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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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flüsterte sie. »Viele Schmerzen.«
    Er hielt ihren schlanken, jungen Körper fest umarmt, atmete die frische, nach Pinien duftende Luft in tiefen, langen Zügen. Vereinzeltes Gelächter wehte durch die Bäume zu ihnen herüber - und dann die klaren, süßen, lebhaften Klänge der neuesten Aufnahme von Sylvie Vartan.
    »Viens«, sagte Mireille, stand auf und nahm Jeff bei der Hand. »Lass uns zur Party gehen. La vie nous attend.«
    Im August, als es wieder zu regnen begann, fuhren sie alle nach Paris zurück. Mireille erwähnte Jeff gegenüber nie wieder etwas von dem, was er ihr an jenem Abend in dem Garten in St. Tropez erzählt hatte; offenbar hatte sie alles dem Hasch zugeschrieben, und das war auch gut so. Ebenso wenig sprachen Jeff und Sharla offen über Gruppensex und die Drogen, die inzwischen für sie alltäglich waren.
    Diese Dinge waren passiert, sie passierten auch weiterhin. Solange jeder seinen Spaß dabei hatte, gab es keinen Grund, darüber zu sprechen.
    Eines der neuen Paare, das sich regelmäßig in der Szene zeigte, führte sie bei einer Partouze in der Rue de Chatelier ein, ein paar Blocks nördlich des Platzes, der bis zu de Gaulles Tod im Jahre 1970 Place de L’Etoile genannt werden würde. Die Partouze, eine von mehreren, die seit den Zwanzigern in der Stadt gediehen, war ein gut geführtes, luxuriös eingerichtetes Etablissement - im Salon eine in Glaskästen eingeschlossene Sammlung alter Puppen, dicke, kastanienbraune Teppiche, die zu den mit Fin-de-siccle-Drucken behängten Wänden passten … und drei uniformierte Mädchen, welche die dreißig oder vierzig nackten Paare bedienten, die in beiden Stockwerken voll großzügig ausgestatteter, geräumiger Schlafzimmer umherwanderten und -tollten.
    Die St.-Tropez-Clique gewöhnte sich an, die Partouze jedes Wochenende zu besuchen. Eines Nachts arrangierten Jeff und Sharla einen Dreier mit einem übermütigen amerikanischen Starlet, das neu in Paris war und bald mehr für seinen radikalen Feminismus als für seine Schauspielkunst bekannt sein würde; an einem anderen Abend veranstalteten Mireille, Sharla und Chicca einen improvisierten Wettstreit, um herauszufinden, wer von ihnen es als Erste schaffte, mit zwanzig Männern auf einer Party zu ficken. Sharla gewann.
    Jeff war verblüfft, wie rasch dieser unaufhörliche Ringelreihen von öffentlichem Gelegenheitssex mit schönen Fremden zu einer vollkommen normalen Sache geworden war. Die Tatsache, dass derlei Aktivitäten ohne die geringste Angst vor den Seuchen seiner Zeit wie Herpes oder Aids vonstatten gehen konnten, beeindruckte ihn. Das unbeschwerte Gefühl von Sicherheit vermittelte den dekadenten Vorgängen im Nachhinein einen Hauch von Unschuld - nackte spielende Kinder im Paradies vor dem Sündenfall. Er fragte sich, was wohl in den 80ern aus den Partouzes und ihren Gegenstücken in Amerika und dem restlichen Europa geworden war. Wenn sie überhaupt überlebt hatten, waren sie wohl ein Hort der krankheitsbedingten Paranoia und der Schuldgefühle gewesen.
    Die 80er: ein Jahrzehnt des Verlustes, der gescheiterten Hoffnungen, des Todes. All das würde wiederkehren, und zwar schon allzu bald.

9
    S ie waren noch keinen ganzen Monat in London, als er das Mädchen kennen lernte, das ihm LSD anbot; genauer gesagt, als er ihr beim Verlassen der Chelsea-Apotheke begegnete. Darüber amüsierten sie sich köstlich, während er sich bei einem Campari Soda an sie heranmachte. Jeff sagte, er habe ein Rezept einlösen wollen und genau das bekommen, was er gewollt habe. Sie hielt das für einen Scherz, denn natürlich bekam sie die Anspielung nicht mit - die Stones würden das Stück erst in einem Jahr aufnehmen.
    Sie hieß Sylvia, vertraute sie ihm an, doch alle würden sie Sylla nennen, »wie die Sängerin Cilla Black, weißte?« Ihre Eltern lebten in Brighton (sie verzog das Gesicht), doch sie teilte sich zusammen mit zwei anderen Mädchen eine Wohnung in South Kensington und hatte einen Job bei Granny Takes a Trip, wo sie alle Sachen zum halben Preis bekam - wie auch den blauen Vinylminirock und die gelb gemusterten Strümpfe, die sie im Moment gerade trug.
    »Wir haben dort die schärfsten Klamotten, weißte. Sehr viel schärfer als im Countdown oder bei Top Gear. Cathy McGowan kauft dort immer ein, und erst gestern war Jean Shrimpton da.«
    Jeff nickte lächelnd und blendete ihr geistloses Geplapper aus. Nicht für sie interessierte er sich, sondern für die Droge - schon seit langem, doch er

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