war auch Alkohol im Spiel, ein Rest vom

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