Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
auch dort stehen blieb. Erst dann drehte er sich um.
„Leni! Hier ist dein Mann. Willst du mit ihm sprechen?“
Leni wagte sich einen Schritt näher. Sagen konnte sie nichts, aber sie nickte.
„Bist du sicher?“
Leni nickte wieder.
Er gab die Tür frei, und wütend schoss Thomas an ihm vorbei. Leni machte erschrocken einen Schritt zurück.
„Was willst du?“, fragte sie tonlos.
Thomas baute sich vor ihr auf.
„Ganz davon abgesehen, dass man so etwas böswilliges Verlassen nennt, würde es mich sehr interessieren, wie lange du deinen Besuch hier ausdehnen willst. Wir haben immer noch einen gemeinsamen Haushalt. Und um den hast du dich gefälligst zu kümmern“, donnerte er los.
Leni legte den Kopf schief. Interessant, plötzlich hatten sie wieder etwas gemeinsam.
„Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest“, antwortete sie. „Ich bin schließlich nicht diejenige, die nächtelang fort geblieben ist. Was erwartest du eigentlich? Soll ich dir noch die Hosen bügeln, damit du bei deiner Ische einen guten Eindruck machst?“
Sie war lauter geworden, und bei den letzten Worten stemmte sie die Arme in die Hüfte und sah ihn wütend an. Das war zu viel. Thomas machte zwei rasche Schritte auf Leni zu und wollte sie am Arm aus dem Flur zerren. Sie schrie erschrocken auf und stemmte sich gegen ihn.
Barbara schrie gleich mit. Nur Arthur behielt einen kühlen Kopf. Er hatte so etwas kommen sehen. Mit der vollen Wucht seines Körpergewichts trat er Thomas auf den Fuß. Der stieß einen Schmerzensschrei aus und ließ Leni für einen Moment los. Als er wieder zupacken wollte, war sie bereits außer Reichweite. Arthur stellte sich ihm in den Weg.
„Wissen Sie, was Hausfriedensbruch ist? Ich glaube, das kommt dem hier schon ziemlich nahe“, sagte er drohend.
Ernüchtert hob Thomas die Hände hoch, er wollte es nicht auf einen Kampf ankommen lassen. Mit einer solchen Gegenwehr hatte er nicht gerechnet. Schritt für Schritt ging er zurück bis vor die Haustür. Sollte Leni doch bleiben, wo sie war, da hatte er wenigstens Ruhe vor ihr. Er schaute über Arthurs Kopf in den Flur, wo sie immer noch stand.
„Wir sprechen uns noch!“, sagte er finster.
„Mit Sicherheit“, kam prompt die Antwort.
Thomas holte tief Luft zu einer Entgegnung, da wurde ihm die Tür direkt vor der Nase mit solcher Wucht zugeschlagen, dass es ihn fast von den Beinen gerissen hätte.
Das war ja ein toller Abend! Kein Bier, diese unfreundliche Kuh im Laden und nun das. Erst auf dem Rückweg vom Supermarkt beruhigte er sich wieder. Immerhin weiß ich jetzt, wo sie untergekrochen ist, tröstete er sich. Er würde ihr dieses kleine, behagliche Leben verdammt ungemütlich machen, darauf konnte sie Gift nehmen.
„Wow“, sagte Leni bewundernd. Dann verschwand sie wieder in der Küche. Barbara erholte sich nur langsam von ihrem Schrecken.
„Dem hast du’s aber gezeigt. Hast du früher mal geboxt?“
Sie himmelte Arthur an, der sich wieder in seinen Sessel begeben hatte.
„Das ist schon sehr lange her“, meinte er verlegen.
„Wenn es hart auf hart gegangen wäre, hätte es übel ausgehen können für mich. Aber ich habe mir gedacht, Angriff ist die beste Verteidigung. Der Kerl war so verdutzt, dass er nicht klar denken konnte.“
Leni kam mit zwei dampfenden Schüsseln herein.
„Essen“, verkündete sie.
Arthur und Barbara erhoben sich gleichzeitig.
„Das ist gut, mein Magen knurrt schon seit einer ganzen Weile“, meinte Arthur. Leni legte ihm ein großes Stück Braten auf den Teller.
„Danke“, sagte sie und drückte seine Hand, in der er schon die Gabel hielt.
„Das war doch selbstverständlich. Und wenn der Kerl wieder auftaucht, hoffe ich sehr, dass ich in der Nähe bin. Dem werden wir’s schon zeigen.“
Zufrieden mit sich selbst zückte Arthur sein Messer und betrachtete seinen vollen Teller. Es sah lecker aus. Auch, wenn es mal wieder viel zu viel Gemüse gab.
„Wie du das nur so lange mit diesem Kerl ausgehalten hast!“
Barbara trocknete einen Topf ab und stellte ihn auf den Tisch.
„Thomas war nicht immer so. Klar hatten wir ab und zu Streit, das bleibt nicht aus. Aber er hat mich nie bedroht oder gar angefasst. Nur in letzter Zeit ist er wie ausgewechselt. Ich habe keine Ahnung, was er sich beweisen muss. Vielleicht wächst ihm irgendeine Sache über den Kopf.“
Sandi war mal wieder mit Nagelpflege beschäftigt. Schöne Fingernägel sind wie eine Visitenkarte, das hatte ihr schon ihre Mutter
Weitere Kostenlose Bücher