Replay - Das zweite Spiel
Aspekte, dachte er, während die Limousine die Collins Avenue entlangschoss, vorbei an den vulgären Fassaden des Hotelviertels von Miami Beach. Genauer gesagt, das Problem war Sharla.
Sie hatte genau zu dem Publikum gepasst, hatte zwischen den anderen kurvenreichen jungen Frauen in den engen, auffälligen Kleidern und mit dem übertriebenen Make-up vollkommen zu Hause gewirkt. Sei ehrlich, dachte er, während er sie auf dem Beifahrersitz betrachtete, sie sieht billig aus. Kostspielig, aber billig; wie Las Vegas, wie Miami Beach. Auf den allerflüchtigsten Blick war klar, dass Sharla ganz einfach eine Fickmaschine war. Nichts sonst. Das personifizierte Bild des Mädchens, das man nicht seiner Mutter vorstellte, und er verzog das Gesicht, als er daran dachte, dass er auch das getan hatte; Auf der Fahrt hierher hatten sie in Orlando Halt gemacht. Seine Familie war vom Ausmaß seiner plötzlichen finanziellen Triumphe überwältigt und mehr als nur ein wenig eingeschüchtert, doch selbst das konnte ihre Verachtung Sharla gegenüber nicht verbergen, ihre besorgte Enttäuschung, als Jeff ihnen mitteilte, dass er mit ihr zusammenlebe.
Als sie sich vorbeugte, um ein Päckchen Zigaretten aus der Handtasche zu fischen, gab das schwarzseidene Oberteil ihres Kleides nach, und Jeff erhaschte einen flüchtigen Blick auf die cremefarbene Wölbung ihrer üppigen Brüste. Sogar jetzt noch begehrte er sie, verspürte er den wohlvertrauten Drang, sein Gesicht in dieses Fleisch hineinzupressen, das Kleid anzuheben und sich zwischen ihre perfekten Beine zu schieben.
Er war mit dieser Frau seit fast einem Jahr zusammen und hatte alles mit ihr geteilt, außer seinem Verstand und seinen Gefühlen. Dieser Gedanke war plötzlich Ekel erregend, gerade ihre Schönheit war ein Affront gegenüber seiner Sensibilität. Warum hatte er das so lange zugelassen? Ihre ursprüngliche Anziehungskraft war unverständlich; Sharla war ein Phantasiegebilde innerhalb des Wachtraums, ein aufreizendes piece de resistance, das zu seiner wiederhergestellten Jugend passte. Doch es war eine im Kern leere Anziehungskraft, mit ihrem Mangel an Substanz und Komplexität ebenso pubertär und infantil wie die Stierkampfposter an den Wänden seines Collegezimmers.
Er beobachtete, wie sie sich die Zigarette anzündete, wie sich ihr trügerisch aristokratisches Gesicht in der düsterroten Glut des Zigarettenanzünders badete. Sie bemerkte sein Starren und hob die schmalen Augenbrauen. In ihrem Blick mischten sich sexuelle Herausforderung und Versprechen. Jeff sah weg, hinaus zu den Lichtern von Miami auf der anderen Seite des stillen, klaren Wassers.
Sharla verbrachte den nächsten Morgen mit Einkäufen in der Lincoln Road, und Jeff erwartete sie in der Suite im Doral, als sie zurückkehrte. Sie stellte die Pakete in der Diele ab und ging sofort zum nächsten Spiegel, um das Make-up aufzufrischen. Ihr kurzes weißes Strandkleid hob ihre prachtvolle Sonnenbräune hervor, und die Sandalen mit den hohen Absätzen ließen ihre nackten braunen Beine noch länger und schlanker erscheinen, als sie tatsächlich waren. Jeff fuhr mit dem Daumen über die scharfen Kanten des dicken braunen Umschlags in seiner Hand. Er war kurz davor, es sich anders zu überlegen.
»Warum bist du in der Wohnung?«, fragte sie und griff nach hinten, um den Reißverschluss des luftigen Baumwollkleids zu öffnen. »Lass uns die Badesachen anziehen, etwas Sonne tanken.«
Jeff schüttelte den Kopf und bedeutete ihr, ihm gegenüber im Sessel Platz zu nehmen. Sie runzelte die Stirn, zog den Reißverschluss über ihrem lohfarbenen Rücken hoch und setzte sich.
»Was hast du?«, fragte sie. »Warum diese komische Stimmung?«
Er setzte zu sprechen an, doch schon vor Stunden war er zu der Überzeugung gekommen, dass Worte unangemessen wären. Sie hatten sowieso nie eingehender miteinander geredet; verbale Kommunikation hatte mit dem, was zwischen ihnen vorging, wenig zu tun. Er reichte ihr den Umschlag.
Sharla spitzte die Lippen, als sie ihn nahm und aufriss. Eine Weile starrte sie die sechs säuberlichen Bündel von Hundertdollarnoten an. »Wie viel?«, fragte sie schließlich mit ruhiger, beherrschter Stimme.
»Zweihunderttausend.«
Sie spähte wieder in den Umschlag und zog das Erste-Klasse-Ticket der Panagra Airlines nach Rio heraus. »Das ist für morgen Vormittag«, sagte sie, es inspizierend. »Was ist mit meinen Sachen in New York?«
»Ich schick sie dir nach, wohin du willst.«
Sie nickte.
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