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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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hat.«
    Ich grinste. »Unbedingt.«
    »Er sagt, wir wären schlimmer als eine Rotte von Meerkatzen.
    Immer würden wir nur plappern und dabei so blind durch die Gegend laufen, dass wir den Leopard erst dann bemerkten, wenn wir ihn umrennen. Und so weiter … Sie können sich den Rest selbst zusammenreimen.«
    »Trotziger kleiner Bursche, was?«
    »Allerdings. Trotzdem will er es versuchen, wenn wir darauf bestehen.«
    Ich reichte ihm meine Taschenlampe, verneigte mich und formte mit meinen Lippen das Wort ›Danke‹.
    Die Untersuchung der Halle nahm einige Zeit in Anspruch. Elieshi und ich standen wortlos nebeneinander und beobachteten Egomo bei seiner Erkundung. Er lief den ganzen Raum ab, jeder Winkel, jeder Zentimeter wurde begutachtet. Selbst der Altar wurde einer genauen Inspektion unterzogen. An einer bestimmten Stelle der Wand hielt er sich besonders lange auf. Sie lag genau zwischen den beiden Statuen, dort, wo die Wand in den Boden überging. Minutiös untersuchte er den Stein, wischte mit seinen Händen darüber und blies den Staub weg. Dann richtete er sich auf und winkte uns zu sich herüber. Elieshi lauschte aufmerksam, was er zu berichten hatte, und ihre Augen wurden dabei immer größer.
    »Was sagt er?«, drängte ich.
    »Wenn es stimmt, was er herausgefunden hat, haben wir ein Problem.«
    »Na los. Was ist es? Sagen Sie schon.«
    »Er behauptet, die Soldaten wären hier gewesen. Sie hätten schon alles durchsucht. Die Abdrücke ihrer Stiefel wären überall zu sehen.«
    Ich nickte. »Damit haben wir doch gerechnet.«
    »Warten Sie. Er sagt außerdem, es gäbe noch andere Spuren. Abdrücke von Turnschuhen, so ähnlich wie die, die ich trage. Außerdem von leichten Wanderschuhen, wie Sie sie tragen. Diese Abdrücke befinden sich aber zum großen Teil über denen der Soldaten.«
    »Wer sagt denn, dass sie nicht von uns selbst stammen?«
    »Er.«
    »Ist er sich da sicher?«
    »Wollen Sie ihn beleidigen?«
    »Lieber nicht«, entgegnete ich mit einem Blick in sein verdrießliches Gesicht. »Aber das hieße ja, jemand wäre nach den Soldaten noch hier gewesen. Wer könnte das gewesen sein? Vielleicht Eingeborene?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mit Turnschuhen? Vergessen Sie es. Die Fußspuren sind außerdem viel zu groß, um von Pygmäen zu stammen.«
    »Dann gibt es nur noch eine Möglichkeit.«
    »?«
    Der Name formte sich wie von selbst auf meinen Lippen.
    »Emily!«
    »Emily Palmbridge?« Elieshi runzelte die Stirn. »Ich muss zugeben, dass ich die Möglichkeit auch kurz in Erwägung gezogen habe. Mir kam der Gedanke aber dann doch zu abwegig vor. Viel näher liegend wäre doch, dass ein fremdes Team hier gewesen ist. Eines, von dem wir bisher nichts gewusst haben. Archäologen, Völkerkundler oder Mitglieder der WCS. Die Fußabdrücke können alles Mögliche bedeuten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Ein solches Team hätte mit Sicherheit irgendwelche Anhaltspunkte hinterlassen, beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Ganz davon zu schweigen, dass man einen solchen Fund niemals unbeaufsichtigt gelassen hätte. Nein. Emily ist hier. Ich kann ihre Anwesenheit beinahe mit Händen greifen.«
    Ein schmales Lächeln spielte um ihren Mund. »Sie mögen sie mehr, als Sie mir vorhin weismachen wollten. Sie ist nicht nur einfach eine Jugendliebe. Irgendwie hängen Sie immer noch an ihr.«
    Eine peinliche Stille trat ein. Ich kratzte mit meinem Fuß über den Boden. »Stimmt schon«, räumte ich ein. »Es gibt immer noch Nächte, in denen ich von ihr träume. Aber ich kann immer noch klar denken, wenn Sie das meinen.«
    Elieshi zuckte mit den Schultern, sagte aber nichts.
    »Kann Egomo ihre Spur im Grasland verfolgen?«
    »Ich kann ihn ja mal fragen.« Sie redete eine Zeit lang mit dem Pygmäen, und ich hatte das Gefühl, dass er ihr Dinge sagte, mit denen sie nicht gerechnet hatte. Ein Ausdruck ungläubigen Staunens erschien in ihrem Gesicht.
    »Was ist denn? Was hat er gesagt?«
    »Er sagt, das wäre leider unmöglich, denn der Regen habe alles aufgeweicht. Außerdem behauptet er, die Fußspuren würden gar nicht nach draußen führen, sie hätten diesen Raum nicht verlassen.«
    »Wie soll das gehen? Ich meine, wer auch immer diese Spuren hinterlassen hat, er wird sich wohl kaum in Luft aufgelöst haben.«
    »Nein«, sagte sie, und ihre Stimme geriet zu einem Flüstern. »Derjenige, der diese Spuren hinterlassen hat, ist immer noch hier. Und zwar hinter dieser Wand.«

29
    Zweifelnd ließ ich meine

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