Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
ließ die Packung fallen, als hätte sie sich die Finger verbrannt. Aufgeregt versuchte sie, das Päckchen wieder wegzunehmen, aber die Dicke grabschte schon danach.
„Aha“, meinte sie mit zuckersüßem Lächeln. „Kondome, und gleich die preisgünstige Großpackung.“
„Das wollte ich gar nicht haben. Keine Ahnung, wie das in meinen Korb gekommen ist“, stotterte Barbara.
„Nur keine falsche Bescheidenheit“, kreischte die Dicke.
„Es wissen doch alle, wie es bei Herrn Winkler zugeht. Sie wohnen ja jetzt auch dort, oder?“
Es war kein Mauseloch in der Nähe, in das sich Barbara hätte verkriechen können. Erschrocken stellte sie fest, dass sich hinter ihr eine kleine Schlange von Kunden gebildet hatte. Frau Hoffmann, die Obertratsche, verrenkte sich fast den Hals, um alles genau beobachten zu können. Wortlos räumte Barbara die Einkäufe in ihre Tasche, zahlte und flüchtete aus dem Laden, verfolgt von schallendem Gelächter. Besonders die Dicke konnte sich gar nicht einkriegen.
„Einfach toll, wie Sie der die Kondome in den Korb geschmuggelt haben“, sagte sie anerkennend zu Frau Hoffmann.
„Ja, ja, der haben wir’s gezeigt.“
Arkan Simoglu kam mit wütendem Gesicht aus dem Lager. Sein schwarzer Schnurrbart bebte vor Zorn.
„Erika! Jetzt ist es aber genug. Lasst die Frau in Ruhe. Was hat sie euch denn getan? Ihr seid böse, alle miteinander.“
„Halt dich da raus. Davon verstehst du nichts“, wies die Dicke ihn zurecht.
Arkan Simoglu ließ sich von niemand den Mund verbieten, auch nicht von seiner Frau. Er holte tief Luft und brüllte los. Die Kundinnen verließen eiligst das Geschäft. Es war nicht ratsam, sich in diesen Ehestreit einzumischen.
Barbaras Kinn bebte vor Empörung. Das war ganz sicher kein Versehen gewesen. Eigentlich hätte sie denen die Meinung sagen sollen. Aber erst jetzt, wo es zu spät war, fielen ihr die passenden Worte ein.
Ein Blick von Leni genügte um festzustellen, dass etwas nicht in Ordnung war.
„Um Himmels Willen, was ist denn los? Du bist ja völlig aufgelöst.“
Sie nahm Barbara die Tasche ab.
„Wie können Menschen nur so gemein sein“, stammelte Barbara.
Dann erzählte sie die ganze Geschichte. Blass vor Zorn riss Arthur seine Jacke von der Garderobe. Gerade noch rechtzeitig vor der Haustür stellte sich ihm Leni in den Weg.
„Wo willst du hin?“
„Denen werd ich Bescheid sagen“, knurrte er und wollte sich an ihr vorbei schieben. Aber Leni rührte sich nicht von der Stelle.
„Gar nichts wirst du. Damit machst du alles nur noch schlimmer. Die warten doch nur darauf.“
Langsam zog er die Jacke wieder aus.
„Ausgerechnet bei Barbara, die kann sich doch nicht wehren“, murmelte er und verschanzte sich hinter seiner Zeitung.
Barbara saß völlig gebrochen in der Küche.
„Ich gehe wieder zurück in meine Wohnung. An dem Ganzen bin nur ich schuld. Ich hätte nie herkommen dürfen.“
Es bedurfte mehrerer Tassen Kamillentee und Lenis ganzer Überredungskunst, dass sie blieb.
„Oh mein Gott, es ist ja schon Samstag!“
Leni schaute entsetzt auf den Kalender. Heute wollte Monika kommen. Gegen Mittag würde sie hier sein. Arthur verstand ihre Aufregung nicht.
„Ich dachte, du freust dich, wenn deine Tochter kommt.“
„Ja, aber...“
Leni klappte den Mund zu. Ganz diplomatisch hatte sie ihm einen Friseurbesuch nahe legen wollen, aber irgendwie war sie nicht dazu gekommen. Entsetzt betrachtete sie seine Haare. So konnte sie ihn Monika einfach nicht präsentieren, nicht nach diesem blöden Kommentar am Telefon. Wie sollte sie ihm das nur beibringen, dass er sich von diesen schrecklichen langen Strähnen trennen musste? Es blieb nur noch die Konfrontation.
„Komm doch mal mit.“
Sie schob ihn ins Bad.
„Ja und?“
Arthur betrachtete sich im Spiegel. Er sah aus wie immer.
„Deine Haare. Da muss dringend was gemacht werden. Es sieht einfach unmöglich aus.“
„Was ist denn damit?“, fragte er verwundert.
„Diese komischen Strähnen, das sieht einfach schrecklich aus.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte er unfreundlich.
Leni brauchte dringend Verstärkung.
„Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin gleich wieder da.“
Barbara war mal wieder mit einem Preisausschreiben beschäftigt, als Leni die Tür zu ihrem Zimmer aufriss.
„Du musst mir helfen“, bat sie.
„Wir müssen Arthur die Haare schneiden. So kann ich ihn Moni einfach nicht präsentieren.“
Barbara verstand nicht genau, warum Leni so
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