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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ihre Hände mit zehn Zentimeter Abstand übereinander, »und wie es aussieht, werden wir ihn jetzt gut brauchen können.«
    »Das ist genau der Grund, warum wir uns an Sie gewandt haben«, sagte Maloney. »Sie sind nicht nur eine Kapazität in Sachen Bioakustik, sondern sind auch mit unserem Zielobjekt bestens vertraut. Eine Kombination, die weltweit einzigartig ist. Überdies sind Sie ausgesprochen hübsch, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten.« Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie er mit einer beinahe zufälligen Geste ihre Hand berührte.
    Sie lächelte, und ich spürte, wie sich in mir etwas verkrampfte. Was hier ablief, war nicht in Ordnung. Schlimm genug, dass Malcolm Elieshi über die wahre Absicht unseres Einsatzes im Unklaren ließ, jetzt begann er auch noch mit ihr zu flirten. Plötzlich öffnete sich die Tür des Restaurants, und zwei Männer betraten den Raum. Sie trugen Maßanzüge, machten aber nicht den Eindruck von Geschäftsleuten, im Gegenteil. Beide waren breitschultrig und gedrungen, und ich glaubte Schulterholster für Handfeuerwaffen unter dem feinen Stoff zu erkennen. Bodyguards, ging es mir durch den Kopf. Im nächsten Moment schwang die Tür erneut auf, und ein schmächtig gebauter älterer Mann mit einem Ziegenbärtchen kam herein. Er sah sich kurz um, wies den beiden Wachposten ihre Positionen zu und kam dann zu uns herüber. Unter seinem Arm trug er einen Aktenkoffer, den er eng, beinahe ängstlich gegen seinen Körper presste, als ob er befürchtete, einer der Gäste könnte aufspringen und ihm den Koffer entreißen. Mit leicht gebeugter Haltung blieb er mit einem Abstand von über einem Meter vor uns stehen. Verlegen hüstelnd schien er darauf zu warten, dass wir ihn zu uns an den Tisch baten. Elieshi stand auf und begrüßte ihn. »Schön, dass Sie Zeit gefunden haben, Monsieur. Meine Herren, darf ich Ihnen Staatssekretär Jean Paul Assis vorstellen, den Leiter des Forschungsministeriums«, sagte sie in ungewöhnlich offiziellem Tonfall. Sie konnte also auch anders, wenn sie wollte, dachte ich belustigt.
    »Dies sind Mr. Maloney, Mr. Sixpence, die schon gestern eingetroffen sind, und Mr. Astbury, der erst heute zu uns gestoßen ist.«
    Der Beamte nickte unmerklich und räusperte sich. »Ah, Mr. Astbury. Wie ich hörte, gab es Schwierigkeiten bei Ihrer Einreise.«
    »Nun, ich …«
    »Wirklich unverzeihlich, was da geschehen ist. Ich möchte mich ganz offiziell im Namen unseres Präsidenten bei Ihnen entschuldigen und Ihnen versichern, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird.«
    Stewart Maloney ergriff das Wort und begrüßte unseren Gast in gewohnt weltmännischer Art. »Vielen Dank, Monsieur. Das war nicht weiter schlimm. Mademoiselle n’Garong hat die Situation, wie Mr. Astbury uns berichtet hat, souverän gemeistert«, fügte er mit einem Lächeln hinzu. »Aber möchten Sie sich nicht zu uns setzen? Es wäre uns eine Ehre.«
    »Sehr gern«, nickte Assis, und Elieshi zog den Stuhl am Kopfende des Tisches vor. Der Beamte setzte sich, wobei er tunlichst auf seinen feinen Anzug achtete. »Ich möchte Sie nicht lange stören und hoffe, wir können das Geschäftliche regeln, ehe Ihr Essen kommt.«
    »Was möchten Sie essen?«, fragte Elieshi, die sich wieder an ihren Platz gesetzt hatte. »Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns Gesellschaft leisteten.«
    »Nein, vielen Dank. Ich bin heute Abend beim amerikanischen Botschafter und seiner reizenden Gattin zu Gast. Außerdem verträgt mein Magen die Schärfe der vietnamesischen Küche nicht mehr. Aber ich danke Ihnen für die Einladung.« Seine perfekt manikürten Hände legten den Aktenkoffer auf den Tisch und ließen die Schlösser aufschnappen. »Der Grund meiner Anwesenheit …«, begann er und sprach dabei so leise, dass wir alle ein Stück näher rückten, »… ist folgender. Lady Palmbridge rief mich heute Morgen an und sicherte mir eine weitere beträchtliche Summe zu, wenn ich alles, was in meiner Macht steht, in die Wege leite, um Ihnen eine erfolgreiche Expedition und eine sichere Heimkehr zu ermöglichen.«
    Ich atmete auf. Anscheinend wollte man uns Unterstützung geben. Ich musste gestehen, dass mir die Aussicht, allein mit Sixpence und Maloney gegen das Monster anzutreten, seit jeher nicht behagt hatte, und die Aussicht, einen bewaffneten Begleitschutz zur Seite gestellt zu bekommen, ließ Hoffnung in mir aufkeimen.
    Indessen fuhr Assis fort: »Lady Palmbridge bat mich, darauf zu achten, dass dem Forschungsobjekt

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