Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
ein Bild von dieser Verrückten gesehen.
Der Hausputz war vorerst vergessen. Barbara beförderte den Korb mit den Gardinen in den Keller und packte die Kissen wieder auf die Couch, damit es nicht gar so ungemütlich aussah. Dann saßen die Damen auf der Terrasse beim Kaffee und redeten ununterbrochen. Arthur war vor der geballten Weiblichkeit ins Haus geflüchtet.
Die Sonne verschwand allmählich, und es wurde kühl draußen. Linse wollte ein paar Sachen aus ihrem Auto holen, das sie auf der Straße geparkt hatte. Arthur marschierte um den alten Karman Ghia herum und betrachtete ihn von allen Seiten. Ehrfürchtig strich er über die geschwungenen Linien. Linse öffnete die Autotür.
„Der ist ja gar nicht abgeschlossen“, stellte Barbara entsetzt fest. Die Freundin lachte.
„Dieses Baby klaut keiner. Das ist viel zu auffällig.“
Leni schaute ins Wageninnere. Das war scheinbar alles, was diese Frau besaß. Der Rücksitz war voll gepackt mit Koffern und Taschen. Auf dem Beifahrersitz lagen ein leerer Pappbecher und eine zusammengeknüllte Papiertüte. Linse wühlte auf der Rückbank herum. Mit einer großen Rolle in der Hand tauchte sie wieder auf.
„Da ist er ja“, sagte sie triumphierend. „Der Schlafsack ist sogar polartauglich. Das dürfte reichen für ein paar kühle Nächte in Deutschland. Irgendwo muss auch meine Isomatte sein.“
Ein Regenschauer setzte ein, und alle flüchteten ins Haus. Während Arthur unschlüssig herumstand, hatte Barbara Linse einen Schirm gegeben. Leni füllte frisches Wasser in einen Eimer, schüttete eine ordentliche Portion Reinigungsmittel hinein und suchte nach Schwamm und Tüchern.
„Hier, das reicht wohl für den Anfang.“
Sie drückte Linse das Putzzeug in die andere Hand.
„Das ist wirklich nett“, bedankte die sich und verschwand in Richtung Pavillon.
Über einem Whisky philosophierte Arthur über die Bestechlichkeit des Menschen. In was war er da nur wieder hinein geraten!
Ein paar Tage später klingelte Charly an der Tür. Leni machte ihm auf. In Jeans und einem saloppen Hemd sah er gar nicht mal so übel aus, fand sie. Nach den ersten Besuchen hatte er den Anzug im Schrank hängen lassen.
„Sie mal wieder“, begrüßte sie ihn.
„Hartnäckig wie ein Kaugummi auf der Schuhsohle.“
„Und Sie sind wie immer charmant wie ein Topflappen“, konterte Charly und musterte neugierig die Schürze, die sie umgebunden hatte.
„Sind Sie heute dran mit Küchendienst?“
Leni seufze. „Ja. Ich habe überhaupt keine Zeit für Sie. Aber Sie wollen ja sowieso zu Arthur. Der schwirrt irgendwo rum.“
„Der tüchtigen Hausfrau will ich nicht im Wege stehen. Schließlich sollte man doch dem Mythos nachkommen, dass der Mann ohne die Frau nicht kann.“
Leni überlegte, ob das ein Kompliment war oder eine Unverschämtheit.
„Ich werde Herrn Winkler schon finden“, meinte Charly schmunzelnd und verschwand im Wohnzimmer.
Arthur hatte sich daran gewöhnt, dass der Anwalt häufig hereinschneite. Der Form halber redeten sie kurz über den Hausverkauf, aber dann fanden sie schnell interessantere Themen. Arthur fand Charly sehr sympathisch. Für seinen Auftrag konnte er ja schließlich nichts. Und Charly fühlte sich sehr wohl hier. Die freundliche Barbara, Arthur mit seiner gemütlichen Art, er mochte sie. Sogar der verbale Schlagabtausch mit dieser Kratzbürste Leni machte ihm richtig Spaß.
Arthur saß auf der Terrasse und las. Charly warf einen begehrlichen Blick auf den frisch gebackenen Obstkuchen, der auf dem Tisch stand.
„Hallo Herr Winkler“, begrüßte er den Hausherren.
„Langsam könnten wir mal zum ‚Du’ übergehen, meinst du nicht?“ brummelte Arthur. Er hatte heute besonders gute Laune, denn die Eintracht hatte ihr Auswärtsspiel gewonnen.
„Das finde ich auch. Sag einfach Charly zu mir.“
„Kommst du, um deine Wettschuld zu begleichen?“ erkundigte sich Arthur und lächelte süffisant.
„War doch klar, dass Schalke gegen die Eintracht verliert.“
„Daran ist nur dieser blinde Schiedsrichter schuld. Wenn der die Schwalbe erkannt hätte…“
Zwischen den beiden entspann sich ein lebhaftes Gespräch. Barbara brachte Kaffee und schimpfte mit Arthur, weil er dem Gast nichts angeboten hatte. Sie legte für Charly ein großes Stück Kuchen auf einen Teller. Der ließ sich nicht zweimal bitten.
„Einfach wundervoll, Ihr Kuchen!“
Er lehnte sich entspannt zurück und betrachtete den hübschen Garten.
„Wirklich schade, dass
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