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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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sein als der ganze Rest? Dennoch ärgerte es ihn, stimmte ihn nachdenklich. Er hatte versucht, sein Wissen über die Zukunft dazu einzusetzen, dem Schicksal eine neue positive Wendung zu geben, war weit über die Banalität seiner Wetten und Investitionen hinausgegangen - seine Bemühungen aber hatten nicht mehr bewirkt als ein leichtes Sichkräuseln des Stroms der Geschichte. Der Name eines Attentäters war verändert worden, mehr nicht.
    Was, fragte er sich, bedeutete das für seine eigene Zukunft? Er hatte gehofft, sein Leben mithilfe seines Vorauswissens neu einzurichten - würde er sich also fortan mit oberflächlichen Veränderungen rein quantitativer, nicht qualitativer Art begnügen müssen? Würden seine Versuche, wahres Glück zu finden, auf ebenso unerklärliche Weise vereitelt werden wie seine Intervention bei der Kennedy-Ermordung? Dies alles entzog sich seiner Kenntnis. Vor sechs Wochen noch hatte er ein Gefühl gottähnlicher Allwissenheit gehabt, und alles schien erreichbar. Jetzt war das alles wieder infrage gestellt. Er hatte ein Gefühl lähmender Hoffnungslosigkeit, das schlimmer war als alles, was er seit dem Internat erlebt hatte, seit jenem schrecklichen Tag an der kleinen Brücke, als er …
    »Jeff! 0 mein Gott, komm mal her! Bennett wurde umgebracht - es war im Fernsehen, ich hab gesehen, wie es passiert ist!«
    Er nickte langsam und folgte Sharla ins Haus. Der Mord wurde immer wieder gezeigt, wie er es hatte kommen sehen. Da war Jack Ruby mit seinem B-Movie-Ganovenhut, aus dem Nichts im Gefängnis von Dallas County auftauchend. Da waren die Pistole und Nelson Bennett, der wie gerufen starb, die Agonie seines bärtigen Gesichts ein verzerrtes Spiegelbild von Lee Harvey Oswalds wohldokumentiertem Tod.
    Präsident Johnson, wusste Jeff, würde bald eine gründliche Untersuchung der Ereignisse dieses blutigen Wochenendes anordnen. Eine Sonderkommission unter der Leitung von Gerichtspräsident Earl Warren. Man würde nach Antworten suchen und keine finden. Das Leben würde weitergehen.

6
    I n der darauf folgenden Zeit engagierte Jeff sich nicht viel, sondern kümmerte sich allein ums Geldverdienen. Darin war er richtig gut.
    Aktien von Filmgesellschaften waren eine ziemlich nahe liegende Wahl. Die Mitte der 60er Jahre war eine Zeit der vollen Kinos und der ersten Millionen-Dollar-Verkäufe von Filmen wie Die Brücke am Kwai und Kleopatra an die Fernsehgesellschaften. Vor kleinen Elektronikfirmen scheute Jeff zurück, obwohl er wusste, dass viele von ihnen eine enorme Wertsteigerung erfahren würden; er erinnerte sich einfach nicht an die Namen der Gewinner. Stattdessen steckte er Geld in die Konzerne, von denen er wusste, dass sie im Laufe des Jahrzehnts mit ähnlichen Investitionen reich geworden waren: Litton, Teledyne, Ling-Temco-Vought. Die ausgewählten Firmen erwiesen sich fast ausnahmslos vom Tag des Aktienkaufs an als profitabel, und er steckte den Großteil des Gewinns in weitere Anteile. So hatte er wenigstens etwas zu tun.
    Sharla hatte der Kampf Spaß gemacht, der Tatsache zum Trotz, dass sie perverserweise auf Liston gesetzt hatte, als Jeff ihr geraten hatte, sich an Cassius Clay zu halten. Jeffs Reaktionen auf den Abend waren entschieden gemischter Natur - ausgelöst nicht durch den eigentlichen Kampf, sondern durch das Drumherum, die Zuschauer. Mehrere anwesende Profispieler und Buchmacher hatten ihn aufgrund der Publizität wiedererkannt, die er nach seinem Rekordgewinn bei der Baseballmeisterschaft in der Welt der Spieler gehabt hatte; selbst einige der Männer, die ihm große Anteile an dem Millionen-Dollar-Gewinn hatten auszahlen müssen, schenkten ihm ein breites Grinsen und deuteten mit dem Daumen nach oben. Auch wenn man ihn aus ihrem Kreis ausgestoßen hatte, war er für sie doch zur Legende geworden, und man erwies ihm die ganze Ehre, die einer Legende von solcher Größe gebührte.
    Das hatte ihn immer irgendwie gestört - der Respekt der Spieler. Er war eine ständige Mahnung daran, dass er diese Version seines Lebens damit begonnen hatte, die amerikanische Unterwelt mit einem gewaltigen, für sie unbegreiflichen Trick aufs Kreuz zu legen. Ungeachtet seiner späteren gesellschaftlichen Erfolge im Allgemeinen würden sie ihn für immer in diesem Zusammenhang in Erinnerung behalten. Es weckte in ihm das Bedürfnis, lang und heiß zu duschen, damit er den damit verbundenen Gestank nach Zigarrenrauch und schmutzigem Geld los wurde.
    Das Problem hatte aber auch konkretere

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