Replay - Das zweite Spiel
Recht?«
»Irgendwie schon. Könnte ich bitte einen Teil von der Zeitung haben? Vielleicht die Titelseite, wenn du damit fertig bist?«
»Du kannst sie ganz haben, Schatz. Ich fange sowieso gleich mit dem Frühstück an. Etwas französischen Toast? Oder Eier mit Würstchen?«
Er wollte ablehnen, doch dann wurde ihm bewusst, wie hungrig er war. »Äh … Eier mit Würstchen wären großartig, Mom. Und vielleicht etwas Hafergrütze?«
Sie bedachte ihn mit einem spöttisch-beleidigten Stirnrunzeln. »Also, wann hab ich dir jemals ein Frühstück ohne Hafergrütze gemacht? Du bekommst davon Fleisch auf die Rippen, das weißt du doch.«
Jeff grinste über diesen alten Frühstücksscherz seiner Mutter, und sie machte sich daran, das Essen zu bereiten, während er sich die Zeitung vornahm.
Die wichtigsten Titelmeldungen handelten von Bürgerrechtskonflikten in Savannah und einer totalen Sonnenfinsternis im Nordosten der USA. Es war Mitte Juli 1963. Sommerferien - deshalb befand er sich hier in Orlando. Aber, Herr im Himmel, es war ganze drei Monate später, als es sein sollte! Pamela musste wahnsinnig werden, während sie sich fragte, warum er sich noch nicht bei ihr gemeldet habe.
Er schlang das Frühstück in sich hinein und ignorierte die Ermahnung seiner Mutter, sich mehr Zeit zu lassen. Ein Blick auf die Küchenuhr sagte ihm, dass es kurz nach sieben war; sein Vater und seine Schwester würden jede Minute aufstehen. Er wollte nicht in eine Familiendiskussion darüber verwickelt werden, was er glaubte tun zu müssen.
»Mom…«
»Mm-hmm?«, brummte sie zerstreut, während sie weitere Eier für die Spätaufsteher briet.
»Hör mal, ich muss für ein paar Tage wegfahren.«
»Was? Wohin denn? Willst du nach Miami, um Martin zu treffen?«
»Nein, ich muss … äh … ein Stück nach Norden.«
Sie musterte ihn argwöhnisch. »Was soll das heißen, ein Stück nach Norden? Willst du jetzt schon zurück nach Atlanta?«
»Ich muss nach Connecticut. Aber ich möchte nicht mit Dad darüber sprechen, und ich brauche noch etwas Geld für die Reise. Ich zahl’s dir wirklich bald zurück.«
»Was, in aller Welt, ist in Connecticut? Oder sollte ich sagen, wer in aller Welt? Ist es ein Mädchen von der Schule?«
»Ja«, log er. »Es ist ein Mädchen von Emory. Ihre Familie lebt in Westport. Sie haben mich eingeladen, eine Woche oder so zu bleiben.«
»Welches Mädchen ist es? Ich erinnere mich nicht, dass du jemanden aus Connecticut erwähnt hättest. Ich dachte, du gehst noch mit dem niedlichen kleinen Mädchen aus Tennessee aus, mit Judy.«
»Nicht mehr«, sagte Jeff. »Wir haben uns kurz vor den Abschlussprüfungen getrennt.«
Seine Mutter musterte ihn besorgt. »Das hast du mir nie erzählt. Ist das der Grund, weshalb du nicht mehr richtig isst, seit du zu Hause bist?«
»Nein, Mom, mir geht’s gut. Das ist keine große Sache, wir haben uns einfach getrennt, das ist alles. Jetzt mag ich wirklich dieses Mädchen in Westport, und ich muss hinfahren und sie sehen. Kannst du mir also aushelfen?«
»Kommt sie nicht im September aufs College zurück? Kann das Wiedersehen nicht bis dahin warten?«
»Ich möchte sie lieber jetzt gleich sehen. Und ich war noch nie in New England. Sie meinte, wir könnten nach Boston fahren … Sie und ihre Familie«, fügte er rasch hinzu, als er sich an die Moralvorstellungen der damaligen Zeit und seiner Mutter Sinn für Anstand erinnerte.
»Also, ich weiß nicht…«
»Bitte, Mom. Es würde mir sehr viel bedeuten. Es ist wirklich wichtig.«
Sie schüttelte verärgert den Kopf. »In deinem Alter ist alles wichtig, alles muss jetzt gleich passieren. Dein Vater hat sich auf den Angelausflug nächste Woche verlassen. Du weißt, wie sehr…«
»Wir werden angeln gehen, wenn ich zurück bin. Sieh mal, ich muss dort hinfahren, so oder so. Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt, wo ich bin, und es wär eine große Hilfe für mich, wenn du mir außer der Reihe ein bisschen Geld leihen könntest. Wenn du nicht willst, dann …«
»Nun, du bist alt genug, um aufs College zu gehen, dann bist du auch alt genug, wegzufahren, wo immer du hinwillst. Ich mach mir bloß Sorgen um dich, das ist alles. Dafür sind Mütter da … und zum Geldleihen.« Zwinkernd öffnete sie die Geldbörse.
Jeff warf ein paar Kleidungsstücke in einen Koffer und steckte die zweihundert Dollar, die ihm seine Mutter gegeben hatte, in ein Paar aufgerollter Socken. Noch ehe sein Vater oder seine Schwester
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