Replay - Das zweite Spiel
zurückkehrte, um seine Badesachen zu holen, war Frank bereits zum Casino hinuntergegangen. Er schnappte sich ein überdimensionales Handtuch und ein Exemplar von V, machte am Hotelshop Halt, um sich eine Flasche Sonnenmilch zu kaufen (ohne aufgedruckten Lichtschutzfaktor, wie ihm auffiel), und suchte sich einen Clubsessel neben dem Pool.
Er sah sie sofort. Nasses schwarzes Haar, hohe Wangenknochen. Die Brüste groß, aber fest, flacher Bauch, die Beine elegant und wohlgeformt. Lächelnd und in der Wüstensonne leuchtend, stemmte sie sich aus dem Pool und kam zu Jeff herüber.
»Hi«, sagte sie. »Ist der Stuhl belegt?«
Jeff schüttelte den Kopf und lud sie mit einer Handbewegung ein, sich neben ihn zu setzen. Sie streckte sich auf dem Rücken aus, warf ihr tropfendes Haar zum Trocknen über die Rücklehne der leinenbezogenen Chaiselongue.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken bestellen?«, fragte er, bemüht, den Blick nicht zu lange oder zu offensichtlich auf ihrem tropfenbesetzten Körper verweilen zu lassen.
»Nein, danke«, erwiderte sie, lächelte jedoch und sah ihn offen an, der Ablehnung damit die Schärfe nehmend. »Ich hab gerade einen Bloody Mary getrunken, und die Hitze macht mich ein wenig benommen.«
»Das kommt vor, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Woher kommen Sie?«
»Aus Illinois, aus der Gegend von Chicago. Aber ich bin schon ein paar Monate hier. Ich glaube, ich werd eine Weile bleiben. Und Sie?«
»Im Moment komme ich gerade aus Atlanta, aber ich bin in Florida aufgewachsen.«
»Oh, da sind Sie die Sonne ja bestimmt gewöhnt, hm?«
»So ziemlich.« Er zuckte mit den Achseln.
»Ich war ein paar Mal in Miami. Es ist hübsch, aber ich wünschte, man könnte dort spielen.«
»Ich bin in Orlando aufgewachsen.«
»Wo liegt das?«
»Es liegt nahe bei …«Er hätte beinahe ›Disneyland‹ gesagt, hielt sich aber gerade noch rechtzeitig zurück. Dann setzte er an, ›Cape Kennedy‹ zu sagen, obwohl er wusste, dass dies nicht der richtige Name des Ortes war, auch nicht im Jahr 1988. »… nahe Cape Canaveral«, schloss er endlich. Sein Zögern schien sie zu verwundern, doch der peinliche Moment ging vorüber.
»Haben Sie schon mal eine dieser Raketen starten sehen?«, fragte sie.
»Klar«, antwortete er und dachte an die Fahrt, die er und Linda 1969 zum Start von Apollo 11 nach Cape Canaveral unternommen hatten.
»Glauben Sie, dass sie jemals zum Mond gelangen werden, wie sie sagen?«
»Wahrscheinlich schon.« Er lächelte. »Oh, mein Name ist Jeff, Jeff Winston.«
Sie streckte eine schlanke, unberingte Hand aus, und er berührte einen Moment lang ihre Finger.
»Ich bin Sharla Baker.« Sie zog die Hand zurück und fuhr sich damit durchs glatte, nasse Haar. »Was tun Sie in Atlanta?«
»Nun … ich bin eigentlich noch auf dem College. Ich denke daran, in den Journalismus zu gehen.«
Sie lächelte gutmütig. »Ein College-Junge, hm? Ihre Eltern müssen eine Menge Geld haben, um Sie aufs College und nach Las Vegas zu schicken.«
»Nein«, sagte er amüsiert. Sie konnte selbst nicht älter als zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig sein, und er hatte den Altersunterschied automatisch aus der entgegengesetzten Perspektive beurteilt. »Ich hab die Fahrt selbst bezahlt. Hab beim Kentucky-Derby Kasse gemacht.«
Sie hob beeindruckt ihre gepflegten Augenbrauen. »Wirklich? Hey, haben Sie hier einen Wagen?«
»Klar, warum?«
Ihre langen, sonnengebräunten Arme verschränkten sich lässig über dem Kopf und ließen ihre Brüste unter dem Nylon des altmodischen, züchtig gestylten Badeanzugs anschwellen. Die Wirkung auf Jeff war so erotisch, als hätte sie eines dieser Modelle im französischen Schnitt der 80er oder gar nichts getragen.
»Ich dachte gerade, wir könnten vielleicht für eine Weile aus der Sonne verschwinden«, sagte sie. »Einen Ausflug nach Lake Mead unternehmen. Interessiert?«
Sharla lebte in einer schmucken kleinen Maisonette nahe dem Paradise und dem Tropicana. Sie teilte sich die Wohnung mit einer gewissen Becky, die von vier Uhr nachmittags bis Mitternacht am Auskunftsschalter des Flughafens arbeitete. Sharla schien überhaupt nicht viel zu tun, abgesehen davon, dass sie des Nachts in den Casinos herumhing und nachmittags an den Swimmingpools der Hotels.
Sie war keine richtige Nutte, nur eines dieser Vegas-Mädchen, die sich eine schöne Zeit machten und von einem kleinen Geschenk oder ab und zu einer Hand voll Chips nicht beleidigt waren. Jeff verbrachte die nächsten
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